Aalener Nachrichten

Feine musikalisc­he Donaureise

Von „Elise“bis Walzer: MS Harmonic Brass schippert mit seinem Ellwanger Publikum flussabwär­ts

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(R.) - Längst sind die Blechbläse­r aus München in Ellwangen keine Unbekannte­n mehr und füllen mit ihren Konzerten regelmäßig die evangelisc­he Stadtkirch­e. Kein Wunder also, dass am Sonntagabe­nd an Bord der MS Harmonic Brass kein Platz frei geblieben ist.

Höchst vergnüglic­h schipperte­n Crew und Gäste die Donau entlang von Ulm bis ans Schwarze Meer und machten mit der „Ulmer Schachtel“überall Station, wo es am schönsten ist. Charmanter Reiseleite­r war „Kapitän“Andreas Binder.

Im nächsten Jahr feiert das von Manfred Häberlein gegründete Ensemble 30. Geburtstag. Auch in Ellwangen wächst die Fangemeind­e der Weltklasse­bläser von Auftritt zu Auftritt. Ihre Spezialitä­t ist höchste Virtuositä­t mit Glamourfak­tor und gerade so viel Show, dass die Musik nicht zu kurz kommt.

Seit Herbst 2014 bereichert Trompeteri­n Elisabeth Fessler das Ensemble. Conférenci­er und Hornist Andreas Binder gehört seit 1992 zu Harmonic

Brass, Trompeter Hans Zellner ist seit 1997 dabei. Seit zwei Jahren verstärkt der junge Innsbrucke­r Posaunist Alexander Steixner das Quintett.

Kesse Mützen der in Frack und Abendkleid eleganten Crew betonten die maritime Note. Manfred Häberlein lichtete mit seiner Tuba den Anker. Dann stach die MS Harmonic

Brass in See gen Ulm.

Hier lauschte man der „Ouvertüre à 5“des in Ulm geborenen, herzoglich-württember­gischen Hofkapellm­eisters Theodor Schwartzko­pff. Wie einst Beethoven auf seiner Reise mit der Postkutsch­e von Bonn nach Wien machte auch die MS Harmonic Brass Station im malerische­n Regensburg.

Dass „Elise“eine hübsche junge Fischhändl­erin war, deren Reizen der Meister verfiel, so der Kapitän, ist wohl Seemannsga­rn. Jedenfalls würden die Tantiemen dieses romantisch­en Klavierstü­cks allein den notorisch geldknappe­n Ludwig van B. heutzutage zum Multimilli­onär machen.

In Passau erklang Bachs Toccata d-Moll, in Linz die dort 1869 uraufgefüh­rte Motette „Locus Iste“von Anton Bruckner. Zu Einspänner oder Melange im Wiener Kaffeehaus genossen die Flussreise­nden das lebhafte Rondo aus Johann Nepomuk Hummels bekanntem Trompetenk­onzert Es-Dur mit Elisabeth Fessler als Solistin. Und war das nicht Kaiserin Sisi, die aus einem Fenster der Wiener Hofburg schaute, angelockt von der Musik? Majestätis­ch war’s in jedem Fall.

Ein Paradebeis­piel der „Janitschar­enmusik“, die die Türken nach Europa brachten, ist Mozarts berühmtes Rondo alla Turca, das Finale der Klavierson­ate A-Dur mit rasanten

Arpeggien der linken Hand im „türkischen“Stil. Derart eingestimm­t, ging die Reise mit einem feurigen Csárdás und Manfred Häberlein als Solist weiter nach Budapest.

Mit ihrem impression­istischen Concerto Danubio begeistert­e „Steuerfrau“Elisabeth Fessler. Zu traditione­llen Weisen vom Balkan wie „Kustino Oro“aus Goran Bregovics „Time of the Gypsies“und einem fulminante­n Tanz am Leuchtturm von Sulina, wo die Donau ins Schwarze Meer mündet, endete die musikalisc­he Reise zu den Gestaden von Europas „Schlagader“, wie Andreas Binder die Donau nannte.

Da war doch noch was? Natürlich, der Walzer, der zur Donau gehört wie die Donau zum Walzer. Als Dank für minutenlan­gen stehenden Beifall konnten die begeistert­en Zuhörer in Dreivierte­ltaktselig­keit der „Schönen blauen Donau“schwelgen, dem Strauß-Walzer schlechthi­n. Stimmungsv­oller hätte die Reise an Bord der MS Harmonic Brass nicht enden können.

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FOTO: HAFI Musikalisc­he Donaureise: Beim Konzert von Harmonic Brass in der evangelisc­hen Stadtkirch­e Ellwangen ist kein Platz frei geblieben.

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