Ohne Kurzarbeit wären Bürger arbeitslos
Corona lässt Zahl der Arbeitslosen steigen – Gastgewerbe, Handel und Dienstleister leiden immens
- Die Corona-Pandemie hat auch auf der Ostalb die Zahl der Arbeitslosen deutlich nach oben getrieben: Im Vergleich zum April um 7,3 Prozent, im Vergleich zum Vorjahr um 41,9 Prozent von seinerzeit 4707 auf jetzt 6680. Dramatisch aber ist die Zahl der Kurzarbeiter in die Höhe geschnellt: Waren vor einem Jahr gerade mal 301 Arbeitnehmer in 23 Betrieben betroffen, so sind es jetzt 49 531 in 3128 Betrieben. Kurzarbeit ist somit momentan bei 38 Prozent der 130 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten auf der Ostalb angesagt. Diese Zahlen haben der Chef der Aalener Arbeitsagentur, Elmar Zillert, und der Leiter des Jobcenters, Thomas Koch, im Kreistagsausschuss für Arbeit und Grundsicherung präsentiert.
Gäbe es das Instrument der Kurzarbeit nicht, sagte Zillert, dann wären in der Region bereits über 10 000 Menschen ihren Job los. Besonders stark betroffen von den Folgen der Pandemie sind das Gastgewerbe, der Handel und Dienstleister wie etwa Fitnessstudios. Am wenigstens gestiegen ist die Arbeitslosigkeit im Bereich der Geschäftsstelle Ellwangen der Agentur: Dort erhöhte sich die Quote um 13,8 Prozent, während es in Bopfingen ein Plus von 53,1, in Aalen von 51,9 und in Schwäbisch Gmünd von 37,8 gegeben hat.
Im Gegenzug ist die Zahl der gemeldeten freien Stellen im Ostalbkreis im Mai um 6,9 (Landesdurchschnitt: Minus 8,8) und im Vergleich zum Vorjahr um 49,1 (38,1) Prozent zurückgegangen. Allerdings ist dies Zillert zufolge nicht allein auf Corona zurückzuführen. Auch die Strukturkrise habe die Dynamik auf dem Arbeitsmarkt fast zum Erliegen gebracht. Die am stärksten betroffene Personengruppe ist die der Jugendlichen
und jungen Erwachsenen zwischen 15 und 24 Jahren. Dort stieg die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vormonat um 7,8 und im Vergleich zum Vorjahr um 81,9 Prozent. Darunter sind viele, die nach einer abgeschlossenen Berufsausbildung nicht übernommen werden. Zillert mahnte, es dürfe keine „Generation Corona“entstehen. Deswegen werde man alles daran setzen, Jugendliche in Ausbildung zu bringen. Die Aussichten schätzte er als gut ein, denn nach wie vor übersteige das Angebot an Ausbildungsstellen die Nachfrage und auch die Demografie wirke sich ein bisschen aus. Zudem versuchten die Betriebe, ihre Auszubildenden nach Möglichkeit zu halten.
Enttäuscht äußerte sich Zillert darüber, dass Arbeitnehmer ihre Weiterbildungschancen nicht nutzten, obwohl sie angesichts der Kurzarbeit dafür Zeit hätten. Gerade die Ostalb gehöre zu den Bezirken, in denen durch die Automatisierung viele Berufe verschwinden könnten. Diesen Strukturwandel und die damit verbundenen, nach Zillerts Worten schmerzhaften, Herausforderungen müsse man angehen, um den Wohlstand der Zukunft zu sichern. Er warnte auch davor zu glauben, mit der Wirtschaft werde es so schnell aufwärts gehen wie nach der Finanzkrise 2008/09. Diesmal gehe es um eine Strukturkrise. Daher müsse man jetzt die Weichen richtig stellen.
Thomas Koch meldete für das Jobcenter ebenfalls steigende Zahlen. Er rechnet im Dezember mit 6000 so genannten Bedarfsgemeinschaften im Kreis, im Jahresschnitt dürften es statt 5050 dann 5750 werden. Besonders betroffen sind Dienstleistungen, zum Beispiel Soloselbstständige, und das Gastgewerbe. Koch kündigte an, man werde die berufliche Qualifizierung besonders in den Blick nehmen.