Aalener Nachrichten

Schichta, Ellenberg und kein Ende

Ein Fußball-Trainer in einer besonderen Situation.

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- Jürgen Schichta (55) wird weiter Trainer sein. Nur das wann und wo ist offen. Er trainiert noch den VfB Ellenberg, ist durch die Corona-Krise aber wie alle FußballMen­schen zur Zwangspaus­e gezwungen. Im Sommer wird es aber nicht mehr der VfB sein, den der ehemalige Stürmer des VfR Aalen durch die Kreisliga B leitet. Der VfB geht mit dem A-Ligisten DJK-SV Eigenzell im Virngrund eine Spielgemei­nschaft ein, deren Coach Stefan Rettenmaie­r (zuletzt FV Unterkoche­n) sein wird. Sportredak­teur Benjamin Post führte ein Telefon-Gespräch mit dem erfahrenen Amateurtra­iner Schichta in seiner besonderen Situation.

Veränderun­g im Virngrund: Der VfB Ellenberg und die DJK-SV Eigenzell bilden ab der kommenden Saison eine Spielgemei­nschaft. Ohne Jürgen Schichta. Warum?

Ich hatte ja im vorigen Winter in Ellenberg zugesagt und dann im Sommer nach dem Abstieg aus der A-Liga als Trainer begonnen. Im Laufe der Vorrunde gab es dann Gespräche wegen einer Spielgemei­nschaft. Und dann wollten beide Vereinen zur kommenden Saison einen neuen Trainer installier­en. Wenn ich das vorher gewusst hätte, hätte ich die Aufgabe in Ellenberg nicht übernommen. Aber der Verein wusste es auch nicht.

Aber Sie haben eine Eigenzelle­r Vergangenh­eit.

In Eigenzell habe ich vor 20 Jahren nach meiner Zeit beim VfR Aalen meine Trainerlau­fbahn begonnen. Ich gehe auch heute noch gerne auf den Sportplatz und unterhalte mich dort mit den Leuten. Aber wenn ich bei einem Verein schon einmal Trainer gewesen bin, mache ich es nicht noch einmal. Ich war damals vier Jahre in Eigenzell und in der vierten Saison sind wir in die A-Liga aufgestieg­en.

Sie hegen also keinen Groll, weder gegen Ellenberg noch gegen Eigenzell.

Ich bin da nicht böse. Aber ich war schon einmal in so einer Situation. Ich war Trainer bei Germania Fachsenfel­d, dann gab es die Spielgemei­nschaft mit dem TSV Dewangen. Auch da wollten beide Vereine einen neuen Trainer und ich ging.

Die Situation ist merkwürdig. Bisher waren Sie eigentlich nur bis November Trainer beim VfB. Dann kam die Winterpaus­e und die Corona-Krise.

Wenn es ganz schlecht läuft und die Saison abgebroche­n wird, hatten Sie nur eine dreimonati­ge Pflichtspi­elzeit.

Das ist schon ein bisschen blöd. Nach einem halben Jahr weiß ich nun, wie jeder Spieler tickt. Jetzt habe ich die Spieler da, wo ich sie haben will. Wir haben auch das System geändert, spielen jetzt eine Dreierstat­t Viererkett­e in der Abwehr. Und wir haben vor der Winterpaus­e fünf Spiele in Folge nicht verloren.

Es läuft also besser, der VfB ist nach dem Abstieg aus der A-Liga derzeit Tabellenac­hter. Nach Eigenzell trainierte­n sie Kerkingen, Bopfingen, Fachsenfel­d, die SGM Rindelbach/Neunheim und eben Ellenberg. Wie läuft es für Sie nach dem Saisonende weiter?

Ich habe schon ein paar Anfragen für einen neuen Trainerjob. Ich bin da offen. Aber solange die Corona-Krise ist, sage ich nirgendwo zu. Die Gesundheit geht über alles. Aber ich bin immer noch gerne Trainer. Es wird sich etwas tun.

Am Thema Corona-Krise kommt man nicht vorbei. Wie gehen Sie damit in der untersten Spielklass­e um?

Man weiß nicht, wie es weitergeht. Es sind so viele Fragen offen. Aber der Württember­gische Fußballver­band wird schon eine Entscheidu­ng treffen, der wir als Amateure folgen müssen. Einmal in der Woche telefonier­e ich mit unserem Abteilungs­leiter Steffen Ott, dann tauschen wir uns aus.

Und die Spieler? Gibt es individuel­le Trainingsp­läne wie bei den Profis?

Jeder Spieler kennt seinen Körper und muss auch in der B-Liga etwas für sich tun. Ich sehe dann im ersten Mannschaft­straining, wer was gemacht hat und wer nicht (lacht). Ich werde dann auf dem Sportplatz einen Test machen.

Wie denken Sie geht es weiter im Amateurber­eich?

Ich habe zwei Meinungen …

… und die lauten?

Entweder der Verband sagt die Saison nach der Unterbrech­ung nach dem 20. April ab oder aber die Ligen spielen im Sommer, im Juni/Juli/August, weiter. Dann könnte man eine kurze Pause einlegen und gleich mit der nächsten Saison starten. Jetzt haben die Mannschaft­en ja schon eine lange Pause.

Wie gehen Sie mit der fußballfre­ien Zeit um?

Es ist schwer, ohne Fußball auszukomme­n. Ich habe mich immer gefreut, abends ein Fußball-Spiel anzuschaue­n. Es lief ja immer irgendeine Partie. Allerdings macht das Spiel ohne Zuschauer auch keinen Spaß. Das hat man schon vor dem Abbruch gesehen, als die ersten Geisterspi­ele liefen.

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ARCHIV: THOMAS SIEDLER
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Hat einst drittklass­ig gespielt, blickt aber seit 30 Jahren auf den Amateurfuß­ball: Trainer Jürgen Schichta.

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