Steuern könnten Coronahilfe der EU finanzieren
EU-Kommissionschefin von der Leyen will Corona-Wiederaufbauplan vorstellen
(dpa) - Für den Kampf gegen die Corona-Wirtschaftskrise will die EU-Kommission neue Einnahmen aus Steuern und Abgaben für die Europäische Union fordern. Das soll helfen, das mehrere Hundert Milliarden schwere Programm zur wirtschaftlichen Erholung zu finanzieren. Diese Informationen der „Financial Times“wurden der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag von mehreren Quellen bestätigt. Konkret geht es um eine mögliche Ausweitung des Europäischen Emissionshandels, eine Digitalsteuer oder eine Plastikabgabe.
EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen will am Mittwoch ihren mit Spannung erwarteten Corona-Wiederaufbauplan vorstellen, verknüpft mit dem nächsten siebenjährigen EU-Budget. Vorige Woche hatten Deutschland und Frankreich vorgeschlagen, die EU-Kommission solle 500 Milliarden Euro Kredit aufnehmen und als Zuwendungen an Krisenstaaten und -branchen vergeben. Die Schulden sollen über Jahrzehnte aus dem EU-Budget gemeinsam getilgt werden.
Von der Leyen plant, so viel ist bekannt, einen ähnlichen Vorstoß: Auch sie will mehrere Hundert Milliarden Euro am Kapitalmarkt aufnehmen – die genaue Summe hielt die Kommission bis zuletzt unter Verschluss – und zum Großteil als Zuschüsse für Investitionen zur wirtschaftlichen Erholung vergeben. Dies soll gleichzeitig einen Schub für eine grünere und digitalisierte Wirtschaft geben. Die neuen Einnahmen sollen helfen, die gemeinsamen Schulden abzubezahlen.
Dagegen kommt Widerspruch aus Österreich, den Niederlanden, Dänemark und Schweden – genannt die „sparsamen Vier“. Sie wollen gemeinsam aufgenommene Kredite nur als Kredithilfen verteilen, die von den Empfängern zurückgezahlt werden müssten. Allerdings signalisieren Dänemark und Österreich inzwischen Kompromisswillen.
Der deutsche Europastaatsminister Michael Roth wies das Konzept der „sparsamen Vier“zurück. „Wir können nicht alleine nur Kredite gewähren“, sagte der SPD-Politiker. Auch der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen sagte in der „Passauer Neuen Presse“: „Es ist keine Lösung, Ländern wie Spanien und Italien, deren zentrales finanzpolitisches Problem eine zu hohe Verschuldung ist, einfach neue Schulden anzubieten, sondern eine Verschärfung der Situation. Deswegen ist es eine Provokation.“
Die Bundesregierung hatte es bis vor Kurzem selbst noch abgelehnt, kreditfinanziertes Geld als Zuwendungen auszuteilen. Angesichts des historischen Wirtschaftseinbruchs änderte Bundeskanzlerin Angela Merkel ihre Position. Hintergrund ist die Sorge um den Zusammenhalt der EU, aber auch die Furcht, dass der EU-Binnenmarkt in Schieflage geraten könnte.