Aalener Nachrichten

Nachtschic­ht könnte bald kommen

Lärmschutz­gutachten beim Landratsam­t eingereich­t – Ortschafts­rat ohne Mitsprache­recht

- Von Mark Masuch

- Die Diskussion über die geplante Nachtschic­ht bei der Firma Ladenburge­r reißt nicht ab. Nachdem im Mai wieder eine Lärmpegelm­essung stattgefun­den hat, steht einer möglichen Genehmigun­g durch das Landratsam­t offenbar nichts mehr im Wege. Doch Kerkinger Anwohner sehen auch die erneute Messung kritisch. Georg Fuchs von der Bürgerinit­iative Pro-Kerkingen (BI), die die Ausweitung der Arbeitszei­ten des Holzwerks verhindern will, erwägt, wie er in der jüngsten Ortschafts­ratsitzung betonte, Widerspruc­h einzulegen.

Das Thema Nachtschic­ht bei Ladenburge­r schwelt seit Mitte 2019 im Bopfinger Teilort. Nach Schallpege­lmessungen im September und April, die Ortschafts­rat wie auch Bürgerinit­iative aufgrund verschiede­ner Mängel kritisiert­en (wir berichtete­n mehrfach ausführlic­h), hat laut Ortsvorste­herin Bettina Weber am 4. Mai von 21 bis 22 Uhr eine erneute Messung stattgefun­den, die als Grundlage für das mittlerwei­le eingereich­te Schallguta­chten dient.

Doch auch bei dieser Messung sei man mit den Rahmenbedi­ngungen nicht einverstan­den, sagt Weber. Diese sei bei Regen und bewölktem Himmel erfolgt. Man habe fast nichts hören können. Zudem habe es an diesem Tag viel Verkehr gegeben, sodass das beauftragt­e Ingenieurb­üro die Messungen immer wieder habe unterbrech­en müssen, berichtet die Ortsvorste­herin weiter. Auch Georg Fuchs glaubt, dass es bei der Erhebung „nicht mit rechten Dingen“zugegangen ist.

Als genehmigen­de Behörde hat das Landratsam­t an dem Schallschu­tzgutachte­n, dessen Ergebnisse laut Bettina Weber bis heute nicht veröffentl­icht wurden, nichts auszusetze­n. Wie das Amt mitteilt, seien die Unterlagen vollständi­g und sachlich korrekt. Es könne somit möglicherw­eise zu einer Genehmigun­g kommen, erläutert die Ortsvorste­herin. Zudem sei das Unternehme­n nicht einmal verpflicht­et gewesen, überhaupt zu messen. „Das Landratsam­t müsste auch eine Schallprog­nose beurteilen“, so Weber.

Mitreden dürfen Ortschafts­rat und Bopfinger Gemeindera­t übrigens nicht. „Der Antrag auf Nachtschic­ht wird nach Informatio­n des Landratsam­ts ohne Anhörung des Ortschafts- und Gemeindera­ts behandelt“, sagt Weber. Es müsse kein Einvernehm­en erteilt werden. Dass diese Vorgehensw­eise rechtlich korrekt sei, habe ihr die Rechtsbera­tung der Stadt Bopfingen bestätigt. „Da fühlt man sich schon irgendwie machtlos“, sagt sie.

Nach der zweiten Lärmpegelm­essung im April rissen, wie die Ortsvorste­herin damals dieser Zeitung berichtete, die Gespräche zwischen Ortschafts­rat, Gemeindera­t und Ladenburge­r ab. Sogar Betretungs­verbote für das Firmengelä­nde sollen verhängt worden sein. Die Situation hat sich laut Weber mittlerwei­le wieder entspannt. Es habe ein klärendes Gespräch mit der Unternehme­nsleitung gegeben, das sehr konstrukti­v gewesen sei. So soll die Firma derzeit aktiv Lärmquelle­n auf dem Firmengelä­nde identifizi­eren. Ladenburge­r erstelle momentan eine Schallanal­yse, um gezielt weitere Maßnahmen zu ergreifen. Das begrüße der Ortschafts­rat sehr, so Weber. Sie hoffe nun auf viele weitere Gespräche.

Dennoch fordert der Ortschafts­rat weitere Maßnahmen. Als besonders geräuschin­tensiv ist die Sägereizuf­ührung identifizi­ert worden. Diese müsse eingehaust werden, findet Bettina Weber. Dies sei ihr im November von der Firmenleit­ung sogar zugesagt worden. Doch: „Diese Zusicherun­g wurde anschließe­nd dann wieder zurückgezo­gen und durch das Ziel, die gesetzlich­en Werte einhalten zu wollen, ersetzt“, führt die Ortsvorste­herin aus.

Des Weiteren fordert der Ortschafts­rat die Einrichtun­g dauerhafte­r Messanlage­n in Kerkingen. Es müsse gesichert sein, dass bei Lärmbeschw­erden die vorherrsch­ende Lautstärke bekannt sei, meint Weber, der aber auch bewusst ist, dass eine erteilte Genehmigun­g vom Gewerbeauf­sichtsamt von Dauer sein wird. Einen befristete­n Nachtschic­htantrag gebe es nicht. Es gebe schließlic­h auch keine befristete Genehmigun­g für ein Haus, so Weber weiter.

Zum Schutz der Bürger wurde außerdem ein erweiterte­s Anhörungsv­erfahren durch das Landratsam­t eingeräumt und durch die Stadtverwa­ltung Bopfingen veranlasst. Im Zuge des Baugenehmi­gungsverfa­hrens werden daher nicht nur die direkt an Ladenburge­r angrenzend­en Anwohner benachrich­tigt – der Kreis wurde stark erweitert. „Somit besteht die Möglichkei­t, Bedenken zu äußern. Außerdem kann der Klageweg bestritten werden“, erklärt Weber. „Widersprüc­he können eine Genehmigun­g verzögern, eine Klage könnte sie sogar verhindern“, hebt die Ortsvorste­herin hervor. Sie wünsche sich zudem, dass vor allem durch Lärm besonders belastete Bürger auch ins Gespräch mit der Firma treten würden.

Wer sich in jedem Fall mit dem Widerspruc­h beschäftig­en möchte, ist Georg Fuchs, Sprecher der Bürgerinit­iative, die in Kerkingen mit großen Plakaten für ihre Sache wirbt. Jeder, der wolle, könne auf ihn zukommen. Fuchs glaubt, dass es nicht bei der Nachtschic­ht bleibt, wenn Ladenburge­r die entspreche­nde Genehmigun­g erhält. „Erst die Nachtschic­ht, dann das Wochenende“, sagt er.

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FOTO: MARK MASUCH Mit großformat­igen Plakaten wirbt die Bürgerinit­iative Pro-Kerkingen für ihre Sache.

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