Aalener Nachrichten

Wettbewerb auch in der Krise

- Von Finn Mayer-Kuckuk wirtschaft@schwaebisc­he.de

Der Einstieg des Staates bei der Lufthansa ist besiegelt. Zugleich werden die Wettbewerb­saufseher in Brüssel nervös: Überall in der EU machen sich die Mitgliedss­taaten zur Rettung „ihrer“Airline bereit. Die EU-Kommission befürchtet eine Rückkehr zur Subvention­swirtschaf­t mit Marktverze­rrungen und politische­m Einfluss aufs Geschäft – zu Lasten der Verbrauche­r. Diese Sorgen sind begründet. Daher ist eine vorher festgelegt­e Ausstiegss­trategie so wichtig.

Die Rettung der Lufthansa ist erst einmal richtig und wichtig. Der Bund macht zudem ein gutes Geschäft. Im Jahr 1997 hat er seine letzten Anteile an der deutschen Fluglinie für 17 Euro pro Aktie verkauft, heute steigt er bei einem Kurs unter 10 Euro wieder ein – und erhält sie möglicherw­eise sogar zum Schnäppche­npreis von 2,56 Euro. Der Wert der vorhandene­n Anteilssch­eine verringert sich dabei zugunsten des staatliche­n Anteils. Teuer verkaufen und später günstig wieder einsteigen – das zeichnet den geschickte­n Anleger aus. Olaf Scholz (SPD) hat zudem angekündig­t, nur mit einem Gewinn wieder aussteigen zu wollen. Der Steuerzahl­er muss sich also keine Sorgen machen.

Sorge bereitet vielmehr, wofür der Lufthansa-Deal steht: Er markiert den Beginn eines weltweiten Wettlaufs um die meisten Subvention­en für die eigenen Top-Unternehme­n. Am Ende gewinnt der Staat mit den tiefsten Taschen. Die japanische­n Fluglinien sichern sich gerade 17 Milliarden Euro vom Staat, in den USA sind es 23 Milliarden, Italien verstaatli­cht die Alitalia und so weiter. Kein Land kann es sich leisten, seine Fluggesell­schaften verhungern zu lassen, wenn die Konkurrenz sie künstlich in der Luft hält.

Die EU sollte jedoch zumindest intern über staatlich bezuschuss­ten Verdrängun­gswettbewe­rb hinausgewa­chsen sein. Wenn eine Airline auch nach der Krise nicht überlebens­fähig ist, muss sie wie bisher zum Übernahmek­andidaten werden, statt als Zombie den ehrlichen Spielern Kunden wegzunehme­n. Die EUKommissi­on hat hier völlig recht damit, auch in der Krise auf Wettbewerb­sregeln zu pochen.

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