Fünf Surfer sterben in der Nordsee
Dicke Schaumdecke auf den Wellen womöglich Ursache für das Unglück vor Scheveningen
(dpa) - Fünf Menschen sind an der niederländischen Küste beim Surfen bei schwerer See ums Leben gekommen. Zwei Surfer wurden am Dienstagmorgen tot aus der Nordsee bei Schevendingen nahe Den Haag geborgen, wie die Polizei mitteilte. Die Leiche des dritten Opfers war zwar gesichtet worden, die Bergung war wegen der Strömung jedoch schwierig. Bereits am Montagabend waren zwei Leichen geborgen worden.
(dpa) - Der Wind peitscht die Wellen hoch an der Kade des Hafens von Scheveningen. Die schwarzen Basaltbrocken, der Strand, Fahrzeuge von Feuerwehr und Seenotrettung sind bedeckt von schmutzig-gelbem Schaum. Nach stundenlanger Suche haben die Rettungskräfte soeben den vierten Toten aus der Nordsee geborgen. Die Leiche des fünften Opfers treibt noch irgendwo in den grauen Wogen. Für fünf holländische Surfer endete das Kräftemessen mit Wellen und Wind tödlich.
Der kleine Fischerort Scheveningen trauert. Bürgermeister Johan Remkes aus dem nahen Den Haag spricht den Angehörigen seine Anteilnahme aus. „Dies ist in erster Linie ein persönliches Drama“, schreibt er auf Twitter. „Wir fühlen mit Ihnen mit und stehen an Ihrer Seite.“Die Trauer sei „unvorstellbar“groß, sagt er später bei einer Pressekonferenz. „Die Art und Weise, auf die nun so viele junge Leben erloschen sind und so viele Familien und Freundesgruppen getroffen wurden, ist unvorstellbar grausam.“Die Opfer waren zwischen 22 und 38 Jahre alt.
Am Strand, so ist auf Fernsehbildern zu sehen, stehen Leute beieinander und schauen entgeistert auf die großen Einsatzfahrzeuge und die Boote, die noch immer nach dem letzten Opfer suchen. Es sind Spaziergänger, Ortsanssäsige und Surfer. Vor dem Surf-Club „The Shore“liegen Blumen. Einige der Opfer sollen hier Surflehrer gewesen sein. „Zwei von ihnen waren sogar Rettungsschwimmer“, sagt ein junger Mann Reportern. „Das waren echt keine Idioten“, sagt ein anderer im Radio. „Sie kannten die See wie ihre Hosentasche“, sagt der Bürgermeister. Es sollen Männer und Frauen gewesen sein.
Am späten Montagnachmittag hatte alles begonnen: Die Surfer hatten mit ihren Bodyboards den Sprung in die Nordsee gewagt. Es blies ein kräftiger Wind, die Wellen waren, bedeckt von einer dicken Lage Schaum – verursacht durch eine Algenart und durch die Meeresturbulenzen – nun besonders hoch.
Was aber war geschehen und hatte diese gut trainierten Surfer in Not gebracht? Hatte der Wind plötzlich nochmals an Stärke zugenommen?
Möglicherweise, so vermuten erfahrene Wassersportler, konnten sich die Surfer wegen der dicken Schaumlage auf den Wellen nicht mehr orientieren. Oder sie wurden von einer heftigen Strömung auf die mit schweren Gesteinsbrocken befestigte Kade geworfen. „Wir wissen es noch nicht“, sagt der Sprecher der Küstenwache, Edwin Granneman, im Radio. „Das muss noch untersucht werden.“
Einigen Surfern gelingt es noch, aus eigener Kraft den Strand zu erreichen. Die Königliche Niederländische Rettungsgesellschaft wird alarmiert und kann sieben Personen aus dem Wasser retten. Zwei sterben trotz Wiederbelebungsversuchen am Strand. Ein dritter Surfer wird ins Krankenhaus eingeliefert. Gegen 23 Uhr werden die Rettungsarbeiten abgebrochen. Da werden noch drei Personen vermisst. Um 6 Uhr früh am Dienstag geht der Einsatz weiter. Nun aber ist es keine Rettung mehr. „Jetzt ist es wohl eine Bergung“, stellt Edwin Granneman knapp fest. Bittere Realität.
Vier Boote werden eingesetzt und ein Helikopter. Er fliegt extrem niedrig über dem Wasser, um den Schaum wegzublasen. So können treibende Leichen besser gesehen werden. Nach und nach gelingt die Bergung.