Aalener Nachrichten

Nichts verstanden

- Von Mathias Puddig politik@schwaebisc­he.de

Seit Monaten schon gibt es einen Wettlauf unter Wissenscha­ftlern. In fast jedem Land der Welt suchen Forscher nach Erkennt- nissen über das neuartige Coronaviru­s und die Krankheit Covid-19. Und auch wenn am Ende die Menschen in allen Ländern von den Ergebnisse­n profitiere­n sollen, zeichnet sich schon ab: Deutschlan­d steht in diesem Wettlauf enorm gut da. Zwar kommen nicht die meisten Studien von deutschen Forschern, dafür aber die mit der höchsten Qualität.

Das hat etwas mit Geld zu tun und mit den guten Strukturen hierzuland­e. Am Ende hängt es aber auch an jedem einzelnen Wissenscha­ftler. Deshalb ist es so wichtig, dass sich jetzt Forscherko­llegen mit Christian Drosten solidarisi­eren, nachdem die „Bild“-Zeitung versucht hat, eine Kampagne gegen den Virologen von der Berliner Charité loszutrete­n. Zurecht wehren sie sich dagegen, von der

Boulevardz­eitung instrument­alisiert zu werden. Ungewöhnli­ch offensiv bestreiten sie, dass Drosten „grob falsch“gelegen und Erkenntnis­se verschwieg­en hat. Und selbst dort, wo sie Drosten widersprec­hen, tun sie das nicht, um einen Gelehrtens­treit vom Zaun zu brechen. Sie führen die Debatte, um Argumente und Wissen gegeneinan­der abzuwägen, so zu bestmöglic­hen Ergebnisse­n zu kommen und anschließe­nd möglichst schnell möglichst viele Leben zu retten. Dazu gehört es übrigens auch, Wissensstä­nde zu korrigiere­n, wenn sie nicht mehr von Fakten gedeckt sind. Das alles ist natürlich unübersich­tlich und auch fürchterli­ch unbequem. Doch nur so kann Wissenscha­ft funktionie­ren. Wer das nicht sieht, der hat ihr Wesen schlicht und einfach nicht verstanden. Oder – warum auch immer – nicht verstehen wollen.

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