Endlich nicht mehr unabsteigbar
SG Schrezheim feiert ersten Aufstieg in 46 Jahren Vereinsgeschichte.
- Wenn eine Abordnung des Musikvereins auf dem Traktoranhänger auf Heuballen spielt, es Meistergießkannen zu kaufen gibt, die Hymne des Vereins auch ohne Spieltag auf dem Sportplatz an der Jagst erklingt, dann muss etwas passiert sein. Und tatsächlich die SG Schrezheim feiert ihren erstmaligen Aufstieg in 46 Jahren Vereinsgeschichte. Dazu kommt der Titel der Reserve – die Titelverteidigung aus der Vorsaison. Schrezheim ist, so der Slogan auf einem Plakat: Der Meister aller Klassen, erstmals nicht mehr unabsteigbar und hat das Derby mit der Kreisstadt Ellwangen auf dem Spielplan.
Was in Schrezheim möglich ist, wenn eine Mannschaft eine starke Saison spielt und erstmals seit Gründung 1974 den Meistertitel einfährt? Einen kleinen Eindruck davon bekam man in der vergangenen Woche und dem Höhepunkt, der Wimpelübergabe durch den Staffelleiter Otto Mayrhöfer am Sonntag auf dem Sportplatz, dem selbsternannten Jagsttalstadion.
Plakate mit Meisterbotschaften und Huldigungen schmücken den Ort seit der Bekanntgabe, dass die Saison aufgrund der Corona-Pandemie endgültig abgebrochen (die Entscheidungen dazu fiel am 20. Juni, d. Red.) ist. Dazu kam, dass es unter Einhaltung der aktuell üblichen Verhaltensregeln
zahlreiche kleine Feierlichkeiten in der Ortschaft gab.
„Leider konnten nicht immer alle mit dabei sein“, sagte der Kapitän der Reserve, Michael Kucher. Das geht eben in Zeiten der Corona-Pandemie nicht. Man muss eben mit Abstand feiern und das haben die Schrezheimer dann auch. „Wir haben eine harte Festwoche hinter uns“, so Kucher weiter. Dennoch setzte Michael Müller aus dem Trainerstab kurzerhand ein Torwarttraining am Mittwoch an. Natürlich nicht ganz ernst gemeint.
Das galt wohl auch für die großspurigen Versprechungen von Ellwangens Oberbürgermeister Michael Dambacher, der dem „würdigen Meister“( Mayrhöfer) einen Besuch abstattete und die SGS „gerne bis in die Champions League begleiten möchte“. Dass sei in einer Amtsperiode ( 8 Jahre) als OB allerdings nicht möglich. Dennoch versprach er „für Schrezheim und seine Anliegen ein offenes Ohr zu haben“. Das gelte auch für „einen Ausbau des Stadions“.
Diesen Elfmeter verwandelte Schrezheims Ortsvorsteher Albert Schiele sofort und sagte: „Die Pläne für eine Tribüne liegen schon in der Schublade.“Für die Ansprüche bis hin zur Bezirksliga sollen diese dann erst einmal reichen. Doch nun wolle man freilich erst einmal das Jahr in der A-Liga genießen. „Hoffentlich sehen wir uns so schnell nicht mehr“, sagte der Staffelleiter der Kreisliga B, Mayrhöfer.
Sprich: Die SG Schrezheim hält die Klasse, trotz eines verschärften Abstiegs aufgrund der Corona-Pandemie. In dieser A-Liga wechselt dann auch die Zuständigkeit der Staffelleiter.
Die Mannschaft vom ersten Meistertrainer in der 46 Jahre langen Geschichte des Vereins, Winfried Kollmannthaler bleibt beisammen und möchte auch in der A-Liga zeigen, dass man „verdient aufgestiegen ist“(Abteilungsleiter Hans-Peter Vaas). Dem umtriebigen Abteilungsleiter wurde dann am Sonntag besondere Ehren zu teil. Begleitet an der Gitarre von Spieler Thomas Schiele schmetterten die Mannschaft ihrem „Hansi“ein Ständchen. „Er hat immer ein offenes Ohr“, sagte die Vorsitzende der SGS, Ina Paulik. Elf Siege, ein Remis und zwei Niederlagen bescheren der SGS 34 Punkte nach 14 Spielen (46:12 Tore).
„Das wären dann eigentlich hochgerechnet über 60 bis zum regulären Saisonende“, scherzte Vaas euphorisch. Zudem sicherte sich die erste Mannschaft wie auch die Reserve den dritten Platz in der Fairplay-Wertung. Lediglich eine Ampelkarte, 17 Gelbe und keine einzige Rote Karte zeugen von einer sehr fairen Runde der SGS. Auf das Abenteuer A-Liga freuen sich die Spieler und der ganze Verein schon heute. „Es ist eigentlich die logische Folge“, sagte Vaas und meint damit die gute Jugendarbeit
des Vereins, die nun eben in den ersten Aufstieg der Vereinsgeschichte mündete. Allerdings steht der Beginn der neuen Runde noch gar nicht fest. Bislang trainierte die Mannschaft in Kleingruppen. Ab 1. Juli darf die Gruppe dann ja bereits nach der neuen Verordnung des Landes 20 Spieler betragen.
Ein weiterer Schritt hin zu einem möglichen normalen Trainingsbetrieb. Bis die Normalität in Schrezheim einkehrt wird es allerdings noch etwas dauern. Schwer vorstellbar, dass die Truppe nach einer Woche feiern bereits zur Tagesordnung übergeht. Eines ist aber spätestens an diesem Sonntag endgültig klar. Der Weg der SG Schrezheim muss mit dem Aufstieg noch nicht zu Ende sein. Ob es dann für die von Dambacher gescherzte Champions League reicht? Eher nicht. Aber die A-Liga ist als Etappe doch sicher auch nicht schlecht. Historisch ist diese auf jeden Fall mit und ohne Corona.
„Die Pläne für eine Tribüne liegen schon in der Schublade.“
Ortsvorsteher Albert Schiele