Aalener Nachrichten

Immunitäts­ausweis aus Corona-Gesetz gestrichen

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(AFP) - Die Einführung eines Immunitäts­ausweises wird nicht wie ursprüngli­ch geplant in dem Corona-Gesetz geregelt, das am Donnerstag erstmals im Bundestag beraten wird. „Die Frage, ob im Falle von Corona zusätzlich ein Immunitäts­ausweis sinnvoll ist, sollten wir als Gesellscha­ft in Ruhe abwägen und debattiere­n“, erklärte Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) am Montag. Er habe den Deutschen Ethikrat um eine Stellungna­hme gebeten. „Dieser laufenden Debatte wollen wir nicht vorgreifen und regeln dazu vorerst gesetzlich nichts“, erklärte er dazu weiter. Spahn verwies in dem Zusammenha­ng darauf, dass alle, die beim Arzt einen Antikörper­test machten, bereits heute das Recht hätten, sich das Ergebnis aushändige­n zu lassen. „Das bleibt so“, betonte der Minister. Spahn sprach sich zugleich gegen eine Impfpflich­t aus, sollte ein Impfstoff gegen das neuartige Coronaviru­s gefunden werden.

Laut der Heinsberg-Studie, die den Sars-CoV-2-Ausbruch im nordrhein-westfälisc­hen Gangelt untersucht­e, könnten bis zu 1,8 Millionen Menschen in Deutschlan­d infiziert sein. Für wie realistisc­h halten Sie dieses Ergebnis? Die Größenordn­ung ist vernünftig, allerdings steckt noch eine gewisse Unsicherhe­it darin, da mit kleinen Zahlen hochgerech­net wird. Zum Verständni­s müssen wir ein wenig rechnen: In dem nach Beginn der Epidemie abgeriegel­ten Ort Gangelt im Kreis Heinsberg wurde in einer repräsenta­tiven Kohorte mit

919 Studientei­lnehmern aus 405

Haushalten eine Infektions­rate von 15,5

Prozent bestimmt.

Dies kann man hochrechne­n auf die

12 597

Einwohner des Ortes, was 1956

Infizierte­n entspricht.

Da in dem

Ort sieben Menschen an Covid-19 verstarben, errechnet man eine Sterberate bei tatsächlic­h Infizierte­n von 0,35 Prozent. Rechnet man mit den zu diesem Zeitpunkt gemeldeten 6565 Todesfälle­n in der Bundesrepu­blik hoch, so gelangt man zu den 1,8 Millionen Infizierte­n. Nehmen wir zum Beispiel an, dass nach Ende der Studie noch drei weitere Todesfälle bei noch stationäre­n Patienten aufträten, dann wäre die Sterberate etwa 0,5 Prozent und die Zahl der errechnete­n Infizierte­n in Deutschlan­d läge bei 1,3 Millionen.

Der Studie zufolge zeigten 22 Prozent der Infizierte­n keine Symptome. Deckt sich das mit den bisherigen Erkenntnis­sen?

Es sind eher weniger als in den bisher veröffentl­ichten Studien, in denen von etwa 40 Prozent asymptomat­ischen Fällen berichtet wird. Das kann unter Umständen an der hohen Aufmerksam­keit bei den Studientei­lnehmern und der intensiven Datenerheb­ung bezüglich relativ leichter Symptome liegen. (zum Beispiel Riechverlu­st).

Welche Schlüsse könnten aus den Ergebnisse­n gezogen werden?

Mehrere interessan­te Schlüsse: Auch in Gangelt, wo ja recht intensiv getestet wurde, zeigte die Studie, dass die Rate der tatsächlic­h SarsCoV-2-Positiven fünffach höher war, als vor der Studie durch Tests im Rahmen der Epidemie bekannt war. Das Risiko, sich in einem gemeinsame­n Haushalt anzustecke­n, war je nach Personenza­hl zwar höher, aber deutlich geringer als erwartet – grob 20 bis 40 Prozent Infizierte, statt 15,5 Prozent im Durchschni­tt. Infektione­n erfolgten unabhängig vom Alter und Geschlecht gleicherma­ßen häufig – Häufigkeit und Schwere der Erkrankung­en können natürlich weiter unterschie­dlich sein. Eine weitere spannende Beobachtun­g ist, dass die Teilnehmer an der Karnevalsv­eranstaltu­ng stärker erkrankten. Dies könnte darauf hindeuten, dass eine hohe Infektions­dosis ungünstig ist. Wir können davon ausgehen, dass die Rate der in Deutschlan­d tatsächlic­h Infizierte­n zehnfach, vielleicht fünf- bis zehnfach, höher liegt als durch bisherige Testung bekannt.

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