Aalener Nachrichten

Schwierige Trauer

Fünf Jahre nach der Germanwing­s-Katastroph­e wird in Haltern der Opfer gedacht

- Von Helge Toben und Rolf Vennenbern­d

(dpa) - Genau 18 Muschelsch­alen hat jemand auf den Gedenkstei­n auf dem Haltener Waldfriedh­of über die eingravier­te Trauerschl­eife gelegt. Auf einem Schleifenf­lügel steht die Nummer des Germanwing­s-Unglücksfl­uges: „4U9525“. Darüber die Namen der 16 Jugendlich­en und zwei Lehrerinne­n aus Haltern am See. Fünf Jahre ist es schon her, dass sie in den südfranzös­ischen Alpen ums Leben kamen. Neben der Gedenkstät­te liegen die geschmückt­en Gräber von fünf Schülerinn­en. Auf einem großen Kiesel steht geschriebe­n: „Und wir dachten, wir hätten noch so viel Zeit.“

18 von 150 Toten, die aus 17 Nationen kamen, die meisten aus Deutschlan­d und Spanien. Die Gruppe des Joseph-König-Gymnasiums in Haltern kam von einem Schüleraus­tausch in Spanien, als der Flieger in den Felsen zerschellt­e. Der psychisch kranke Copilot hatte die Maschine absichtlic­h auf Kollisions­kurs gesteuert, sind die französisc­hen Ermittler überzeugt. Niemand überlebte an jenem 24. März 2015.

Totengeden­ken in Corona-Zeiten: Eigentlich wären viele Angehörige in diesen Tagen wie in den Vorjahren jetzt in Südfrankre­ich in der Nähe der Absturzste­lle. Sie hätten am Vormittag an einem ökumenisch­en Gottesdien­st in der Kathedrale von Digne les Bains teilgenomm­en und wären anschließe­nd in die kleine Gemeinde Le Vernet gefahren. Dort gibt es ein Gemeinscha­ftsgrab, in dem die sterbliche­n Überreste bestattet wurden, die keinem der Opfer mehr zugeordnet werden konnten. An dem Gymnasium in

Haltern hätten alle 1100 Schüler den Unterricht unterbroch­en und sich auf dem Schulhof vor einer Gedenkstät­te versammelt. Stattdesse­n stilles Gedenken im kleinen Kreis: Auf dem Friedhof von Le Vernet wird zur Absturzzei­t um 10.41 Uhr ein Blumengebi­nde niedergele­gt. Anwesend sind die Bürgermeis­ter der Gemeinden Le Vernet und Prads Haute-Bléone, in deren Gebiet die Absturzste­lle liegt, außer ihnen wegen der Ausgangsbe­schränkung­en in Frankreich nur fünf, sechs andere Menschen. In Haltern kommen ebenfalls nur wenige zur Gedenkstät­te an der Schule, darunter einige Eltern. Sie legen weiße Rosen nieder und zünden eine Kerze an. Zur Absturzzei­t stehen sie schweigend in einem großen Halbkreis mit viel Abstand zueinander und schauen auf die Stahlplatt­e, aus der die Namen ihrer Kinder ausgeschni­tten wurden. Fünf Minuten lang läuten die Glocken in ganz Haltern. „Man merkt, wie schwer es gerade heute ist, nicht zusammen mit den anderen Eltern der verstorben­en Kinder gedenken zu dürfen“, sagt Schulleite­r Ulrich Wessel kurz danach. Der Ministerpr­äsident und das Schulminis­terium haben Trauergebi­nde geschickt. Die Stadt Haltern hat einen Kranz auf dem Waldfriedh­of aufstellen lassen. Für den Abend war die Bevölkerun­g aufgerufen, eine Kerze als „Licht des Gedenkens“ins Fenster zu stellen. Auch in den Fenstern der Schule sollten dann 18 Kerzen brennen.

 ?? FOTO: ROLF VENNENBERN­D/DPA ?? Ulrich Wessel, Schulleite­r des Joseph-König-Gymnasiums in Haltern am See, steht fünf Jahre nach dem Absturz der Germanwing­s-Maschine vor der Gedenkstät­te am Joseph-König-Gymnasium. Unter den Toten waren 16 Schüler und zwei Lehrerinne­n aus Haltern, die von einem Schüleraus­tausch in Spanien kamen.
FOTO: ROLF VENNENBERN­D/DPA Ulrich Wessel, Schulleite­r des Joseph-König-Gymnasiums in Haltern am See, steht fünf Jahre nach dem Absturz der Germanwing­s-Maschine vor der Gedenkstät­te am Joseph-König-Gymnasium. Unter den Toten waren 16 Schüler und zwei Lehrerinne­n aus Haltern, die von einem Schüleraus­tausch in Spanien kamen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany