Hygiene wird in Schulen und Kitas groß geschrieben
Klassenfahrten werden zur Herausforderung – Schüler sollen oft Hände waschen – Viele Anrufe gehen ein
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AALEN - Auch in Schulen und Kindergärten in der Region gelten strenge Vorsichtsmaßnahmen. Unsere Umfrage zeigt: Die Verantwortlichen gehen umsichtig vor, von Hysterie ist keine Rede. In allen Einrichtungen läuft der Betrieb weiter. Doch die Einstufung Südtirols erst als Risikogebiet und kurz darauf als Nicht-Risikogebiet hat auch irritiert.
Von den Faschingsferien hatte der Schulleiter des Aalener TheodorHeuss-Gymnasiums (THG), Christoph Hatscher, nicht allzu viel. Da am vergangenen Sonntag der Austausch in die französische Partnerstadt nach Saint-Lô anstand, sei er ab Freitag ständig in Rücksprache mit dem Gesundheitsamt gewesen. Als das Landratsamt die Empfehlung ausgesprochen habe, dass Reiserückkehrer aus Südtirol am Montag nicht die Schule besuchen sollen, sei guter Rat teuer gewesen. Immerhin war Hatscher zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt, wie viele Schüler, die am Austausch teilnehmen, in der nördlichen Provinz Italiens ihre Ferien verbracht hatten. Und der Bus nach Saint-Lô sollte sich am Sonntag um 5.30 Uhr in Marsch setzen.
Um abzuklären, dass kein Schüler aus Südtirol im Bus sitzt, habe Hatscher alle Eltern kontaktiert und sie überdies vor der Abfahrt eine Erklärung unterschreiben lassen. Letztlich startete der Bus dann planmäßig mit 47 Schülern Richtung Aalens Partnerstadt.
Diejenigen 20 Schüler, die in Südtirol im Urlaub waren, wurden am Montag nach Hause geschickt, auch vier Kollegen musste daheim bleiben. Dies habe zu einem personellen Engpass geführt. Vereinzelt habe es auch Anrufe von Eltern gegeben, die sich beschwerten, dass ihre Kinder nicht zur Schule kommen durften.
Unterm Strich kritisiert Hatscher, dass das Robert-Koch-Institut (RKI) mit seinen Daten hinterherhinke. Auch am Wochenende sollten seiner Ansicht nach diese aktuell eingestellt werden. Er verstehe auch nicht, warum das RKI Südtirol bislang nicht als Risikogebiet eingestuft hat, vor allem, da immer mehr Fälle bekannt werden, dass Infizierte ihren Urlaub dort verbracht haben.
Hygiene werde auch im THG groß geschrieben. Wenngleich dies bei 800 Schülern nur schwer durchzuhalten sei. Vor allem in den Unterstufen sei es schwierig, die Kinder nach jedem Verlassen der Klassenräume dazu zu bewegen.
„Und in der der großen Pause wollen die Schüler auch nicht die Hälfte der Zeit am Waschbecken verbringen, sondern spielen und sich ein Brötchen holen“, sagt Hatscher. Der gestiegene Seifenverbrauch auch in den Toiletten, in denen überdies Zettel hängen, die über das richtige Händewaschen informieren, zeige allerdings auch, dass nicht alle Appelle ins Leere gehen.
Der Erasmus-Austausch mit Griechenland wurde vom KopernikusGymnasium in Wasseralfingen
(KGW) abgesagt. Die Schülerinnen und Schüler wären am Montag dorthin geflogen, sagt der Schulleiter und geschäftsführende Schulleiter der Aalener Gymnasien, Michael Weiler. Er habe auch ein Schreiben aufgesetzt, in dem er an die Abiturienten appelliert, ihre Osterferien so zu gestalten, dass sie keinem Risiko ausgesetzt sind. Immerhin beginnen unmittelbar danach die Abiturprüfungen. Er setzt auf die Vernunft der Oberstufenklassen, dass sie möglichst auf Skireisen oder anderen Urlaub verzichten.
Großer Wert werde im KGW auch auf die Hygiene gelegt. Am Montag seien in allen rund 27 Klassenzimmern Seifenspender an den Waschbecken angebracht worden. Darüber hinaus hätten alle Lehrerinnen und Lehrer über Hygienevorschriften aufgeklärt. Dazu gehöre neben dem regelmäßigen Händewaschen auch das Niesen in die Armbeuge. Darüber hinaus wurden vor allem die Schülerinnen darum gebeten, bei der Begrüßung untereinander enge Umarmungen oder das Küssen auf die Wange zu unterlassen. Auch das Kollegium verzichte auf das Händeschütteln, sagt Weiler. Auch auf Kleinigkeiten werde geachtet. So werden von den Schülern und Lehrern benutzte Telefone etwa im Sekretariat nach jedem Gespräch mit Infektionstüchern abgerieben.
Im Waldorf-Kindergarten in Aalen will man die Kinder nicht durch spezielle Maßnahmen verunsichern. „Corona wird nicht verbal thematisiert“, sagt Erzieherin Ulrike Oberst, die auch in der Leitung der Einrichtung ist. Die Kinder lernten durch das Vorbild der Erwachsenen, Hygiene werde grundsätzlich sehr ernst
genommen: „Wenn wir einem Kind die Nase putzen, waschen wir uns hinterher die Hände, gemeinsam mit den Kindern.“52 Kinder in drei Gruppen werden in der Kita betreut. Ein Aushang an der Eingangstür informiert die Eltern über die Einschränkungen, in welchen Fällen Kinder nicht gebracht werden dürfen. Eine Schwierigkeit seien die wechselnden Vorgaben: Am vergangenen Sonntag wurde Südtirol vom Landratsamt als Risikogebiet definiert, einen Tag später wurde das wieder zurückgenommen. „Dann bringen die betreffenden Eltern ihre Kinder natürlich wieder.“
Vorsicht, aber keine Panik, so beschreibt Ulla Holzner, Leiterin des evangelischen Kindergartens Peter
und Paul den Umgang mit dem neuen Virus. „Am Montag gab es Anrufe besorgter Eltern, ob die Kita überhaupt geöffnet hat“, sagt Holzner. Der Betrieb laufe normal weiter, die Kita sei nicht weniger besucht als sonst um diese Jahreszeit. „Den Kindern Hygiene beizubringen ist ja unser tägliches Geschäft. Wir achten jetzt besonders darauf, wie lange die Kinder ihre Hände waschen.“Die Einrichtungen seien von den Behörden und von der Stadt Aalen rundum gut informiert worden, aber im Team gebe es auch Ängste. Eine Familie war in den Ferien in Südtirol, habe laut Holzner jedoch ihr Kind von sich aus zu Hause gelassen, obwohl die Region nicht als riskant gilt. Fraglich sei im Moment, wie mit Veranstaltungen umgegangen werden soll, ob sich die Kita wieder am Osterbasar des Samariterstifts beteiligen wird.