Der ÖPNV steckt in der Krise
Corona: Täglich fehlen 15 000 Euro
– Die Corona-Krise hat alle, wie der Landrat sagte, großartigen Bemühungen um die Verbesserung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) „niedergeschmettert“. Er sei sogar fast komplett zusammengebrochen, wählte Klaus Pavel im Umweltausschuss des Kreistags am Montag im Landratsamt drastische Worte. Aber jetzt laute die Parole: „Bremse raus, Gas geben!“Mit einer massiven Kampagne werde man versuchen, die Ostälbler in den Sommermonaten in Busse und Bahnen zu locken und sie animieren, ihre nähere Heimat kennenzulernen, nachdem sie ja ohnehin keine großen Reisen unternehmen könnten.
ÖPNV und Schienennahverkehr (SPNV) stecken richtig in Schwierigkeiten. Daran ließ Pavel keinen Zweifel. Zähle man sonst knapp 60 000 Fahrgäste am Tag, sitze wegen der Angst sich anzustecken, fast niemand mehr in den Bussen. Zumal es wegen der Krise keinen Schülerverkehr gebe und viele nicht zur Arbeit führen. Und die, die den Bus bestiegen, lösten keine Einzelfahrscheine mehr, weil ja auch nicht kontrolliert werde. Den Unternehmen gehen dadurch pro Tag 15 000 Euro durch die Lappen.
Seit Montag gelte nicht mehr der Ferien-, sondern wieder der Normalfahrplan, sagte der Landrat weiter. Nur die späten Fahrten ab 22.45 Uhr blieben weiter ausgesetzt. Der Ostalbkreis habe vom Land eine Soforthilfe von 728 000 Euro für die Schülerbeförderung bekommen. Außerdem fordere der Verkehrsminister vom Bund einen Rettungsschirm für Verkehrsunternehmen. Um deren Liquidität
sicherzustellen, erhalte der Ostalbkreis die Abschlagszahlungen mit 50 Prozent aufrecht, die Abschlagszahlungen für Barverkäufe des Jahres 2019 wurden mit einer halben Million vorweggenommen.
Da die Schulen geschlossen sind, mussten seit 17. März 18 000 Schülerinnen und Schüler im regulären Verkehr und 1500 Kinder in Kleinbussen nicht mehr befördert werden. Deren Eltern haben im April noch den Eigenanteil von 46 Euro entrichten müssen, was sich für den Kreis auf 700 000 Euro monatlich summiert. Der Einzug erfolgte nach den Worten des Landrats, um die Existenz der Verkehrsunternehmen nicht zu gefährden. Im Mai verzichtet der Landkreis darauf, die Eigenanteile einzuziehen, obwohl der Schülerverkehr wieder aufgenommen wurde, um die im April entrichteten Beiträge auszugleichen, für die es keine Gegenleistung gegeben hatte. Er würde die Eigenanteile sogar liebend gern senken, sagte der Landrat, dies sei jedoch aus finanziellen Gründen nicht möglich. Allerdings werden die Eigenanteile auch nicht im September erhöht, wie es eigentlich vorgesehen war. Dieser Verzicht schlägt für das ganze kommende Schuljahr ein Loch von 225 000 Euro in die Kreiskasse.
Nachdem nun in den Bussen Masken getragen werde müssen, müsse sich auch niemand mehr Sorgen machen und Angst vor Ansteckung haben, versicherte Pavel. Aber man werde sich jetzt daran machen, verloren gegangenes Vertrauen in den ÖPNV zurückzugewinnen. Im Sommer wolle man ihn mit touristischen Angeboten im Kreis verknüpfen, so dass beispielsweise die Lorcher Kloster Neresheim entdecken könnten.