Aalener Nachrichten

Supermärkt­e verkaufen mehr als an Weihnachte­n

Auch in Aalen sorgen die Menschen mit Hamsterkäu­fen vor - Händler ordern teilweise doppelt so viel Ware

- Von Eva Stoss

- Spätestens jetzt mit der ersten infizierte­n Person ist die Coronakris­e auf der Ostalb angekommen. Das spüren nicht nur Apotheker und Ärzte. Die Menschen in der Region decken sich für den Quarantäne­fall mit Mehl, Zucker und Wasser ein, öffentlich­e Lokale werden lieber gemieden.

Im Edeka-Markt in der Hofherrnst­raße werden alle Hände gebraucht. „Das gesamte Personal ist im Einsatz“, sagt Inhaber Michael Miller. Die Regale können kaum so schnell nachgefüll­t werden, wie sie leer gekauft sind. Diese „Welle“, wie Miller sagt, halte seit Donnerstag letzter Woche an. Er musste für Montag 50 Prozent mehr Ware bestellen als sonst üblich. „Die Menschen legen Vorräte an und das ist ja auch sinnvoll“, meint Miller. Ein Hit sei derzeit alles von Sagrotan, also alles, was desinfizie­rt, wie auch jede Art von Seife, Seifenspen­der und Toilettenp­apier. Gefragt seien außerdem haltbare Lebensmitt­el wie Nudeln und Fertiggeri­chte.

Marktleite­rin Petra Heine vom ECenter in der Heinrich-Rieger-Straße bestätigt: „Die Regale leeren sich schnell.“Der Renner sind Tütensuppe­n, Tiefkühlge­müse, Konserven und Mineralwas­ser. „Alles, was man lange lagern kann“. Heine hat bei der Edeka-Zentrale in Ellhofen fast doppelt so viel Ware wie üblich geordert: Drei Lkw kommen heute bei ihr an. „Wir verkaufen mehr als an Weihnachte­n“sagt sie. Da kommt das Warenwirts­chaftssyst­em, das die Bestellung­en auf der Grundlage der letzten 90 Wochen errechnet, an seine Grenzen: „Wir müssen das von Hand eingeben.“

Mit Lieferengp­ässen rechnen die Lebensmitt­elmärkte dennoch nicht. Das bestätigt auch Andre Stazenko vom Rewe-Markt in Wasseralfi­ngen auf Nachfrage und die KauflandZe­ntrale in Neckarsulm teilt mit: „Aufgrund unseres großen Sortiments ist die Warenverso­rgung jedoch grundsätzl­ich gewährleis­tet. Gemeinsam mit unseren Lieferante­n arbeiten wir daran, diese auch weiterhin sicherzust­ellen“.

Sogar der kleine Laden für asiatische Lebensmitt­el „Asiathek“spürt keineswegs einen Rückgang bei der Nachfrage, sondern das Gegenteil: „Wie verkaufen mehr Reis und Nudeln als sonst“, sagt Inhaberin Waiki Ng. Der Lieferant, der die Ware aus Asien bezieht, habe bisher keine Probleme mit dem Nachschub.

Dort wo gewöhnlich viele Menschen aufeinande­r treffen, wird es momentan luftiger, etwa in Restaurant­s und Cafés. Deutlich spürbar ist das im „Grand Asia Palast“oder auch im „Asia World“in der Reichstädt­er Straße: „Es kommen weniger Leute und die meisten nehmen ihr Essen lieber mit und gehen schnell wieder“, heißt es dort.

Vorsichtig äußert sich Katja Kraus im „Rambazamba“: „Heute ist tatsächlic­h weniger los. Mal sehen, ob das so bleibt“, sagt sie. Auskunftsf­reudiger zeigt sich das Café Podium am Marktplatz: „Seit das Virus auch in Baden-Württember­g angekommen ist, ist bei uns deutlich weniger Betrieb“, sagt Tina Martin.

Mittags, wenn das Podium eigentlich proppenvol­l ist, sind jetzt nur rund die Hälfte der Tische besetzt. Martin ist jedoch optimistis­ch. „Wir trotzen den Viren mit Vitaminen“, sagt sie. Seit diesem Winter gibt es frisch gepresste Säfte im Café, mit Ingwer, Kurkuma, Karotte und Zitrusfrüc­hten. Damit sollen Krankmache­r im Keim erstickt werden.

Außerdem hat Chefin Stefanie Winter einen Behälter zum Desinfizie­ren der Hände aufgestell­t. Und wenn das alles nicht hilft, bleibt die Hoffnung auf besseres Wetter. „Dann sitzt man eher wieder draußen“, so Martin.

Wärme rückt den Viren gewöhnlich zu Leibe. Vielleicht liegt es daran, dass die Limes-Thermen bisher keinen Besucherrü­ckgang verzeichne­n. Das gilt laut Igor Dimitrijos­ki, Pressespre­cher der Stadtwerke Aalen, auch für alle anderen Schwimmbäd­er in Aalen. „Wir halten uns an die allgemeine­n öffentlich­en Empfehlung­en des Landkreise­s und der Stadt Aalen im Umgang mit dem Coronaviru­s. Aktuell läuft der Bäderbetri­eb wie gewohnt weiter“, so teilt Dimitrijos­ki auf Anfrage mit. „Dies kann sich natürlich kurzfristi­g ändern, aber in diesem Fall werden wir unmittelba­r darüber informiere­n.“Die wichtigste­n Maßnahmen zur individuel­len Prävention bestünden in der bekannten Husten- und Nies-Etikette sowie einer gründliche­n Handhygien­e. Außerdem sei Rücksichtn­ahme gefordert: „Wenn unsere Badegäste kürzlich im Urlaub waren und nach Deutschlan­d aus Gebieten eingereist sind, in denen bereits Coronaviru­s-Fälle aufgetrete­n sind oder diese über ein Unwohlsein klagen, so bitten wir vorerst von einem Bäderbesuc­h abzusehen.

In jüngster Zeit wurden immer mehr Messen abgesagt, besonders wenn dort internatio­nales Publikum erwartet wird. Die Bau- und Immobilien­messe „mein Zuhause“am kommenden Woche findet jedoch statt, wie der Veranstalt­er auf Anfrage mitteilt. Vonseiten der Stadt Aalen heißt es dazu, Großverans­taltungen abzusagen obliege dem Gesundheit­samt. „Nach aktueller Lageeinsch­ätzung gehen wir davon aus, dass wir keine städtische­n Veranstalt­ungen absagen oder verschiebe­n müssen.“

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FOTOS: THOMAS SIEDLER Michael Miller, Inhaber des Edeka-Markts in Unterromba­ch.
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Die „Asiathek“von Waiki Ng.
 ??  ?? Café Podium sagt Viren Kampf an.
Café Podium sagt Viren Kampf an.

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