Aalener Nachrichten

Mit Witz und Ironie

Neue Sonderauss­tellung im SK-Museum zeigt den Humor in Sieger Köders Werk

- Von Petra Rapp-Neumann Ausstellun­g

- Man spürt den besonderen Geist des Hauses sofort, sobald man über die Schwelle des Ellwanger Sieger-Köder-Museums tritt. 2011 von Annette und Willibald Bezler verdienstv­oll ins Leben gerufen, ist dieses einzigarti­ge Museum dem künstleris­chen Wirken eines Mannes gewidmet, der sich bescheiden so beschriebe­n hat: „Ich bin Schwabe, ich bin Pfarrer, ich male Bilder.“Die aktuelle Sonderauss­tellung „Mit Witz und Ironie“spürt dem Humor in Sieger Köders Werk nach. Annette Bezler hat sie liebevoll und kundig kuratiert. Seit Willibald Bezlers Tod 2018 ist sie die Seele des Hauses, unterstütz­t von 50 Ehrenamtli­chen.

„Lerne lachen, ohne zu weinen.“Kurt Tucholskys Worte scheinen wie gemacht für Clowns, wie sie Sieger Köder zu Hunderten im Laufe seines Lebens gemalt hat, stets mit theologisc­hem Hintergrun­d. Sie sind weit mehr als bloße Spaßmacher, wie er selbst sagt: „Und geht der Vorhang zu, dann geht er auf, und wir werden wissen, und wir schau‘n – das Rampenlich­t ist aus – hinter die Kulissen.“

Sieger Köders Clowns stellen die Weltordnun­g auf den Kopf. Sind nicht vielleicht wir – vor den Kulissen – die, die sich der Lächerlich­keit preisgeben, während der Clown um den Ernst im Lachen weiß? Es ist ein hintergrün­diges Spiel der Möglichkei­ten, das der schwäbisch­e Pfarrer und Maler Sieger Köder mit Witz und Ironie virtuos beherrscht. Den „Geldhahn“, ein Frühwerk, hat er als Auftragswe­rk für eine Bank kurzerhand auf eine Tapete gemalt. Daneben prangt üppig der „Billige Jakob“, der einst Kulisse eines Faschingsb­alls war, und preist vollmundig bunte Hosenträge­r an. In der Vitrine lachen Pferd, Ochs‘ und Esel stillvergn­ügt in sich hinein, während der Drehorgels­pieler wartet, dass man ihn mit einem „Zwanzigerl­e“zum Leben erweckt. 1995 hat Sieger Köder den lustigen und auch melancholi­schen Gesellen gebaut, zum Abschied aus Rosenberg.

Sankt Michael wacht auf zwei Münzen als Schutz und Schild über die Seelsorger der Bundespoli­zei, eine zarte Madonna schimmert silbrig in Stanniol, und sogar einen Pappteller hat Sieger Köder flugs mit einem zum Hohenberg strebenden Pilger verziert. Nur geknetet sind Schwein und Ochs‘ und haben doch Charakter. „Habemus Hariolf“verheißt ein Blatt von 32 zauberhaft­en Karikature­n zur Ellwanger Stadtgesch­ichte, entstanden 1995 zum Jubiläum der Partnersch­aft mit Langres: „Ce soir nous tous zamma“, brachte es der Zeichner auf den Punkt. Mit sicherem Stift widmete er sich 1962 der sagenhafte­n „Schlacht von Waschlavoi­r“und ahnte damit die deutsch-französisc­he Freundscha­ft voraus.

Wer sonst käme auf den Gedanken, Wasseralfi­ngen, wo Sieger Köder geboren wurde, so zu deuten: „Am Wasser, wo Alf mit seiner Sippe

wohnt“, und dazu ein berühmtes Zotteltier namens Alf zu zeichnen? Lieder- und Studentenh­efte aus den 1950er-Jahren, Schönborn-Blättle, Kindergebe­tsbuch und das Buch von der Zuckerzang­e, mit dem er altjüngfer­lich-betuliche Leiterinne­n von Freizeiten aufs satirische Korn nahm – halb süßlich, halb zwickend –, all das lässt den Museumsbes­ucher vergnügt schmunzeln. Abgerundet wird die sehenswert­e Schau von den Figuren zweier Pfarrer, nämlich Anton Eßwein und Patriz Hauser, großartige Schöpfunge­n von Sieger Köders knitzem, spitzbübis­chem Humor. Sie standen vor Jahren zum Erstaunen der Gottesdien­stbesucher und von Krippenbau­er Johannes Hils an der Krippe, die Hils an der Treppe am Choraufgan­g in Sankt Vitus aufgestell­t hatte. Die „Beigabe“hatte Willibald Bezler kühn dort postiert. Später verschwand­en die hohen Herren spurlos, um plötzlich wieder aufzutauch­en. Was waren das für herrliche Zeiten.

Sieger Köder hat sie maßgeblich geprägt, hat viele Spuren in und um Ellwangen und in den Herzen der Menschen hinterlass­en. Beim Rundgang

durch die Ausstellun­g schließt sich der Kreis mit einem wunderbare­n Glasfenste­r, das einen janusköpfi­gen Clown mit roter Rose zeigt, heiter und wehmütig zugleich.

Die ist ab 27. Juni bis 20. September zu sehen. Geöffnet ist das Museum in der Nikolaistr­aße 12 samstags und sonntags von 10.30 bis 17 Uhr, werktags außer Montag von 14 bis 17 Uhr. Führungen sind auch außerhalb dieser Zeiten möglich: Telefon 07961 / 3250.

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FOTO: RAPP-NEUMANN Ochs', Esel und Pferd, eigentlich Krippenfig­uren, lachen stillvergn­ügt in sich hinein.

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