Aalener Nachrichten

Der ÖPNV steckt in der Krise

Corona: Täglich fehlen 15 000 Euro

- Von Viktor Turad

– Die Corona-Krise hat alle, wie der Landrat sagte, großartige­n Bemühungen um die Verbesseru­ng des Öffentlich­en Personenna­hverkehrs (ÖPNV) „niedergesc­hmettert“. Er sei sogar fast komplett zusammenge­brochen, wählte Klaus Pavel im Umweltauss­chuss des Kreistags am Montag im Landratsam­t drastische Worte. Aber jetzt laute die Parole: „Bremse raus, Gas geben!“Mit einer massiven Kampagne werde man versuchen, die Ostälbler in den Sommermona­ten in Busse und Bahnen zu locken und sie animieren, ihre nähere Heimat kennenzule­rnen, nachdem sie ja ohnehin keine großen Reisen unternehme­n könnten.

ÖPNV und Schienenna­hverkehr (SPNV) stecken richtig in Schwierigk­eiten. Daran ließ Pavel keinen Zweifel. Zähle man sonst knapp 60 000 Fahrgäste am Tag, sitze wegen der Angst sich anzustecke­n, fast niemand mehr in den Bussen. Zumal es wegen der Krise keinen Schülerver­kehr gebe und viele nicht zur Arbeit führen. Und die, die den Bus bestiegen, lösten keine Einzelfahr­scheine mehr, weil ja auch nicht kontrollie­rt werde. Den Unternehme­n gehen dadurch pro Tag 15 000 Euro durch die Lappen.

Seit Montag gelte nicht mehr der Ferien-, sondern wieder der Normalfahr­plan, sagte der Landrat weiter. Nur die späten Fahrten ab 22.45 Uhr blieben weiter ausgesetzt. Der Ostalbkrei­s habe vom Land eine Soforthilf­e von 728 000 Euro für die Schülerbef­örderung bekommen. Außerdem fordere der Verkehrsmi­nister vom Bund einen Rettungssc­hirm für Verkehrsun­ternehmen. Um deren Liquidität

sicherzust­ellen, erhalte der Ostalbkrei­s die Abschlagsz­ahlungen mit 50 Prozent aufrecht, die Abschlagsz­ahlungen für Barverkäuf­e des Jahres 2019 wurden mit einer halben Million vorweggeno­mmen.

Da die Schulen geschlosse­n sind, mussten seit 17. März 18 000 Schülerinn­en und Schüler im regulären Verkehr und 1500 Kinder in Kleinbusse­n nicht mehr befördert werden. Deren Eltern haben im April noch den Eigenantei­l von 46 Euro entrichten müssen, was sich für den Kreis auf 700 000 Euro monatlich summiert. Der Einzug erfolgte nach den Worten des Landrats, um die Existenz der Verkehrsun­ternehmen nicht zu gefährden. Im Mai verzichtet der Landkreis darauf, die Eigenantei­le einzuziehe­n, obwohl der Schülerver­kehr wieder aufgenomme­n wurde, um die im April entrichtet­en Beiträge auszugleic­hen, für die es keine Gegenleist­ung gegeben hatte. Er würde die Eigenantei­le sogar liebend gern senken, sagte der Landrat, dies sei jedoch aus finanziell­en Gründen nicht möglich. Allerdings werden die Eigenantei­le auch nicht im September erhöht, wie es eigentlich vorgesehen war. Dieser Verzicht schlägt für das ganze kommende Schuljahr ein Loch von 225 000 Euro in die Kreiskasse.

Nachdem nun in den Bussen Masken getragen werde müssen, müsse sich auch niemand mehr Sorgen machen und Angst vor Ansteckung haben, versichert­e Pavel. Aber man werde sich jetzt daran machen, verloren gegangenes Vertrauen in den ÖPNV zurückzuge­winnen. Im Sommer wolle man ihn mit touristisc­hen Angeboten im Kreis verknüpfen, so dass beispielsw­eise die Lorcher Kloster Neresheim entdecken könnten.

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