Junge Leute wollen beim SSV ans Ruder
Fusion mit anderen Vereinen ist vorerst wohl kein Thema
- „Der SSV Aalen hat eine Zukunft!“Dass Albrecht Schmid dies erleichtert, sichtlich zufrieden und im Brustton der Überzeugung sagen kann, hat einen Grund. Schien es nämlich einige Zeit, als werde er der letzte Vorsitzende und der traditionsreiche Aalener Verein mit Schmids schon lange angekündigtem Abgang dem Untergang geweiht sein, sieht es nun ganz anders aus. Es haben sich junge Leute bereit erklärt, das Ruder zu übernehmen. Bei der Hauptversammlung am 26. Juni soll nun also ein neues Vorstandsgremium gewählt werden.
„Aus der Situation heraus“, erzählt Schmid, hätten sich sechs jüngere Vereinsmitglieder, die dem Fußball sehr verbunden sind, gefunden, die das Vorstandsgremium stellen wollen. Es soll also wieder einen Vorsitzenden, einen stellvertretenden Vorsitzenden, einen Kassierer und, und, und geben – eben so, wie es sich für einen Verein gehört.
Danach hatte es lange Zeit nicht ausgesehen. Albrecht Schmid ist seit 18 Jahren Vorsitzender und hat schon vor zwei Jahren erklärt, dass er definitiv nicht für eine erneute Wiederwahl zur Verfügung steht. Im April feiert er einen runden Geburtstag und sagt: „Ein 75-Jähriger steht nicht für Zukunft!“Da sich eine Nachfolge aufgedrängt habe, habe es viele Gespräche mit anderen Vereinen gegeben über Zusammenarbeit oder Fusion, plaudert Schmid aus dem Nähkästchen.
Denn die Situation für einzelne Vereine habe sich fundamental geändert. „Die Tendenz geht zur Professionalisierung der Vereine“, sagt er. Für Jugendliche gebe es inzwischen so viele Angebote, dass es sehr schwer sei, sie für die Vereinsarbeit zu gewinnen. Hinzu komme eine Individualisierung der Gesellschaft, sodass die Vereinsfamilie nicht mehr den Stellenwert habe, den sie einmal gehabt habe. Ein Verein werde von vielen als ein Serviceunternehmen gesehen, dessen Angebote möglichst professionell sein sollten. Dies sei beispielsweise ein Grund dafür, dass sich MTV, DJK und TSV Wasseralfingen zur Aalener Sportallianz zusammengeschlossen hätten.
Mit eben dieser Allianz habe auch der SSV viele Gespräche geführt, gute Gespräche, wie Schmid betont, ebenso wie mit anderen Vereinen. Denn auch die Stadt befürworte ausweislich des Sportentwicklungsplans Kooperationen. Als Knackpunkt in den Gesprächen mit der Sportallianz (Schmid: „Eine Kooperation
mit ihr wäre eigentlich der Königsweg gewesen“) habe sich aber gezeigt, dass der SSV seine erste Fußballmannschaft hätte aufgeben müssen. Die Allianz hat eine Art Ballschule, die aber nur bis zur B-Jugendmannschaft reicht. Schmid: „Aber der SSV definiert sich über den Fußball. Der ist uns wichtig.“Schließlich mischt der SSV in der Kreisliga A in der Spitzengruppe mit.
In dieser Situation hätten sich besagte sechs jüngere Vereinsmitglieder
aus der Fußballabteilung gefunden und sich bereit erklärt, die Führung des Vereins in die Hand zu nehmen. Sie sind zwischen 30 und 40 Jahre alt, dem Verein eng verbunden und wollen nun die Führung neu organisieren.
Damit hat der SSV offenkundig eine Perspektive nach dem angekündigten Rückzug seines langjährigen verdienstvollen Vorsitzenden. Gegründet wurde der Verein 1901 als Arbeiterverein Jahn. In den 20er-Jahren baute er den Sportplatz und ein Vereinsheim, die heute noch im Rohrwang in unmittelbarer Nachbarschaft der Jugendherberge zu finden sind. Unter den Nazis wurde der Verein ebenso wie die DJK verboten. Nach dem Krieg hat sich der Verein gut entwickelt und in Spitzenzeiten knapp unter 800 Mitgliedern gehabt. Jetzt sind es etwa 650. Das Stadion mit leichtathletischen Anlagen, Rasenund Kleinspielfeld, Flutlichtund Beschallungsanlage sowie zwei Tennisplätzen und das Vereinsheim wurden vor gut 20 Jahren tipptopp hergerichtet. War der Verein vor Jahren ein Sanierungsfall, so ist er heute schuldenfrei und steht nach Einschätzung seines Vorsitzenden gut da. Und hat offenkundig eine Perspektive, nachdem junge Leute an seine Spitze treten wollen.