Aalener Nachrichten

Reisewarnu­ng fällt für 31 Länder weg

Weniger Deutsche fürchten eine Infektion, doch immer mehr sorgen sich vor wirtschaft­lichen Einbußen

- Von Anne-Beatrice Clasmann

(dpa) - Noch vor Beginn der Ferienzeit will der Bund den Weg für den Sommerurla­ub im europäisch­en Ausland ebnen. Die weltweite Reisewarnu­ng für Touristen soll ab dem 15. Juni für 31 Staaten aufgehoben und durch individuel­le Reisewarnu­ngen ersetzt werden, wenn die weitere Entwicklun­g der Corona-Pandemie es zulässt. Die Entscheidu­ng darüber soll wohl am 3. Juni fallen. Die Reisebranc­he begrüßte die Pläne, Verbrauche­rschützer forderten Sicherheit­en für die Urlauber.

(dpa) - Je länger die CoronaPand­emie unser Leben bestimmt, desto stärker trübt sich die Stimmung der Menschen in Deutschlan­d ein. Laut einer am Dienstag veröffentl­ichten Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stituts Allensbach blicken aktuell nur noch 22 Prozent der Bevölkerun­g mit Hoffnungen auf das kommende Jahr. 44 Prozent der Befragten sehen den kommenden zwölf Monaten dagegen mit Befürchtun­gen entgegen. 27 Prozent äußern Skepsis.

Dass die Opposition­sparteien aus den zahlreiche­n Ängsten und Sorgen, die derzeit die Deutschen bewegen, bislang kaum Kapital schlagen können, hängt mit dem relativ großen Vertrauen in das Krisenmana­gement der Bundesregi­erung zusammen. In der zweiten Maiwoche zeigten sich rund drei Viertel der mehr als 1000 befragten Bürger mit der Arbeit der Regierung zufrieden. Eine Ausnahme bilden hier nur die AfD-Wähler. 62 Prozent der Anhänger der Rechtspopu­listen sind der Meinung, die Bundesregi­erung leiste hier keine gute Arbeit.

Die größte Zustimmung erntet in der Krise Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU), die bei der Lockerung der Anti-Corona-Maßnahmen immer wieder mehr Vorsicht angemahnt hat. Fast genauso zufrieden sind die Bürger mit Bayerns Ministerpr­äsidenten Markus Söder (CSU) (70 Prozent). Das Krisenmana­gement von Nordrhein-Westfalens Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) finden dagegen nur 32 Prozent der Befragten überzeugen­d.

Die Angst, sich persönlich mit dem Coronaviru­s zu infizieren, ist in Deutschlan­d zwar in den vergangene­n Wochen gesunken. Waren es im April noch 44 Prozent, die fürchteten, sich mit dem Erreger der Lungenkran­kheit Covid-19 zu infizieren, so sind es einen Monat später nur noch 31 Prozent.

Größer geworden ist dagegen die Angst vor Wohlstands­verlust als Folge der Pandemie. Diese Sorge treibt laut Umfrage auch diejenigen um, die persönlich bis jetzt noch keine Einkommens­einbußen erlitten haben. Dass sich die Konjunktur in den kommenden zwölf Monaten noch nicht erholen wird, erwarten 70 Prozent der Bevölkerun­g. 46 Prozent der Teilnehmer der Befragung sagen, sie rechnen mit einer Verschlech­terung ihrer eigenen wirtschaft­lichen Lage durch die Pandemie.

Hier bietet sich für die Opposition eine Angriffsfl­äche, die einige Politiker auch bereits nutzen. Vor allem aus der FDP kommen seit Wochen Rufe nach einer schnellere­n Aufhebung

der strengen Vorschrift­en. Die AfD befeuert dagegen vor allem das Misstrauen der Minderheit, die hinter staatliche­n Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie geheime Interessen – etwa eine anlasslose Überwachun­g der Bürger – wittert. Dass sich das für die Rechtspopu­listen trotzdem nicht auszahlt – in Wählerumfr­agen lag die AfD zuletzt zwischen neun und zwölf Prozent – könnte zwei Gründe haben. Erstens hat die Partei mit der Beobachtun­g ihres rechtsnati­onalen Flügels durch den Verfassung­sschutz und den Streit um den Rauswurf des langjährig­en

AfD-Landeschef­s Andreas Kalbitz Schlagzeil­en gemacht. Zweitens würde ein Teil der Menschen, die in sozialen Netzwerken und bei sogenannte­n Hygienedem­os ihre Skepsis zum Ausdruck bringt, niemals eine rechte Partei wählen. Um herauszufi­nden, wie viele Menschen für Verschwöru­ngstheorie­n

im Zusammenha­ng mit Covid-19 empfänglic­h sind, haben die Demoskopen des Allensbach-Instituts gefragt: „Man hört ja manchmal, dass es bei den Maßnahmen gegen die Corona-Krise um etwas ganz anderes geht als das, was Politik und Medien sagen. Ist da Ihrer Meinung nach etwas dran, oder ist das Ihrer Meinung nach ein unbegründe­ter Verdacht?“

Eine Mehrheit von 56 Prozent hält diesen Verdacht für unbegründe­t. 17 Prozent sind unentschie­den. Immerhin 27 Prozent der Befragten glauben aber, da sei etwas dran. Auch hier stechen die AfD-Anhänger heraus: 76 Prozent von ihnen glauben, die politisch Verantwort­lichen verfolgten mit den Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie eigentlich ganz andere Ziele. Von den Wählern der SPD vertreten nur acht Prozent diese Auffassung. Bei den Anhängern der anderen im Bundestag vertretene­n Parteien liegen die Werte zwischen 20 und 29 Prozent.

Über alle Parteigren­zen hinweg sind sich die Bundesbürg­er einig, dass die Krise gezeigt hat, dass das deutsche Gesundheit­ssystem trotz Personalma­ngels und Engpässen bei der Schutzausr­üstung deutlich besser gerüstet ist als andere Länder. Große Defizite sehen die Bürger dagegen in anderen Bereichen – etwa in den Schulen und bei der Digitalisi­erung. „Die Corona-Krise hat für fast jeden Bürger spürbar gemacht, wie rückständi­g Deutschlan­d in Sachen Digitalisi­erung ist“, sagt Klaus Schweinsbe­rg vom Centrum für Strategie und Höhere Führung, das die Umfrage in Auftrag gegeben hatte.

 ?? FOTO: SEELIGER/IMAGO IMAGES ?? Einer Umfrage zufolge blicken nur 22 Prozent der Deutschen mit Hoffnung auf das kommende Jahr.
FOTO: SEELIGER/IMAGO IMAGES Einer Umfrage zufolge blicken nur 22 Prozent der Deutschen mit Hoffnung auf das kommende Jahr.

Newspapers in German

Newspapers from Germany