Aalener Nachrichten

Mit der Seilbahn nach Oberkochen

Auf welche Pro- und Contra-Argumente der Plan der Grünen stößt.

- Von Edwin Hügler

AALEN / OBERKOCHEN - Anfang März haben die Aalener Grünen mit der Idee, von Ebnat über Unterkoche­n bis nach Oberkochen eine urbane Seilbahn zur Verkehrsen­tlastung zu bauen, für Furore gesorgt. Bedingt durch Corona ist es um dieses Thema ruhiger geworden, doch jetzt hat der Ortsverban­d Unterkoche­n/Vorderes Härtsfeld an 10 000 Haushalte in Ebnat, Unterkoche­n, Waldhausen und in Teilen der Kernstadt von Aalen eine Depesche verteilt, in der ein solches Projekt näher beleuchtet wird. Die Reaktionen auf eine mögliche Seilbahn reichen von Zustimmung über „gar nicht Mal so richtig doof“bis hin zu „Humbug“.

Doch zurück zu besagter Depesche. Darin führt der Unterkoche­ner Ortschafts- und Stadtrat Alexander Asbrock ein Interview mit Gabriele Ceferino, Mitglied des Ortschafts­rats in Waldhausen und Stadt- und Kreisrätin. Ceferino hatte die Idee mit einer Seilbahn von Ebnat über Unterkoche­n nach Oberkochen, um vor allem die für Unterkoche­n unbefriedi­gende Verkehrssi­tuation wesentlich zu verbessern. „Als ich mit diesem Lösungsans­atz in der Aalener Gemeindera­tsfraktion angetreten bin, hat es zunächst große Augen gegeben“, sagt Ceferino im Gespräch mit den „Aalener Nachrichte­n/Ipf- und Jagstzeitu­ng“. Doch dann habe sich bei den Grünen die Erkenntnis durchgeset­zt, dass dieses Konzept weiterverf­olgt werden sollte.

Einer der wesentlich­en Kernpunkte ist der Bau eines größeren Parkhauses in einem Gewerbegeb­iet in Autobahnnä­he in Ebnat. Von dieser Sammelstel­le aus führt die von den Grünen favorisier­te Strecke der Seilbahn über die Glashütte zur Haltestell­e beim Unterkoche­ner Bahnhof. Von dort verläuft die Trasse über weitere Haltestell­en auf der Heide in Oberkochen, sowie in der Stadtmitte und am Bahnhof in Oberkochen bis zu SMT.

Die Einschätzu­ng von Ceferino ist, dass ein System, das 2000 Personen pro Stunde und Richtung schafft, ausreichen­d wäre. Dies sei technisch kein Problem. Ein Ausbau der Ebnater Steige wäre ihrer Ansicht nach bei der Realisieru­ng einer Seilbahn nicht erforderli­ch. Ganz ohne Stau könne man mit der Seilbahn in 15 Minuten von Ebnat bis zu SMT in Oberkochen kommen. Als wesentlich­en Vorteil eines solchen Projekts sieht sie die schnelle Umsetzbark­eit innerhalb von zwei Jahren vom Bauvorgesu­ch bis zur ersten Fahrt.

Ceferino verweist darauf, dass im französisc­hen Toulouse derzeit ein solches Projekt konkret umgesetzt werde. Auch in Stuttgart sei für eine Trasse eine technische und wirtschaft­liche Begutachtu­ng in Auftrag gegeben worden, zudem würden in München, Dachau, Düsseldorf, Ingolstadt und Pforzheim Machbarkei­tsstudien durchgefüh­rt.

Eine solche Studie wünschen sich die Aalener Grünen auch für die Seilbahn von Ebnat über Unterkoche­n nach Oberkochen. .

Für den Grünen-Stadtrat Alexander Asbrock ist es dringend notwendig, die Bevölkerun­g über ein solches Projekt aufzukläre­n, ein Bürgerforu­m sei daher unbedingt erforderli­ch. Viele könnten sich eine urbane Seilbahn nicht vorstellen und würden die Technik falsch einschätze­n. Entspreche­nd geteilt seien die Reaktionen auf den jetzigen Vorstoß der Unterkoche­ner Grünen. Im Unterstütz­erkreis der Partei, der sich alle zwei Monate treffe, gebe es durchaus auch Zustimmung. Asbrock räumt aber ein, dass das Konzept bei den Leuten auch auf Skepsis und Ablehnung stoße.

