Tierische Probleme
Tierpark-Verband will 100 Millionen Euro als Hilfe in der Corona-Krise
Die Corona-Krise erfasst mittlerweile auch die Zoos. Die Tierparks in Deutschland – hier der verwaiste Eingang der Stuttgarter Wilhelma (Foto: Arnulf Hettrich/ IMAGO IMAGES) – haben unverändert hohe Kosten für Fütterung und Pflege der Tiere, aber keine Einnahmen mehr. Deshalb forderte der Verband der Zoologischen Gärten am Dienstag vom Bund ein Soforthilfeprogramm in Höhe von 100 Millionen Euro.
- Ein normaler Elefant braucht rund 200 Kilogramm Nahrung am Tag: Heu, Gräser, Blätter. Ist der Dickhäuter im Zoo, muss ihm logischerweise jemand die Mahlzeit herbeischaffen – und bezahlen. In Zeiten von Corona wird dies für manchen Tierpark zum Problem nicht nur mit dem Blick auf Elefanten. „Anders als andere Einrichtungen können wir unseren Betrieb nicht einfach herunterfahren. Unsere Tiere müssen ja weiterhin gefüttert und gepflegt werden“, hat am Dienstag der Leipziger Zoodirektor Jörg Junhold betont.
Er tat es in seiner Rolle als Vorsitzender des Verbandes der Zoologischen Gärten (VdZ). Junhold wollte damit eine spezielle Forderung an die Bundesregierung begründen: ein Soforthilfeprogramm in Höhe von 100 Millionen Euro für die Zoos. Wegen den Schließungen durch die Corona-Krise würden sie ohne Einnahmen bei gleichbleibenden Ausgaben arbeiten. Laut Junhold bedeute dies für große Einrichtungen wöchentlich einen Umsatzverlust von einer halben Million Euro.
Der VdZ vertritt in Deutschland 56 Tierparks. Dies sind längst nicht alle auf dem Gebiet der Bundesrepublik. Zudem ist die Trägerschaft unterschiedlich. So ist beispielshalber der Ulmer Zoo kein Mitglied. Dafür gehört er der Stadt. „Im Prinzip ist es so“, sagt Zooleiterin Stefanie Kießling, „dass wir die Rechnungen an kommunale Stellen weitergeben.“In Not käme ihr Tierpark nicht. Ulm müsse sich nur darauf vorbereiten, dieses Jahr dem Zoo einen höheren Zuschuss zu zahlen.
Bei Junholds Leipziger Zoo sieht die Rechtslage anders aus. Er ist eine GmbH, die sich aber wiederum zu 100 Prozent im Besitz der Stadt befindet. Das heißt, der Zoo muss selber wirtschaften. Im Zweifel springt jedoch Leipzig ein – sollte die tief in den roten Zahlen steckende Stadt die ausreichenden finanziellen Mittel dazu haben.
Junhold verweist ausdrücklich darauf, dass speziell Mitglieder seines Verbandes in strukturschwachen Gebieten in eine Notlage hineinrutschen könnten. So betrage die Eigenfinanzierungsquote
einiger der im Verband befindlichen Zoos 100 Prozent.
Solch drückende Sorgen hat die Stuttgarter Wilhelma nicht. Dieses VdZ-Mitglied ist ein Eigenbetrieb des Landes Baden-Württemberg. Der Teufel liegt eher im Detail, wie Direktor Thomas Kölpin erklärt. Demnach muss die Wilhelma in ihrer Rechtsform Verluste durch finanzielle Rücklagen ausgleichen. Würden sie beeinträchtigt, „könnten wir in den nächsten Jahren verschiedene Projekte nicht durchführen“. Weshalb er hofft, dass das Land einspringt.
Wichtig ist Kölpin der Hinweis, dass keines der Tiere wegen der Corona-Krise weniger Nahrung oder Pflege als zuvor erhalte.
Wirklich übel könnte es dagegen private Einrichtungen erwischen. In Schleswig-Holstein hat der Tierpark Eekholt in einem Aufruf bereits deutlich gemacht, dass es ohne Spenden schlecht für den Fortbestand der Einrichtung aussehe. Die Betreiber des Wildpark Bad Mergentheim in Nordwürttemberg haben durchklingen lassen, dass die Existenz von der Länge der Schließung abhängt. Bei einen Aus gilt: Dann müssen sich die Behörden um die Tiere kümmern.