Aalener Nachrichten

Junge Leute wollen beim SSV ans Ruder

Fusion mit anderen Vereinen ist vorerst wohl kein Thema

- Von Viktor Turad

- „Der SSV Aalen hat eine Zukunft!“Dass Albrecht Schmid dies erleichter­t, sichtlich zufrieden und im Brustton der Überzeugun­g sagen kann, hat einen Grund. Schien es nämlich einige Zeit, als werde er der letzte Vorsitzend­e und der traditions­reiche Aalener Verein mit Schmids schon lange angekündig­tem Abgang dem Untergang geweiht sein, sieht es nun ganz anders aus. Es haben sich junge Leute bereit erklärt, das Ruder zu übernehmen. Bei der Hauptversa­mmlung am 26. Juni soll nun also ein neues Vorstandsg­remium gewählt werden.

„Aus der Situation heraus“, erzählt Schmid, hätten sich sechs jüngere Vereinsmit­glieder, die dem Fußball sehr verbunden sind, gefunden, die das Vorstandsg­remium stellen wollen. Es soll also wieder einen Vorsitzend­en, einen stellvertr­etenden Vorsitzend­en, einen Kassierer und, und, und geben – eben so, wie es sich für einen Verein gehört.

Danach hatte es lange Zeit nicht ausgesehen. Albrecht Schmid ist seit 18 Jahren Vorsitzend­er und hat schon vor zwei Jahren erklärt, dass er definitiv nicht für eine erneute Wiederwahl zur Verfügung steht. Im April feiert er einen runden Geburtstag und sagt: „Ein 75-Jähriger steht nicht für Zukunft!“Da sich eine Nachfolge aufgedräng­t habe, habe es viele Gespräche mit anderen Vereinen gegeben über Zusammenar­beit oder Fusion, plaudert Schmid aus dem Nähkästche­n.

Denn die Situation für einzelne Vereine habe sich fundamenta­l geändert. „Die Tendenz geht zur Profession­alisierung der Vereine“, sagt er. Für Jugendlich­e gebe es inzwischen so viele Angebote, dass es sehr schwer sei, sie für die Vereinsarb­eit zu gewinnen. Hinzu komme eine Individual­isierung der Gesellscha­ft, sodass die Vereinsfam­ilie nicht mehr den Stellenwer­t habe, den sie einmal gehabt habe. Ein Verein werde von vielen als ein Serviceunt­ernehmen gesehen, dessen Angebote möglichst profession­ell sein sollten. Dies sei beispielsw­eise ein Grund dafür, dass sich MTV, DJK und TSV Wasseralfi­ngen zur Aalener Sportallia­nz zusammenge­schlossen hätten.

Mit eben dieser Allianz habe auch der SSV viele Gespräche geführt, gute Gespräche, wie Schmid betont, ebenso wie mit anderen Vereinen. Denn auch die Stadt befürworte ausweislic­h des Sportentwi­cklungspla­ns Kooperatio­nen. Als Knackpunkt in den Gesprächen mit der Sportallia­nz (Schmid: „Eine Kooperatio­n

mit ihr wäre eigentlich der Königsweg gewesen“) habe sich aber gezeigt, dass der SSV seine erste Fußballman­nschaft hätte aufgeben müssen. Die Allianz hat eine Art Ballschule, die aber nur bis zur B-Jugendmann­schaft reicht. Schmid: „Aber der SSV definiert sich über den Fußball. Der ist uns wichtig.“Schließlic­h mischt der SSV in der Kreisliga A in der Spitzengru­ppe mit.

In dieser Situation hätten sich besagte sechs jüngere Vereinsmit­glieder

aus der Fußballabt­eilung gefunden und sich bereit erklärt, die Führung des Vereins in die Hand zu nehmen. Sie sind zwischen 30 und 40 Jahre alt, dem Verein eng verbunden und wollen nun die Führung neu organisier­en.

Damit hat der SSV offenkundi­g eine Perspektiv­e nach dem angekündig­ten Rückzug seines langjährig­en verdienstv­ollen Vorsitzend­en. Gegründet wurde der Verein 1901 als Arbeiterve­rein Jahn. In den 20er-Jahren baute er den Sportplatz und ein Vereinshei­m, die heute noch im Rohrwang in unmittelba­rer Nachbarsch­aft der Jugendherb­erge zu finden sind. Unter den Nazis wurde der Verein ebenso wie die DJK verboten. Nach dem Krieg hat sich der Verein gut entwickelt und in Spitzenzei­ten knapp unter 800 Mitglieder­n gehabt. Jetzt sind es etwa 650. Das Stadion mit leichtathl­etischen Anlagen, Rasenund Kleinspiel­feld, Flutlichtu­nd Beschallun­gsanlage sowie zwei Tennisplät­zen und das Vereinshei­m wurden vor gut 20 Jahren tipptopp hergericht­et. War der Verein vor Jahren ein Sanierungs­fall, so ist er heute schuldenfr­ei und steht nach Einschätzu­ng seines Vorsitzend­en gut da. Und hat offenkundi­g eine Perspektiv­e, nachdem junge Leute an seine Spitze treten wollen.

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FOTO: VIKTOR TURAD Albrecht Schmid will nach 18 Jahren als Vorsitzend­er des SSV Aalen abtreten. Bei der Hauptversa­mmlung am 26. Juni soll eine neue Vereinsspi­tze gewählt werden.

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