Aalener Nachrichten

Die D-Mark lebt

Deutsche horten Milliarden der alten Währung

- Von Friederike Marx und Jörn Bender

(dpa) - Über Nacht zum Millionär: Fast 3,5 Millionen DMark (1,79 Mio. Euro) entdeckte ein junger Mann im Haus seines kranken Onkels Anfang des Jahres beim Aufräumen. Der Mann hatte das Geld in Säcken, Einkaufstü­ten und Zigarrenki­sten in seinem Haus in Süddeutsch­land gebunkert und anschließe­nd offenbar vergessen. Eigentlich wollte der Mann sein Haus verkaufen, um offene Rechnungen zu begleichen. Das war nicht mehr notwendig, nachdem der Junior den D-Mark-Schatz bei der Deutschen Bundesbank umgetausch­t hatte.

Auch fast 19 Jahre nach Einführung des Euro-Bargeldes haben sich noch nicht alle Menschen von der alten Währung verabschie­det. Ende November waren nach Angaben der Bundesbank Scheine und Münzen im Gesamtwert von 12,4 Milliarden Mark (6,34 Mrd Euro) noch nicht umgetausch­t. Dabei handelt es sich um Banknoten im Wert von 5,79 Milliarden Mark sowie Münzen im Volumen von 6,61 Milliarden Mark. Das entspricht 164,3 Millionen Scheinen und mehr als 23 Milliarden Münzen.

Gebunkert im Milliarden­wert werden noch 100- und 1000-MarkSchein­e: Den Angaben zufolge sind 17,2 Millionen Hunderter im Wert von 1,72 Milliarden D-Mark noch nicht zurückgege­ben worden. Bei den Tausendern sind es 1,1 Millionen Stück im Wert von 1,13 Milliarden Mark.

Der allergrößt­e Teil der Bestände wurde rund um die Einführung des Euro-Bargeldes Anfang 2002 eingewechs­elt. Doch immer wieder werden D-Mark-Schätze durch Zufall entdeckt, versteckt in Schubladen, in Kellern, Büchern oder im Garten. So fanden drei Kinder nach dem Tod ihres Vaters in diesem Jahr im Keller des Elternhaus­es in Niedersach­sen versteckt in der Nähe eines Abflussroh­res schwarze Klumpen, die kaum noch als Banknoten zu erkennen waren. Die Kinder gingen davon aus, mit der Summe zumindest die Beerdigung­skosten abdecken zu können.

Anhand der widerstand­sfähigen aluminiumb­eschichtet­en Sicherheit­sfäden stellte sich jedoch heraus, dass es sich um fast 100 000 D-Mark handelte. „Unser Nationales Analysezen­trum in Mainz tut alles dafür, um versehentl­ich beschädigt­e Banknoten zu ersetzen – auch wenn die Banknoten in einem Zustand sind, von dem man meinen könnte, da kriegt man nichts mehr dafür“, berichtete Beermann.

Die Bundesbank nimmt auch Sammlermün­zen zum Nennwert an. „Man sollte sich vor einem beabsichti­gten Umtausch aber kundig machen, ob sich wegen des Silbergeha­lts mancher Sammlermün­zen und damit größerem Wert als der Nennwert ein Verkauf an profession­elle Sammler lohnt“, sagte das für Bargeld zuständige Vorstandsm­itglied der Notenbank.

Die alten Scheine und Münzen können anders als in vielen anderen Euroländer­n bei der Bundesbank unbefriste­t umgetausch­t werden. Der Wechselkur­s ist unveränder­t: Einen Euro bekommt man für 1,95583 D-Mark. Allerdings wurde diese Umtauschmö­glichkeit offensicht­lich wegen der Corona-Pandemie im laufenden Jahr seltener genutzt.

Bis Ende November gingen bei der Bundesbank D-Mark im Wert von gut 53,4 Millionen Mark ein. Es wurden den Angaben zufolge deutlich seltener Scheine und Münzen umgetausch­t als im Vorjahresz­eitraum und der Wert war geringer. Die Funde würden zwar ohnehin immer seltener. „Im laufenden Jahr hatten wir allerdings einen überpropor­tional starken Rückgang der D-MarkEinrei­chungen. Das dürfte auf Einschränk­ungen im Zusammenha­ng mit der Corona-Pandemie zurückzufü­hren sein“, sagte Beermann. „Wenn sich die Zeiten wieder normalisie­rt haben, rechnen wir damit, dass unsere Angebote wieder verstärkt angenommen werden.“

Zunächst gehen aber auch die Filialen bei der Geldannahm­e teilweise in den Lockdown. „Ab diesem Mittwoch werden wir das sogenannte Jedermanng­eschäft in den Filialen der Deutschen Bundesbank bis 10. Januar 2021 einstellen. Damit ist auch der D-Mark-Umtausch vor Ort vorerst nicht mehr möglich“, sagte Beermann. Banknoten und Münzen können bei der Bundesbank aber weiterhin per Post eingereich­t werden.

Auch aus dem Alltag ist die gute alte D-Mark noch nicht gänzlich verschwund­en. Münzen und Scheine kommen bei Sonderakti­onen immer mal wieder zum Einsatz. So konnten beispielsw­eise Verbrauche­r in diesem Frühjahr eine Woche lang in vielen Geschäften und Restaurant­s der niedersäch­sischen Stadt Rinteln mit Mark und Pfennig bezahlen. Der Preis wurde dafür von Euro in DMark umgerechne­t.

Die Bundesbank rechnet allerdings damit, dass ein Teil der DMark-Bestände nie zurückgege­ben wird – unter anderem, weil Sammler sich alte Scheine und Münzen gesichert haben.

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FOTO: IMAGO IMAGES
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FOTO: MAGO IMAGES Wer noch alte D-Mark-Bestände besitzt, kann diese jederzeit in Euro umtauschen – derzeit aber nur per Post.
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