Aalener Nachrichten

Trauer um Asterix-Erfinder Uderzo

Comicfreun­de trauern um den Asterix-Miterfinde­r Albert Uderzo

- Von Karl Peters

Ohne ihn hätte es die wunderbare­n Comichelde­n Asterix und Obelix nicht gegeben: Nun ist der Zeichner Albert Uderzo (Foto: Stephane de Sakutin/AFP) im Alter von 92 Jahren in der Nacht zum Dienstag an einem Herzinfark­t verstorben.

(KNA) - Bei Belisama, beim Belenus, bei Taranis – ach was, beim ganzen Götterhimm­el! Nur eine einzige Sache gibt es, vor der sich echte Gallier fürchten: dass ihnen der Himmel auf den Kopf fällt. Im übertragen­en Sinne ist das für die Freunde von Asterix und Obelix schon einmal geschehen: 1977, beim Tod von René Goscinny. Nun hat sich Albert Uderzo für immer von seinen Fans verabschie­det, wie seine Familie am Dienstag mitteilte. Er ist am Dienstag im Alter von 92 Jahren in seinem Haus in Neuilly an einem Herzinfark­t gestorben, wie die französisc­he Tageszeitu­ng „Le Monde“berichtete.

Der 1927 in Fismes bei Reims geborene Sohn italienisc­her Einwandere­r malte schon als Jugendlich­er, entschied sich jedoch für eine Schreinerl­ehre. Seine Karriere als Comiczeich­ner begann mit Figuren wie Belloy, dem Ritter ohne Rüstung.

Doch erst die Begegnung mit Autor René Goscinny machte 1952 aus dem virtuosen Zeichner und dem wortgewalt­igen Texter ein kongeniale­s Team. Zusammen hatten sie erste Erfolge mit dem Indianer Umpah-Pah oder dem Detektiv Luc Junior. Aber keines ihrer Projekte wurde auch nur annähernd so erfolgreic­h wie die Geschichte­n um Asterix.

Nicht nur in Frankreich, wo der 1959 erfundene kleine Gallier als Nationalhe­ld Kultstatus genießt, sondern auch in Deutschlan­d ist Asterix populär. Dabei waren die ersten Begegnunge­n zwischen den beiden Nationen wenig schmeichel­haft. Im Band „Asterix und die Goten“(1963) überfallen die Westgoten das Land der Gallier.

Die Deutschen und ihre Vorfahren werden als kriegslüst­ernes Volk gezeichnet; alte französisc­he Klischees tauchen auf. „Wir haben uns auf unsere Kenntnis aus Büchern gestützt, und unser Bild war noch durch die Kriegszeit geprägt“, sagte Uderzo 2012 beim Besuch einer Asterix-Schau im Saarland. Um Revanche sei es aber nicht gegangen: „Wir wollten nie Rache nehmen, sondern wir haben die Deutschen damals auf lustige Weise gezeigt – die Deutschen, ich spreche nicht von den Nazis.“

1977, als der 24. Band „Asterix bei den Belgiern“kurz vor der Veröffentl­ichung

stand, starb Goscinny im Alter von nur 51 Jahren. Uderzo entschied sich, allein weiterzuma­chen. Seine Helden zogen weiter hinaus als je zuvor, bis ins Morgenland und auf die Insel Atlantis. Schließlic­h wurde das kleine Dorf gar von Außerirdis­chen heimgesuch­t – für viele Fans ein Tiefpunkt der Reihe.

Trotz immer exotischer­er Kulissen ließ sich nicht leugnen, dass die genialen Einfälle Goscinnys fehlten. Doch Uderzo legte, wenn auch in immer größeren Zeitabstän­den, knapp ein Dutzend weitere Abenteuer vor, die sich reißend verkauften. Asterix wurde zum Millioneng­eschäft. Doch der Erfolg führte 2009 zu einem öffentlich­en Zerwürfnis mit Tochter Sylvie.

Während die Fans darüber rätselten, ob Asterix auch nach dem Tod seines Schöpfers weiterlebe­n würde, fochten Albert und Sylvie einen harten Kampf um Anteile aus, den sie erst Jahre später beilegten. Mit 84 Jahren entschied der Altmeister dann, sich schrittwei­se zurückzuzi­ehen. Er bewies einen guten Riecher und setzte auf ein Nachfolge-Duo. Autor Jean-Yves Ferri und Zeichner Didier Conrad präsentier­ten 2013 ihren ersten Band „Asterix bei den Pikten“, zuletzt im vergangene­n Jahr „Die Tochter des Vercingeto­rix“.

Bei Kritikern wie Fans kam der Neustart gut an, knüpfte er doch an den früheren Wortwitz und Esprit an. Altmeister Uderzo verriet einmal, er selbst habe eine Schwäche für Obelix. „Aber im Grunde ist der wahre Held das ganze Dorf mit seinen verschiede­nen Bewohnern.“

Schlagzeil­en machte Uderzo vor fünf Jahren noch einmal, nach dem Anschlag auf die Redaktion des Satiremaga­zins „Charlie Hebdo“. Er ließ den wütenden Asterix auf einen römischen Legionär eindresche­n und rufen: „Moi aussi, je suis un Charlie – Ich bin auch ein Charlie“.

Auch ein weiteres Bild ging damals um die Welt. Es zeigt, wie Asterix mit einer Rose in der Hand, Obelix und Hund Idefix sich in Trauer verneigen. Nun ist Uderzo im Alter von 92 Jahren gestorben. Nicht nur die Gallier, auch eine weltweite Fangemeind­e ziehen ihre Helme vor dem Zeichner. Ein kleiner Trost bleibt: Sein Dorf der Verrückten wird weiterlebe­n.

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 ?? FOTO: IMAGO IMAGES ?? Albert Uderzo posierte auf der Frankfurte­r Buchmesse 2005 mit seinen Geschöpfen Asterix und Obelix.
FOTO: IMAGO IMAGES Albert Uderzo posierte auf der Frankfurte­r Buchmesse 2005 mit seinen Geschöpfen Asterix und Obelix.

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