Aalener Nachrichten

So bleibt Mann gesund

Gerade beim Thema Gesundheit kann das ewige „Wird schon wieder!“lebensgefä­hrlich sein

- Von Lorena Simmel

(dpa) - Die „Männergrip­pe“ist zwar eher ein Klischee als medizinisc­he Wahrheit – aber typische Männerkran­kheiten gibt es durchaus. Und auch sonst viele medizinisc­he Probleme, die eher Männer als Frauen treffen. Meistens sind diese gut behandel- und heilbar. Voraussetz­ung ist, dass sie früh erkannt werden. Und daran hapert es oft.

„Männer leben oft ungesünder als Frauen: Sie essen insgesamt fettreiche­r, trinken mehr Alkohol und rauchen häufiger“, erklärt Monika Köster, Expertin für Männergesu­ndheit bei der Bundeszent­rale für gesundheit­liche Aufklärung (BZgA).

Auch die körperlich­e Aktivität komme oft zu kurz: „Gut die Hälfte der Männer in Deutschlan­d erreicht nicht das von der Weltgesund­heitsorgan­isation WHO empfohlene Mindestmaß an körperlich­er Ausdauerak­tivität von 2,5 Stunden pro Woche“, sagt Köster.

Die Folge sind Krankheite­n wie Bluthochdr­uck, Diabetes, Adipositas und schließlic­h daraus folgende Herz-Kreislauf-Erkrankung­en: Von all diesen Problemen sind Männer häufiger betroffen als Frauen. Gleiches gilt für Suchterkra­nkungen und für Verletzung­en aufgrund von Arbeitsund Verkehrsun­fällen. Und auch die Zahl der Krebs-Neuerkrank­ungen ist bei Männern höher als bei Frauen. Woran liegt das?

„Oft liegt bei Jungen und Männern ein Mangel an Kenntnisse­n und Informatio­nen über den eigenen Körper vor“, erklärt Alex Schroeder, Präsident des Berufsverb­ands der Deutschen Urologen (BvDU). „Außerdem kommen den Jungen und Männern die heute leider oft noch gängigen Stereotype nicht zugute – zum Beispiel, dass ein Junge nicht weint oder ein Mann sich mit Problemen selber zu helfen weiß.“

Auch Matthias Franz, Kommissari­scher Direktor des Klinischen Instituts für Psychosoma­tische Medizin und Psychother­apie des Universitä­tsklinikum­s Düsseldorf (UKD), zeigt sich besorgt. „Männer bringen sich dreimal häufiger um als Frauen, ihre Lebenserwa­rtung ist im Vergleich zu der von Frauen um fünf Jahre reduziert. Der Unterschic­htmann lebt sogar 15 Jahre kürzer als die Oberschich­tfrau.“

Die Frage nach dem Umgang mit dem eigenen Körper ist für Jungen oft schwerer. „Frühzeitig­e Gesundheit­serziehung fängt im Elternhaus und Kindergart­en an. Das Elternhaus ist das A und O, aber viele Bürger wissen leider nicht gesundheit­sbewusst zu leben und kennen sich in Sachen Prävention oft nicht aus“, so Schroeder.

Typische Männerkran­kheiten und -gesundheit­sprobleme müssen nach Ansicht des Urologen aus mehreren Perspektiv­en betrachtet und behandelt werden. Schließlic­h hängen viele Phänomene zusammen. Ein Beispiel: die Abnahme des Testostero­ns ab Mitte 40. „Die Testostero­nbildung hört zwar nie komplett auf, aber der Mann wird bei weniger Testostero­n ruhiger, phlegmatis­cher, antriebslo­ser, was oft zur Folge hat, dass er weniger Zeit beim Sport, dafür mehr auf dem Sofa verbringt“, sagt Schroeder. Gewichtszu­nahme sei oft die Folge.

Umso wichtiger ist es, dass Männer nicht erst zum Arzt gehen, wenn der Körper Alarm schlägt. „Viele Krankheite­n, vor allem bestimmte Krebsarten, führen erst spät zu

„Die Lebenserwa­rtung von Männern ist im Vergleich zu der von Frauen um fünf Jahre reduziert.“

Alex Schroeder vom Berufsverb­and der Deutschen Urologen

Symptomen“, erklärt Monika Köster von der BZgA. Früherkenn­ungsunters­uchungen helfen, mögliche Probleme rechtzeiti­g zu erkennen und die Heilungsch­ancen zu erhöhen.

Ab 35 Jahren haben Männer alle zwei Jahre Anspruch auf ein Hautkrebs-Screening. Ab 45 Jahren können sie eine jährliche Tastunters­uchung von Prostata und Genitalien vornehmen lassen. Und ab dem Alter von 50 haben sie Anspruch auf die

Teilnahme an Untersuchu­ngen zur Früherkenn­ung von Darmkrebs.

Darüber hinaus können Frauen und Männer im Alter zwischen 18 und 34 Jahren einmalig einen Gesundheit­s-Check-up durchführe­n lassen. Ab dem 35. Lebensjahr ist die ärztliche Gesundheit­suntersuch­ung dann alle drei Jahre möglich. Dabei geht es unter anderem darum, Diabetes, Nieren- und Herz-Kreislauf-Erkrankung­en zu erkennen.

Die wichtigste Prävention aber ist wahrschein­lich, überhaupt ein besseres Gesundheit­sbewusstse­in für den eigenen Körper zu entwickeln, meint Spezialist Alex Schröder: Wie kenne ich meinen Körper? Wie fit bin ich wirklich? Sollte ich mein Essverhalt­en ändern? Im Idealfall wird aus dieser Selbsterke­nntnis auch ein gesunder Lebensstil – beim Essen, aber auch im Leben insgesamt.

 ?? FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA ?? Ab einem gewissen Alter können – und sollten – auch Männer regelmäßig zu einer Vorsorgeun­tersuchung gehen.
FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Ab einem gewissen Alter können – und sollten – auch Männer regelmäßig zu einer Vorsorgeun­tersuchung gehen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany