TSV wartet auf Neustart für das Aktivum
Der Hüttlinger Verein hat viel Geld in das jetzt leer stehende Fitnesszentrum investiert
- Der TSV Hüttlingen ist stolz auf sein eigenes Fitnessstudio - das Aktivum. Jetzt hofft der Vorsitzende des Vorstands, Eduard Rup, dass die rund 450 Mitglieder dort bald wieder trainieren dürfen. Denn der Shutdown kommt den Verein teuer zu stehen.
Vor zweieinhalb Jahren hat der TSV Hüttlingen das Aktivum eröffnet. Auf über 300 Quadratmetern bietet der Sportverein hier Fitness und Entspannung, 80 Stunden pro Woche und 350 Tage im Jahr. Außerdem gibt es dort mehr als 15 Kurse in der Woche vom Rücken fit bis Yoga und wer sich danach entspannen will, kann das in der Sauna oder an der Theke tun.
Doch seit fast zwei Monaten ist das Zentrum verwaist, die schönen Räume stehen leer, die Sauna bleibt kalt und die Trainer haben nichts zu tun. Denn seither gilt die CoronaLandesverordnung, nach der alle Sportstätten, auch Fitnessstudios geschlossen werden mussten.
„Es ist jetzt höchste Zeit, dass die Menschen wieder ihrem Sport nachgehen können“, sagt Eduard Rup im Gespräch mit der „Ipf- und Jagst-Zeitung/Aalener Nachrichten“. Die von der Landesregierung für die kommende Woche beschlossenen Lockerungen, wonach kontaktloser Sport im Freien, Tennis und Golf wieder zugelassen werden, seien ein Lichtblick, denn Sport stärke das Immunsystem. Doch dass im Aktivum rein gar nichts stattfinden kann, auch kein Gesundheits- oder Rehasport, das schmerze ihn, nicht nur wegen der hohen Kosten. Die sind für den Verein allerdings erheblich. Rup beziffert den Schaden auf mehrere Tausend Euro pro Monat. Zwar habe der Verein sofort gehandelt, die drei festangestellten Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt und die Tilgung für Kredite teilweise ausgesetzt. Doch die laufenden Kosten für den Unterhalt der Anlage, Versicherungen, Wasser und Strom seien dennoch erheblich. Außerdem werde im Bistro nichts verzehrt. Das Gastronomieverbot schlage außerdem auch in den Vereinsheimen der Tennis- und Fußballabteilung und im Schützenhaus zu Buche.
Das vor zweieinhalb Jahren eröffnete Aktivum hat rund zwei Millionen Euro verschlungen. Zehn Prozent davon kamen laut Rup von der Gemeinde Hüttlingen. Das meiste jedoch wird aus Beiträgen der Mitglieder finanziert. Etwa 450 der 2550 TSVler trainieren im Aktivum. Für ein Voll-Abo, also Fitnessstudio, Kurse, Sauna und Getränke zahlen sie 49 Euro monatlich. „Wir haben alle Mitglieder gleich am Anfang angeschrieben und die Erstattung der Beiträge für die trainingsfreie Zeit angeboten“, so Rup. Die Mitglieder hätten aber Verständnis und hätten keine Beiträge zurückgefordert. „Sobald es ein klares Datum gibt, wann wir wieder öffnen dürfen, werden wir auch über einen Ausgleich für die Mitgleider sprechen“, versichert der Vorsitzende.
So wie andere Fitnessstudios in der Region jetzt danach drängen, wieder öffnen zu dürfen, steigt auch beim TSV der Druck, den Lockdown endlich aufzuheben. „Wir sind optimal darauf vorbereitet, morgen könnten wir wieder aufschließen,“so Rupp.
Auf der Trainingsfläche sei der Hygienestandard schon vor Corona sehr hoch gewesen: „Jedes Gerät wird nach Gebrauch desinfiziert, darauf wird akribisch geachtet“, sagt Rup. Handdesinfektions-Sender gebe es schon immer im Aktivum und man habe sich mit ausreichend Vorrat
an Desinfektionsmitteln eingedeckt. Falls das Trainingszentrum wieder öffnen sollte, gebe es zum Schutz auch eine Plexiglasscheibe an der Theke. „Außerdem können wir über unser elektronisches System steuern, wie viele Menschen gerade auf der Fläche trainieren oder in einem Kurs sind“, erklärt Rup. Schon jetzt können die Mitglieder des Aktivums über eine App einsehen, ob beim Spinning-Kurs noch ein Fahrrad frei ist und dieses dann buchen. Dieses System könnte man laut Rup auf alle Kurse übertragen.
Dann könnte jeder von zu Hause aus schauen, ob es gerade noch Plätze im Body Workout gibt oder ob auf der Trainingsfläche noch genug Platz ist. Außerdem werde auch beim Einchecken jeder Sportler registriert. „Wir wissen also immer, wie viele Leute im Aktivum sind. Ab einer bestimmten Anzahl kommt dann niemand mehr rein.“
Für den TSV bedeutet der Lockdown weit mehr als zwei Monate Stillstand. Damit sich das Aktivum trägt, braucht es 100 weitere Mitglieder. „Wir lagen bisher gut im Plan, das Wachstum entsprach unseren Erwartungen“, so Rup. Nächstes Jahr wollte man die 550 Mitglieder erreicht haben. „Jetzt werden wir um mindestens ein Jahr zurückgeworfen“, beklagt der Vorsitzende. Bisher sei der Verein gut aufgestellt. Die Frage nach einer drohenden Insolvenz weist Rup deshalb zurück: „Wenn es bis Ende des Jahres so bleibt, kann man diese Frage stellen.“