Plastikverbot rückt näher
Ab Juli 2021 sind Einwegprodukte hierzulande tabu
(epd/dpa) - Einmalbesteck aus Plastik, Wattestäbchen, Trinkhalme und Rührstäbchen aus Kunststoff sind ab dem 3. Juli 2021 auch in Deutschland verboten. Auch To-goLebensmittelbehälter und Getränkebecher aus Styropor sollen nicht mehr auf den Markt kommen. Das Bundeskabinett beschloss am Mittwoch eine Verordnung, mit der eine entsprechende EU-Richtlinie umgesetzt wird, die ein europaweites Verbot beinhaltet. „Viele Einwegprodukte
aus Kunststoff sind überflüssig“, sagte Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) am Mittwoch. „Wenn die weltweite Vermüllung so weitergeht, haben wir 2050 mehr Plastik als Fisch in unseren Weltmeeren.“Mehrweg gehöre die Zukunft.
Die Plastikprodukte gehören laut EU zu dem am häufigsten gefundenen Müll an europäischen Stränden. In Parks und auf den Straßen machen sie zehn bis 20 Prozent der Abfälle aus.
- Beim Grillen im Garten, bei Picknicks im Park oder der Party im eigenen Haus: Wer hinterher das Geschirr nicht sortieren und spülen will, greift gerne zu Einwegtellern und -bestecken. In Corona-Zeiten lassen sich auch mehr Haushalte das Abendessen in Plastikboxen verpackt an die Türe liefern. Mit einigen dieser Produkte wird allerdings bald Schluss sein. Am Mittwoch hat die Bundesregierung das Verbot beschlossen.
Um welche Produkte geht es?
Bestimmte Einwegplastikprodukte dürfen bald nicht mehr verkauft werden. Dazu gehören nach Informationen des Bundesumweltministeriums beispielsweise Teller, Becher, Bestecke, Rührstäbchen und Trinkhalme aus Plastik. Verboten sind dann auch To-Go-Becher aus Styropor, in denen Kioske Kaffee verkaufen, und ebensolche Lebensmittelbehälter für das Mittagessen auf der Straße. Gleichfalls auf der schwarzen Liste stehen bestimmte Produkte, die sich von selbst zersetzen.
Ab wann gilt das Verbot?
Es soll ab Anfang Juli 2021 – in einem Jahr – in Kraft sein. Vorher müssen sich Bundestag und Bundesrat damit befassen. Die Bundesregierung hat sich das Verbot nicht selbst ausgedacht, sondern setzt die Einwegkunststoffrichtlinie der Europäischen Union um.
Was ist so schlimm an Plastiktellern?
Große Mengen werden achtlos weggeworfen. Oft funktionieren auch die Müllbeseitigung und das Recycling nicht richtig. So gerät viel Plastik in die Natur, in den Boden und in die Gewässer. Bäche und Flüsse transportieren den Abfall in Seen und Meere. Gefährlich ist dieser Prozess auch deshalb, weil sich die Kunststoffe in kleinste Partikel zerlegen, die von Fischen gefressen werden. Mit diesen nehmen die Menschen am Ende ihre Plastikteller selbst wieder zu sich. Beschleunigt wird der Kreislauf durch sogenannte oxo-abbaubare Kunststoffe, die extra dafür gemacht sind, in Mikroplastik zu zerfallen und damit angeblich zu verschwinden. „Wenn die weltweite Vermüllung so weitergeht, haben wir 2050 mehr Plastik als Fisch in unseren Weltmeeren“, sagte Bundesumweltministerin Svenja Schulze am Mittwoch.
Wieviel Einwegplastik ist unterwegs?
Allein in Deutschland sind es Hunderttausende Tonnen pro Jahr. Einer Studie des Verbands kommunaler
Unternehmen (VKU) zufolge machen die bald verbotenen Produkte zehn bis 20 Prozent des gesamten Abfalls im öffentlichen Raum aus.
Wie lassen sich die Teller und Becher ersetzen?
Bei Partys, Grillgelagen oder Kindergeburtstagen hilft eigenes Geschirr, beispielweise aus dickerem Plastik, Glas und Porzellan. Alte Teller, Tassen und Bestecke für solche Zwecke bieten Trödler und Antiquitätengeschäfte oft billig an. Aber ja: Das Hinund Hertransportieren, sowie Spülen sind aufwändiger, als das Einweggeschirr einfach in die Mülleimer zu werfen. Wer Konzerte und Straßenfeste organisiert, verpflichtet die teilnehmenden Firmen inzwischen oft, Mehrwegteller und -gläser zu verwenden und die Rückgabe mit Pfand zu belohnen. Und als Ersatz für die Einwegvariante beim Coffeeto-go-Becher bringen manche Kundinnen und Kunden mittlerweile ihre eigenen Gefäße mit.
Welche Kritik wird geübt?
„Die Bundesregierung sollte das Einwegplastikgeschirr nicht nur verbieten, sondern mit der Festlegung verbindlicher Mehrwegquoten auch dafür sorgen, dass sich wirklich umweltfreundliche Alternativen am Markt behaupten“, sagte Henriette Schneider von der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Die DUH vermutet, dass als Alternativen zum Plastik bald mehr Einwegmesser, -gabeln oder -teller aus Holz oder Bambus verkauft werden. „Außerdem ist das Verbot zu eng begrenzt. Man sollte beispielsweise auch Einwegessensboxen erfassen, in denen Menüs aus Restaurants geliefert oder mitgenommen werden.“
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