Der Durchbruch bleibt aus
Rapperin Haiyti scheint ein Geheimtipp zu bleiben
(dpa) - Die Rapperin Haiyti legt bereits ihr zweites Album im Corona-Jahr vor. Doch obwohl „Influencer“wieder ein Brett ist: Der große Durchbruch will nicht gelingen.
Dass sie 2020 auf der faulen Haut gelegen hat, kann man Ronja Zschoche alias Haiyti nun wirklich nicht vorwerfen. Nach dem Album „Sui Sui“vom Juli legt die Rapperin zum Jahresende noch mal nach: „Influencer“heißt ihr düsteres neues Werk – und es macht mit 19 Songs auch erneut klar, was für eine Kreativität in der Wahl-Berlinerin steckt.
Das große Dilemma von Haiyti wird aber auch dieses Album nicht auflösen können: Sie ist und bleibt bisher der ewige Geheimtipp. Von Kritikern wird sie in höchsten Tönen gelobt, die „Zeit“etwa zog mal eben Rap-Übervater Drake als Vergleich heran.
Doch der sehnsüchtig erwartete große Durchbruch in der boomenden Deutschrap-Branche will sich trotz Trap-Brett-Dauerbeschallung nicht einstellen. „Sie sagen das Weg ist das Ziel / Aber ich frag mich:
Wann komm ich an?“, rappt sie im Song „Zu real“. Vielleicht macht Haiyti auch einfach zu viel richtig und ist dem deutschen Rap-Zirkus einen Schritt zu weit voraus. Von den 19 Tracks auf „Influencer“ist jeder einzelne ein „Banger“, die Beats klingen mehr nach US-Südstaaten als nach Deutschland, die Texte sind clever, und ihr Stil ist unverkennbar. Dazu beteuert Haiyti selbst immer wieder ihren Ghetto-Background: aufgewachsen in Hamburg-Langenhorn, Sozialwohnung, die Mutter alleinerziehende Taxifahrerin.
Das Problem: Am Ende drängt sich kein Song zwingend nach vorne. Oder um es in der MusikmarketingSprache auszudrücken: Hier fehlt schlicht der Hit. „Influencer“bleibt der alten Haiyti-Mischung aus Kunst und Straße treu. Musik für den Kritikerpreis, für die Feuilleton-Redaktion, für Kunststudenten und Konzeptliebhaber.
Die Künstlerin selbst hat ihre eigene Erklärung für den ausbleibenden Erfolg im Mainstream parat: „Die meisten Leute sind halt 08/15“, sagte sie jüngst im ARD-Kulturmagazin „Titel Thesen Temperamente“.