Kretschmann ruft im Fall Palmer zur Mäßigung auf
(dpa/mp) - BadenWürttembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat im internen Streit der Grünen um den Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer zur Mäßigung aufgerufen. „Ich würde jetzt mal raten, dass man von den Bäumen runterkommt und etwas abrüstet“, sagte er am Dienstag in Stuttgart. Der Vorstand der Südwest-Grünen hatte Palmer am Freitag nach seiner strittigen Äußerung zur Corona-Pandemie aufgefordert, die Partei zu verlassen. Zudem hatte die Grünen-Spitze im Bund erklärt, ihn nicht mehr politisch unterstützen zu wollen. Prominente Grünen-Mitglieder sprachen sich jedoch nun in einem offenen Brief gegen eine Maßregelung Palmers durch die Partei aus. Elmar Braun, der Bürgermeister von Maselheim und einer der Unterzeichner des Schreibens, sagte der „Schwäbischen Zeitung“: „Wir wollen doch Typen, an denen wir uns reiben können.“
„Die einstimmige Ankündigung von Sanktionen gegen Boris Palmer durch den Bundesvorstand, den Landesvorstand, den Kreisvorstand und den Stadtvorstand von Bündnis 90/ Die Grünen irritiert und beunruhigt. Seit ihrer Gründung war unsere Partei ein Ort leidenschaftlicher Debatten, offener Auseinandersetzungen in der Sache, freier Rede und des Respekts vor Minderheitsmeinungen. Das entspricht unseren Prinzipien von Gewaltfreiheit und Basisdemokratie. Boris Palmer gehört zum Urgestein der baden-württembergischen Grünen, er ist ein überzeugter Ökologe und ein manchmal rebellischer Freigeist. Er ist nicht unbelehrbar, hat aber ernsthafte Gründe für seine Position genannt. Die versammelten Vorstandsebenen sollten den Dialog mit ihm suchen und den Stil der Maßregelung aufgeben. Es gibt wahrhaft größere Probleme für die Bündnisgrünen – und für das ganze Land.“Unterschrieben haben den Appell insgesamt 30 GrünenPolitiker, unter anderem die frühere Bundestagsabgeordnete Antje Vollmer, der frühere Landtagsabgeordnete Eugen Schlachter und der Landtagsabgeordnete Martin Hahn. (sz)