Amateurfußball in der Schwebe
Das sagen die Vereine zur Corona-Politik des Württembergischen Verbandes.
„Beim WFV hat man an den Prozessen leider keine Teilhabe.“
Jens Rohsgoderer, SV Waldhausen
- Der Verband zögert und die Vereine, Fußballer und Fans hängen weiter in der Luft. Anfang Mai, so hat der Württembergische Fußballverband (WFV) verkündet, soll eine Entscheidung getroffen werden. Ein Rechtsgutachten soll abgewartet werden. Bis dahin: Stille in der anhaltenden Corona-Pandemie. Und die Fußballer in den Amateurligen sollen sich selbst fit halten. Für was und für wann? Fragen, die sich viele längst stellen. Warum das mit dem eigenen Training immer schwerer wird und was die Vereine von Oberbis Bezirksliga denken.
Oberliga Sportfreunde Dorfmerkingen 9., 20 Spielen, 27
Punkte. Trainer Helmut Dietterle: „Ich wünsche mir, dass es in dieser Woche eine Entscheidung gibt, dabei habe ich allerdings wenig Hoffnung, dass die Saison noch zu Ende gespielt wird. Aus meiner jetzigen Sicht gibt es nur eine Möglichkeit:
Saisonabbruch. Es soll dann Aufsteiger geben, aber keine Absteiger und wir würden in der kommenden Saison mit aufgestockten Ligen wieder zu spielen beginnen. Auf jeden Fall müssen die Vereine wissen, woran sie sind, damit sie planen können. Der DFB beziehungsweise WFV sollten Fakten schaffen. Zum Spielbetrieb selbst, es ist klar, dass wir alle gerne spielen würden, natürlich nicht um jeden Preis, Gesundheit und Rücksicht gehen vor. Mit den Bundesligisten kann man uns selbstverständlich nicht vergleichen, das sind Wirtschaftsbetriebe, dort ist die Priorität klar, es geht ums Geld, sonst würde der Spielbetrieb mit den geplanten Geisterspielen unter den momentanen Umständen niemals aufgenommen werden. Nichts darf aber dazu führen, dass die Basis vergessen wird, auch diese Vereine bekommen wirtschaftliche Probleme, sie haben keinerlei Einnahmen, das Vereinsleben und die Jugendarbeit sind völlig zum Erliegen gekommen. Zum Training: Ich hoffe, dass wir wenigstens wieder in kleinen Gruppen trainieren können. Es wäre sehr, sehr wichtig, wenn wir alle ein Zeichen bekommen würden, dass die Entwicklung wieder in Richtung Normalität geht. “(bp)
Verbandsliga TSV Essingen 7., 20 Spiele, 30 Punkte.
Vize-Kapitän Julian Biebl: „Das Wichtigste ist, dass der WFV jetzt endlich mal eine Entscheidung bringt. Das Lauftraining, das wir gerade alle einzeln absolvieren, das ersetzt das Mannschaftstraining nicht. Das ist gerade eine nicht wirklich prickelnde Situation für den ganzen Fußball in Württemberg. Allerdings geht die Gesundheit natürlich vor. Wir würden die Saison gerne zu Ende spielen. Wenn es allerdings nicht so kommen sollte, dann werden wir das auch akzeptieren müssen. So allerdings ohne Mannschaft und ohne Spiele kann es nicht weitergehen.“(SvE) TSG Hofherrnweiler-Unterrombach
13., 20 Spiele, 22 Punkte.
Trainer Benjamin Bilger: „Ganz klar sind wir unzufrieden. Man merkt es auch an der Eigenmotivation der Spieler, die wird zunehmend weniger. Sollten wir irgendwann wieder spielen, dann bräuchten wir im Prinzip eine komplette Vorbereitung. Für mich macht es persönlich keinen Sinn die Runde fortzusetzen. Auch wenn wir wirklich alle gerne die Runde sportlich zu Ende gespielt hätten. Mittlerweile wäre ein Abbruch oder auch eine Annullierung die sinnvollste Lösung. Was spricht gegen eine Saison mit nur Aufsteigern und keinen Absteigern? Klar habe ich Verständnis für den Verband, der sich rechtlich absichern möchte. Wir sind ja in Deutschland (schmunzelt). Aber es muss nun eine Entscheidung her. Play-Offs sind sicherlich keine Lösung. Da leidet die Fairness enorm. Wir sind ja nicht im Basketball.“(SvE)
Landesliga SV Neresheim 9., 17 Spiele, 24 Punkte. Trainer Manfred Raab: „Ich bin selbst perplex, wie es weitergehen könnte. Es ist schwierig etwas zu sagen, solch eine Situation gab es noch nie. Es kann in alle Richtungen gehen und es ist nicht einfach zu entscheiden. Egal wie entschieden wird: Man muss die Entscheidung hinnehmen. Sportlich wären wir vor dem Abstieg gerettet. Der Klassenverbleib war das primäre Ziel. Nach meiner Amtsübernahme im November waren wir in sieben Spielen ungeschlagen und haben zum Rückrunden-Start gewonnen. Was schade war: Dann kam die Corona-Unterbrechung. Wir waren gut unterwegs, haben gehofft, dass es eine gute Rückrunde wird. Es hätte mich schon gereizt, die Rückrunde zu spielen.“(bp)
Bezirksliga SV Waldhausen 1., 17 Spiele, 47 Punkte. Trainer Jens Rohsgoderer: „Es wäre schön, wenn man vom Verband öfters Wasserstandsmeldungen bekommen würde. So kann man immer nur über die Aussagen von anderen Verbänden diskutieren. Beim WFV hat man an den Prozessen leider keine Teilhabe. Ein Sportler will eine Saison immer sportlich beenden. Das wäre auch die fairste Lösung, sofern die Politik die Rahmenbedingungen dafür liefert. Eine Annullierung fände ich sehr schwierig und auch frustrierend. Man hat schließlich acht oder neun Monate investiert. Dann lieber eine Saison mit nur Aufsteigern und dann einem verschärften Abstieg in der kommenden Saison. Generell sollte der WFV aber mal alle Möglichkeiten offen legen. Vielleicht wäre ja auch eine Fortsetzung im September dann eine Option und dann anschließend eine kürzere neue Saison. Dann würde nämlich jeder Verein mit den gleichen Voraussetzungen in diese Runde gehen. Das wäre ein fundamentaler Unterschied zur derzeit unterbrochenen Saison. Hier hat jeder mit einer kompletten Saison gerechnet, die jetzt wohl nicht zu Ende gespielt werden wird. Damit sind es keine fairen Bedingungen für alle Vereine.“