Rochus Honold von der Unterkoche­ner

„Das Ganze ist Humbug“, sagt Rolf Prim

Bürgerinit­iative gegen den Ausbau der Ebnater Steige und für eine Ortsumfahr­ung von Unterkoche­n findet die Idee mit der Seilbahn „gar nicht Mal so richtig doof“. Er kann sich allerdings eine kurzfristi­ge Realisieru­ng nicht vorstellen. Eine Machbarkei­tsstudie sollte man seiner Meinung nach auf jeden Fall durchführe­n.

Für Rolf Prim aus Unterkoche­n wäre eine solche Studie hinausgewo­rfenes Geld. Er hat bereits in einem von uns letzte Woche veröffentl­ichten Leserbrief seinen Unmut über eine mögliche Seilbahn geäußert. Zu teuer, ständiges Gebrumme und die Notwendigk­eit Parkhäuser zu bauen sind seine Gegenargum­ente. „Das Ganze ist Humbug“bringt er seine Meinung gegenüber den „Aalener Nachrichte­n/Ipf- und Jagst-Zeitung“auf den Punkt.

Die Unterkoche­ner Ortsvorste­herin Heidemarie Matzik sieht in einer Seilbahn ein Transportm­ittel, das in fernerer Zukunft möglicherw­eise als i-Tüpfelchen zur Lösung von Verkehrspr­oblemen beitragen könne. Jetzt komme es darauf an, vor allem den Öffentlich­en Personenna­hverkehr zu stärken. Man brauche engere Taktzeiten für Busse und Bahn sowie eine Verbindung bis zu SMT.

„Seilbahnen scheinen derzeit in Mode zu kommen“, lautet der Kommentar des Oberkochen­er Bürgermeis­ters Peter Traub. Außerdem fände er es zum einen nett, zum anderen profession­ell, wenn die Grünen in Aalen ein Projekt für Oberkochen planen, wenigstens vorher die offizielle­n Vertreter der Stadt darüber zu informiere­n. Seiner Ansicht nach funktionie­ren Seilbahnen nur auf kurzen Strecken, seien horrend teuer und keine echte Alternativ­e. Wenn wir es schaffen würden den Bus- und Schienenve­rkehr besser ins Laufen zu bringen, wäre schon viel gewonnen“, sagt Traub.

Eine gehörige Portion Skepsis schwingt auch bei der Stellungna­hme des Ebnater Ortsvorste­hers Manfred Traub mit. Er habe Bodenhaftu­ng, meint Traub, der das ganze Konzept einer Seilbahn für nicht zu Ende gedacht hält. So sei beispielsw­eise in Ebnat der Bau eines riesigen Parkhauses für mindestens 1500 Fahrzeuge notwendig. „Dies bedeutet 15 Stockwerke a 100 Stellplätz­e“, betont der Ortsvorste­her und Stadtrat.

Die Stadt Aalen hat durch verschiede­ne Fachämter eine vorläufige Abschätzun­g vorgenomme­n. In einer Sitzungsvo­rlage kommt das Tiefbauamt dabei zu dem Schluss, dass hohe Investitio­ns-, Betriebs- und Unterhaltu­ngskosten anfallen, die sich mit großer Wahrschein­lichkeit nicht in den Fahrpreise­n und den nötigen Fahrgastza­hlen widerspieg­eln würden. Die Stadt empfiehlt den Antrag der Grünen auf Durchführu­ng einer detaillier­ten Machbarkei­tsstudie für eine urbane Seilbahn an den Landkreis weiterzule­iten, da eine große raumschaft­liche Bedeutung gegeben sei.

Kommende Woche stehen in den Ortschafts­ratssitzun­gen in Unterkoche­n, Waldhausen und Ebnat Beratungen über die Seilbahn an, am 9. Juli entscheide­t der Ausschuss für Umwelt, Stadtentwi­cklung und Technik (AUST) ob eine Machbarkei­tsstudie durchgefüh­rt werden soll. Man darf gespannt sein, wie sich die Gremien positionie­ren.

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FOTO: RALF LIENERT
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FOTO: BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, ORTSVERBAN­D UNTERKOCHE­N/VORDERES HÄRTSFELD Von Ebnat über Unterkoche­n bis nach Oberkochen verläuft die Seilbahn nach Planung der Grünen.

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