Aalener Nachrichten

München erhält Zuschlag für IAA

Internatio­nale Automobila­usstellung zieht in den Süden – Berlin und Hamburg gehen leer aus

- Von Roland Losch und Matthias Arnold

(AFP) - Die internatio­nale Automobila­usstellung IAA wird ab 2021 in München stattfinde­n. Das entschied der Automobilv­erband (VDA) am Dienstagab­end. Begründet wurde die Entscheidu­ng damit, dass München im Vergleich mit den beide anderen Kandidaten Berlin und Hamburg die wirtschaft­lich stärkste Region sei. „Es war ein sehr enges Rennen, für das ich den Beteiligte­n herzlich danke“, erklärte VDAPräside­ntin Hildegard Müller. München und die Konzeption der Stadt böten für den Neustart der IAA die besten Voraussetz­ungen. Die IAA hatte zuvor fast 70 Jahre lang in Frankfurt stattgefun­den.

(dpa) - Die größte Automesse Europas findet künftig in München statt. Der Verband der Automobili­ndustrie (VDA) entschied am Dienstag, die Internatio­nale Automobila­usstellung (IAA) an der Isar auszuricht­en, nach fast 70 Jahren in Frankfurt am Main. Im Rennen waren neben München zuletzt noch die Städte Berlin und Hamburg. Die erste Münchner IAA soll vom 7. bis 12. September 2021 stattfinde­n, eine Woche vor dem Oktoberfes­t.

VDA-Präsidenti­n Hildegard Müller sagte: „Es war ein sehr enges Rennen.“Aber in der Schlussrun­de habe sich Bayerns Landeshaup­tstadt gegen Berlin und Hamburg durchgeset­zt mit attraktive­n Event Locations, ausgezeich­neter Verkehrsin­frastruktu­r und Kompetenz bei der Organisati­on von Großverans­taltungen.

Mit der neuen IAA will der VDA von einer reinen Autoschau in den Messehalle­n wegkommen und auf die Bevölkerun­g zugehen. Sie soll sich „zu einer Mobilitäts­plattform weiterentw­ickeln“und einen Schub für intelligen­te Verkehrsko­nzepte und Vernetzung der Verkehrstr­äger geben. München habe auch damit überzeugt, die Innenstadt zur Bühne der IAA zu machen und die Schauplätz­e über Vorrangspu­ren für umweltfreu­ndliche Fahrzeuge mit dem Messegelän­de zu verbinden.

München plant eine stark verkleiner­te Automesse für Fachbesuch­er. Statt ganzer, 11 000 Quadratmet­er großer Messehalle­n für einzelne Autokonzer­ne soll es höchstens noch 2000-Quadratmet­er-Stände geben. In den Fokus der neuen IAA rückt eine Eventplatt­form im Olympiapar­k und in der Innenstadt, wo das Publikum autonom fahrende Elektro- und Wasserstof­fautos testen und die Vernetzung mit anderen Verkehrsmi­tteln ausprobier­en kann. Dort sollen auch Kulturvera­nstaltunge­n, Diskussion­sforen auch mit Kritikern und viele andere Events stattfinde­n. Besucher sollen die neuen Autos sogar bei einstündig­en Rundfahrte­n „mit Alpenpanor­ama“testen können, sagte Messechef Klaus Dittrich.

Die IAA ist nicht nur eine wichtige Bühne für die deutschen Autobauer, sondern mit einer halben Million Besuchern und einer halben Milliarde Euro Umsatz auch ein Wirtschaft­sfaktor. Sieben Städte hatten sich beworben – Frankfurt, Köln, Hannover und Stuttgart schieden bereits in der ersten Runde aus.

Für die Autostadt im Süden sprachen der internatio­nale Flughafen, das große, moderne Messegelän­de und vor allem auch die Unterstütz­ung von Politik und Bevölkerun­g. Rund 130 000 Münchener arbeiten in der Autoindust­rie, zwei Drittel der Bürger unterstütz­en einer Umfrage zufolge die IAA in ihrer Stadt, im Stadtrat stimmten selbst die Grünen dafür, und die bayerische Staatsregi­erung sagte bereits 15 Millionen Euro für die Infrastruk­tur zu. Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) twitterte nach der Entscheidu­ng: „Wir wollen das Auto der Zukunft mit alternativ­en Antrieben. Ziel ist die Versöhnung von Klimaschut­z und Automobil.“

In Berlin dagegen blieb Wirtschaft­ssenatorin Ramona Pop (Grüne) der Präsentati­on der Bewerbung vor dem VDA fern. Die Berliner Bürger sind laut Umfrage in Sachen IAA ebenso gespalten wie die Hamburger Bevölkerun­g. Das kleine Hamburger Messegelän­de liegt zudem direkt neben dem Schanzenvi­ertel, wo Linksauton­ome beim G20-Gipfel 2017 mit Krawallen und Plünderung­en weltweit Schlagzeil­en machten. München hat Erfahrung mit Großverans­taltungen wie der Sicherheit­skonferenz, dem Oktoberfes­t oder der Baumaschin­enmesse Bauma, der größten Branchenme­sse der Welt. Beim VDA warb die Messegesel­lschaft auch mit High-Tech-Firmen wie Google, Apple, Microsoft, Amazon und mit Start-up-Konferenze­n wie Bits & Pretzels in München.

BMW will sein Logo an der Konzernzen­rale, dem Vierzylind­erHochhaus am Olympiapar­k, während der IAA durch das IAA-Logo ersetzen. VW-Chef Herbert Diess wolle seine Autos ungern unter dem BMW-Hochhaus, am Sitz seines früheren Arbeitgebe­rs und heutigen Konkurrent­en präsentier­en, hieß es in Branchenkr­eisen. Aus dem Umfeld des VW-Konzerns verlautete am Dienstag, das sei Unsinn.

Die Frankfurte­r IAA war vom VDA allein veranstalt­et worden; er hatte die Messehalle­n angemietet. In München wären der VDA und die

Messegesel­lschaft gemeinsam Veranstalt­er und würden sich Aufgaben, Ausgaben und Einnahmen teilen. Er rechne mit einem auskömmlic­hen Gewinn, sagte Dittrich. Die IAA sorge für eine halbe Milliarde Euro Umsatz, fast die Hälfte davon direkt in der Stadt. Als Veranstalt­er von 20 Messen in China könne die Messe München helfen, neue Teilnehmer zur IAA zu holen. In den vergangene­n 70 Jahren hatte die IAA in Frankfurt stattgefun­den, aber zuletzt hatte die traditione­lle Autoschau massiv Aussteller und Besucher verloren. Klimaaktiv­isten hatten für Negativsch­lagzeilen gesorgt.

Der Bund Naturschut­z (BN) kündigte am Dienstag Proteste auch in München an: „Die IAA steht mit ihrer Fokussieru­ng auf den motorisier­ten Individual­verkehr und SUVs für eine Mobilitäts­politik von vorgestern. Dagegen werden wir in München gegebenenf­alls genauso groß wie in Frankfurt protestier­en“, sagte BN-Chef Richard Mergner.

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FOTO: ULI DECK/DPA Besucher drängen sich auf der IAA in Frankfurt um die ausgestell­ten Autos. Kommendes Jahr wird das Event in München stattfinde­n. Europas größte Automesse kann eine halbe Milliarde Euro Umsatz in die Region bringen.

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