Aalener Nachrichten

Gemeinderä­te uneins über Kriegsheld

Antrag auf Gedenktafe­l am Gasthof Lamm trifft auf Kritik

- Von Larissa Hamann

- Seit der Corona-Pause hat der Gemeindera­t Adelmannsf­elden zum ersten Mal wieder getagt. Die Sitzung fand im Bürgersaal der Otto-Ulmer-Halle statt. Für Diskussion sorgte der Antrag, den früheren Lamm-Wirt für seine Verdienste während der NSZeit zu ehren. Außerdem stand das Baugebiet Dollishäus­le auf dem Programm

Intensiven Diskussion­sbedarf gab es bei dem Antrag des Gemeindera­tes Stefan Jenninger, der für eine Ehrung des einstigen Lamm-Wirts Karl Hofmann plädierte. Dieser soll kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs die Herausgabe von Panzerfäus­ten an die Aalener Hitlerjuge­nd bis zur Ankunft der Alliierten verzögert haben. Jenninger zufolge habe er so eine Zerstörung des Ortes verhindern können. „Ich finde, das ist eine Tat, an die man erinnern sollte. Sie zeigt, dass mutiges Handeln dazu führen kann, dass man Leben retten und Kämpfe verhindern kann“, so Jenninger.

Er schlug eine Gedenktafe­l am Gasthof Lamm vor, die spätere Generation­en an diese letzten Kriegstage in Adelmannsf­elden erinnern soll. Seine Gemeindera­tskollegen beurteilte­n die Sachlage deutlich kritischer. „Ich kenne andere Geschichte­n, wo auch andere Leute zusammenge­halten und geholfen haben, das Dorf zu verschonen“, gab Ernst Kiesel zu Bedenken. Auch Ursula Berroth machte auf eine möglicherw­eise problemati­sche NSDAP-Vergangenh­eit des Wirtes aufmerksam.

Bürgermeis­ter Edwin Hahn begrüßte die Idee, bat Stefan Jenninger jedoch um eine ausführlic­here Recherche. „Denn wenn die Bewertung anders ausfällt, sollte man es lieber lassen“, so Hahn.

Bei der Verkehrsan­bindung des geplanten Baugebiets Dollishäus­leWest an die Kreisstraß­e K3324 entschied sich der Gemeindera­t mehrheitli­ch für eine Linksabbie­gerspur. Einem Kreisverke­hr hätte das Landratsam­t zwar zugestimmt – dann jedoch auf Kosten der Gemeinde. Zehn Euro Mehrkosten pro Quadratmet­er hätte diese Umlage für die Bauherren des Neubaugebi­ets bedeutet.

Diskutiert wurde auch der Umgang mit den ökologisch­en Ausgleichs­maßnahmen, die die Gemeinde für den Bau von Dollishäus­leWest zu leisten hat. Vier Ausgleichs­flächen, zwei private und zwei im Besitz der Gemeinde, wurden in Abstimmung mit dem Naturschut­zbeauftrag­ten Ulrich Knitz in Aussicht gestellt. Auf drei von ihnen sollen Streuobstw­iesen angelegt werden. Allerdings blieb unklar, wer deren Pflege übernimmt. Aus Sorge um die Landwirtsc­haft sprach sich Jürgen Wemmer gegen die vorgeschla­genen Flächen aus: „Der Eingriff bei den Landwirten tut weh. Da verlieren sie schon Flächen beim Baugebiet, und dann können sie nicht mal ihr Vieh ganzjährig ausbringen.“

Freuen kann sich die Gemeinde, weil die Sanierung der Schillerst­raße/Hölderlins­traße rund 190 000 Euro günstiger wurde als erwartet worden war. Grund ist ein günstiges Angebot der Baufirma.

„Ich finde, das ist eine Tat, an die man erinnern sollte.“

Gemeindera­t Stefan Jenninger

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