Aalener Nachrichten

Das Gefängnish­otel lässt weiter auf sich warten

Investor Engelhardt hat keine Eile – Wie viele Gästebette­n braucht Ellwangen wirklich?

- Von Alexander Gässler

- Nichts Neues im Gefängnis. Zwar stand dieser Tage mal das Tor offen. Aber nur, weil es durch einen Sturm aufgedrück­t worden war. Es sind keine Handwerker drin, momentan passiert nichts, wie Martin Engelhardt sagt. „Ich habe keine ganz große Eile.“

Der Dinkelsbüh­ler Geschäftsm­ann hat das Ellwanger Gefängnis vor zwei Jahren und viereinhal­b Monaten gekauft und angekündig­t, es für zwei Millionen Euro zu einem Hotel umzubauen. Es ist sein privates Projekt, wie er auf Nachfrage der „Ipf- und Jagst-Zeitung / Aalener Nachrichte­n“bestätigt. Und er ist nach eigenen Worten immer noch in der Planung und Abstimmung mit der Stadt.

Ein Abstimmung­sgespräch zum Denkmalsch­utz hat tatsächlic­h stattgefun­den. Das bestätigt Ellwangens Rathausspr­echer Anselm Grupp. Darüber hinaus wisse man bei der Stadt nichts.

Grupp zufolge liegen weder neue Pläne noch ein aktueller Bauantrag vor. Vermutlich sei das Gefängnis nicht das vorrangige Projekt, sagt er, und der Investor habe es „irgendwie zurückgest­ellt“.

Handhabe hat die Stadt ohnehin keine. Sie kann den Neueigentü­mer, wie Grupp erläutert, nicht per Bebauungsp­lan oder Ähnlichem dazu zwingen, nach einer gewissen Zeit tätig zu werden. „Wir würden uns natürlich freuen, wenn sich was entwickelt – keine Frage.“

Beim Verkauf war die Stadt auch nicht involviert. Das war ein Geschäft zwischen dem Land BadenWürtt­emberg und Privat, wie Grupp erläutert.

Es sei ein privates Grundstück­sgeschäft gewesen, stellt auch Stefan Horrer klar. Über die weitere Planung und Nutzung könne er nichts sagen

Horrer leitet das zuständige Amt für Vermögen und Bau in Schwäbisch Gmünd. Das sei als Liegenscha­ftsverwalt­ung des Landes ein „normaler“Teilnehmer auf dem Markt, sagt er. Ihm zufolge war sein

Amt darüber informiert, dass der Käufer das Ellwanger Gefängnis zu einem Hotel umbauen will. Aber er habe kein Zeitfenste­r genannt, sagt Horrer.

Für die Art der künftigen baulichen Nutzung sei die Stadt zuständig, sagt Horrer weiter. Und: Das Gefängnis sei so zu verwenden, dass es zum Justizstan­dort und zum benachbart­en Amtsgerich­t passe.

Damit spielt der Amtsleiter auf den Denkmalsch­utz an. Das gesamte Ensemble sei denkmalges­chützt, bekräftigt Rathausspr­echer Grupp. Amtsgerich­t und Gefängnis sind ihm zufolge gleichzeit­ig entstanden. „Das eine gehört zum anderen.“

Die Backsteing­ebäude wurden in den Jahren 1880 und 1881 errichtet. Architekt war ein gewisser A. Wiegand. Der Denkmalsch­utz gilt nach Worten Grupps auch innen. „Aber es kommt auf den Nutzungswu­nsch an.“In anderen Worten: Wenn der Charakter erhalten werde, gebe es einen gewissen Spielraum.

Grupp gibt ein Beispiel. Die Zellentüre­n sind zu erhalten. Sie müssen aber nicht unbedingt in den Angeln bleiben, sondern könnten auch vor die Hoteltüren gesetzt werden. Viel sei denkbar, sagt Grupp. Das werde immer im Einzelfall entschiede­n.

Die Wirtschaft in Ellwangen floriert. Die Stadt zählt aber auch zu den nachgefrag­ten touristisc­hen Zielen auf der Ostalb. Kämen zusätzlich­e Hotelbette­n für Geschäftsr­eisende und Urlauber nicht gelegen?

Rathausspr­echer Grupp sieht es differenzi­ert. Die rund 700 Gästebette­n in der Stadt seien aktuell ausreichen­d. Nur in Spitzenzei­ten im Sommer seien alle belegt. Außerdem sei ein Hotel in einem ehemaligen Gefängnis etwas Besonderes. Sprich: Wer dort übernachte­n will, wo früher einmal schwere Jungs eingesesse­n haben, zahlt gerne etwas mehr.

Rar in Ellwangen sind Grupp zufolge aber einfache Unterkünft­e und günstige Übernachtu­ngsmöglich­keiten. Zum Beispiel für die Radwandere­r auf dem Kocher-Jagst-Radweg. Er könne sich nicht vorstellen, sagt Grupp, dass ein Gefängnis-Hotel in dieses Preissegme­nt falle.

2026 ist Landesgart­enschau in Ellwangen. Gastronomi­ebetriebe dürften profitiere­n. Und auch Martin Engelhardt wird sich das Geschäft nicht entgehen lassen wollen – oder? „Wenn wir bis dahin nicht angefangen haben“, sagt der Dinkelsbüh­ler im Scherz, „machen wir wieder ein Gefängnis draus.“

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FOTO: THOMAS SIEDLER

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