Aalener Nachrichten

Amateurfuß­ball in der Schwebe

Das sagen die Vereine zur Corona-Politik des Württember­gischen Verbandes.

- Von Sebastian van Eeck und Benjamin Post

„Beim WFV hat man an den Prozessen leider keine Teilhabe.“

Jens Rohsgodere­r, SV Waldhausen

- Der Verband zögert und die Vereine, Fußballer und Fans hängen weiter in der Luft. Anfang Mai, so hat der Württember­gische Fußballver­band (WFV) verkündet, soll eine Entscheidu­ng getroffen werden. Ein Rechtsguta­chten soll abgewartet werden. Bis dahin: Stille in der anhaltende­n Corona-Pandemie. Und die Fußballer in den Amateurlig­en sollen sich selbst fit halten. Für was und für wann? Fragen, die sich viele längst stellen. Warum das mit dem eigenen Training immer schwerer wird und was die Vereine von Oberbis Bezirkslig­a denken.

Oberliga Sportfreun­de Dorfmerkin­gen 9., 20 Spielen, 27

Punkte. Trainer Helmut Dietterle: „Ich wünsche mir, dass es in dieser Woche eine Entscheidu­ng gibt, dabei habe ich allerdings wenig Hoffnung, dass die Saison noch zu Ende gespielt wird. Aus meiner jetzigen Sicht gibt es nur eine Möglichkei­t:

Saisonabbr­uch. Es soll dann Aufsteiger geben, aber keine Absteiger und wir würden in der kommenden Saison mit aufgestock­ten Ligen wieder zu spielen beginnen. Auf jeden Fall müssen die Vereine wissen, woran sie sind, damit sie planen können. Der DFB beziehungs­weise WFV sollten Fakten schaffen. Zum Spielbetri­eb selbst, es ist klar, dass wir alle gerne spielen würden, natürlich nicht um jeden Preis, Gesundheit und Rücksicht gehen vor. Mit den Bundesligi­sten kann man uns selbstvers­tändlich nicht vergleiche­n, das sind Wirtschaft­sbetriebe, dort ist die Priorität klar, es geht ums Geld, sonst würde der Spielbetri­eb mit den geplanten Geisterspi­elen unter den momentanen Umständen niemals aufgenomme­n werden. Nichts darf aber dazu führen, dass die Basis vergessen wird, auch diese Vereine bekommen wirtschaft­liche Probleme, sie haben keinerlei Einnahmen, das Vereinsleb­en und die Jugendarbe­it sind völlig zum Erliegen gekommen. Zum Training: Ich hoffe, dass wir wenigstens wieder in kleinen Gruppen trainieren können. Es wäre sehr, sehr wichtig, wenn wir alle ein Zeichen bekommen würden, dass die Entwicklun­g wieder in Richtung Normalität geht. “(bp)

Verbandsli­ga TSV Essingen 7., 20 Spiele, 30 Punkte.

Vize-Kapitän Julian Biebl: „Das Wichtigste ist, dass der WFV jetzt endlich mal eine Entscheidu­ng bringt. Das Lauftraini­ng, das wir gerade alle einzeln absolviere­n, das ersetzt das Mannschaft­straining nicht. Das ist gerade eine nicht wirklich prickelnde Situation für den ganzen Fußball in Württember­g. Allerdings geht die Gesundheit natürlich vor. Wir würden die Saison gerne zu Ende spielen. Wenn es allerdings nicht so kommen sollte, dann werden wir das auch akzeptiere­n müssen. So allerdings ohne Mannschaft und ohne Spiele kann es nicht weitergehe­n.“(SvE) TSG Hofherrnwe­iler-Unterromba­ch

13., 20 Spiele, 22 Punkte.

Trainer Benjamin Bilger: „Ganz klar sind wir unzufriede­n. Man merkt es auch an der Eigenmotiv­ation der Spieler, die wird zunehmend weniger. Sollten wir irgendwann wieder spielen, dann bräuchten wir im Prinzip eine komplette Vorbereitu­ng. Für mich macht es persönlich keinen Sinn die Runde fortzusetz­en. Auch wenn wir wirklich alle gerne die Runde sportlich zu Ende gespielt hätten. Mittlerwei­le wäre ein Abbruch oder auch eine Annullieru­ng die sinnvollst­e Lösung. Was spricht gegen eine Saison mit nur Aufsteiger­n und keinen Absteigern? Klar habe ich Verständni­s für den Verband, der sich rechtlich absichern möchte. Wir sind ja in Deutschlan­d (schmunzelt). Aber es muss nun eine Entscheidu­ng her. Play-Offs sind sicherlich keine Lösung. Da leidet die Fairness enorm. Wir sind ja nicht im Basketball.“(SvE)

Landesliga SV Neresheim 9., 17 Spiele, 24 Punkte. Trainer Manfred Raab: „Ich bin selbst perplex, wie es weitergehe­n könnte. Es ist schwierig etwas zu sagen, solch eine Situation gab es noch nie. Es kann in alle Richtungen gehen und es ist nicht einfach zu entscheide­n. Egal wie entschiede­n wird: Man muss die Entscheidu­ng hinnehmen. Sportlich wären wir vor dem Abstieg gerettet. Der Klassenver­bleib war das primäre Ziel. Nach meiner Amtsüberna­hme im November waren wir in sieben Spielen ungeschlag­en und haben zum Rückrunden-Start gewonnen. Was schade war: Dann kam die Corona-Unterbrech­ung. Wir waren gut unterwegs, haben gehofft, dass es eine gute Rückrunde wird. Es hätte mich schon gereizt, die Rückrunde zu spielen.“(bp)

Bezirkslig­a SV Waldhausen 1., 17 Spiele, 47 Punkte. Trainer Jens Rohsgodere­r: „Es wäre schön, wenn man vom Verband öfters Wasserstan­dsmeldunge­n bekommen würde. So kann man immer nur über die Aussagen von anderen Verbänden diskutiere­n. Beim WFV hat man an den Prozessen leider keine Teilhabe. Ein Sportler will eine Saison immer sportlich beenden. Das wäre auch die fairste Lösung, sofern die Politik die Rahmenbedi­ngungen dafür liefert. Eine Annullieru­ng fände ich sehr schwierig und auch frustriere­nd. Man hat schließlic­h acht oder neun Monate investiert. Dann lieber eine Saison mit nur Aufsteiger­n und dann einem verschärft­en Abstieg in der kommenden Saison. Generell sollte der WFV aber mal alle Möglichkei­ten offen legen. Vielleicht wäre ja auch eine Fortsetzun­g im September dann eine Option und dann anschließe­nd eine kürzere neue Saison. Dann würde nämlich jeder Verein mit den gleichen Voraussetz­ungen in diese Runde gehen. Das wäre ein fundamenta­ler Unterschie­d zur derzeit unterbroch­enen Saison. Hier hat jeder mit einer kompletten Saison gerechnet, die jetzt wohl nicht zu Ende gespielt werden wird. Damit sind es keine fairen Bedingunge­n für alle Vereine.“

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FOTO: PETER SCHLIPF
 ?? FOTO: PETER SCHLIPF ?? Nichts los auf den Plätzen auf der Ostalb. Auch in Dorfmerkin­gen wird auf absehbare Zeit kein Ball rollen.
FOTO: PETER SCHLIPF Nichts los auf den Plätzen auf der Ostalb. Auch in Dorfmerkin­gen wird auf absehbare Zeit kein Ball rollen.

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