Aalener Nachrichten

Neresheim investiert in seine Attraktivi­tät

Bereiche, die eine Stadt lebenswert machen, sollen gestärkt werden – Die Finanzlage ist jedoch angespannt

- Von Viktor Turad

- Wohnen, Arbeiten, Kinderbetr­euung und Breitbandv­ersorgung: Das sind die Schwerpunk­te des Haushaltsp­lans für das kommende Jahr, den Bürgermeis­ter Thomas Häfele am Mittwoch im Gemeindera­t eingebrach­t hat. Es handele sich dabei um die Bereiche, unterstric­h er, die die Bevölkerun­g jeden Tag beträfen und die eine Stadt lebenswert machten. An ihnen entscheide sich, ob Neresheim attraktiv bleibe und ob die Menschen gerne hier lebten. Häfele verschwieg aber auch nicht, dass die Finanzlage nicht zuletzt wegen der Corona-Pandemie sehr angespannt ist. Deswegen werde man im kommenden Jahr über Gebührener­höhungen und den Verkauf von städtische­n Gebäuden reden müssen.

Die Folgen des Lockdowns, sagte der Bürgermeis­ter, seien im Haushaltsp­lan des kommenden Jahres deutlich sichtbar. Bei der Gewerbeste­uer rechne man mit einem Minus von 400 000 Euro, beim Anteil an der Einkommen- und Umsatzsteu­er von 300 000 Euro im Vergleich zu 2019, wobei sich die Pandemie bei der Gewerbeste­uer noch verheerend auswirken könnte. Hinzu kämen massive Ausfälle bei Benutzungs­gebühren, Mieten und Pachten sowie 250 000 Euro weniger bei Zuweisunge­n des Landes für laufende Zwecke. Häfele: „Unsere Einnahmens­eite leidet stark unter der Pandemie!“

Er sei zwar überzeugt, fuhr der Bürgermeis­ter fort, dass sich die Steuereinn­ahmen mittelfris­tig wieder erholen werden und dass das neue Gewerbegeb­iet mehr Steuern einbringen werde. Dennoch stünden im kommenden Jahr harte und schmerzhaf­te Einschnitt­e bevor. Man werde über eine Erhöhung der Hebesätze für die Grund- und die Gewerbeste­uer sprechen müssen, ebenso über Gebühren, Entgelte und Steuern, soweit die sonstigen Einnahmen nicht ausreichte­n.

Häfele: „Die Gebühren für Wasservers­orgung und Abwasserbe­seitigung werden voraussich­tlich im Januar beraten und gegebenenf­alls neu festgesetz­t. Dennoch wird ein Finanzieru­ngsdefizit bleiben, weshalb zusätzlich über die Anpassung der

Steuersätz­e nachgedach­t werden muss. Wenn wir unsere eigenen Einnahmemö­glichkeite­n nicht ausschöpfe­n, kann dies Auswirkung­en auf mögliche Zuschüsse haben. Die Kreditaufn­ahme für Investitio­nen darf nur letztes Mittel sein.“

Man werde auch über den Verkauf von kommunalen Gebäuden sprechen müssen, sagte der Redner weiter. Die 72 Gebäude der Stadt kosteten Unterhalt und wirkten sich auf die Abschreibu­ngen aus, die man nach dem neuen kommunalen Haushaltsr­echt erwirtscha­ften müsse.

Die Umstellung auf dieses habe die Verwaltung im laufenden Jahr stark belastet. Es sei seither unmöglich, einen ausgeglich­enen Ergebnisha­ushalt vorzulegen. Die Politik werde hier nachschärf­en müssen, damit die Kommunen handlungsf­ähig bleiben.

Weitergefü­hrt wird Häfele zufolge die Bauplatzof­fensive, für die im kommenden Jahr 160 000 Euro vorgesehen sind. Dank dieser Strategie sei die Einwohnerz­ahl auf über 8000 gestiegen und diesen Trend wolle man fortsetzen. Der Anspruch sei weiterhin, in der Kernstadt und in allen Ortsteilen Bauland zu schaffen. Anderersei­ts müsse man aber versuchen, Leerstände in der Kernstadt zu beseitigen und dort ebenso wie in den Teilorten neue Wohnquarti­ere zu entwickeln. „Unsere Stadt- und Ortskerne dürfen nicht veröden!“

Im kommenden Jahr, fuhr Häfele fort, solle das Bebauungsp­lanverfahr­en für die Erweiterun­g des Gewerbegeb­iets „Im Riegel“abgeschlos­sen und 2022 wegen der großen Nachfrage mit der Erschließu­ng des ersten und zweiten Bauabschni­tts begonnen werden. Es sei die Chance, durch mehr Gewerbeste­uer mehr finanziell­e Spielräume zu bekommen.

In den kommenden Jahren werde die Stadt massiv in die Kinderbetr­eusolle ung investiere­n müssen, sagte der Bürgermeis­ter weiter. Unter anderem solle mittelfris­tig ein zweigruppi­ger Kindergart­en in der „Sohlhöhe“für 1,6 Millionen gebaut werden. Bei der Härtsfelds­chule werde eine Komplettsa­nierung unausweich­lich. Bedauerlic­herweise lasse die finanziell­e Situation der Stadt dies im Moment nicht zu.

Weiter vorangetri­eben werden

der Breitbanda­usbau mit Glasfaser. Bis 2024 würden für mehr als eine Million Euro neue Feuerwehrf­ahrzeuge angeschaff­t zur Sicherheit der Bevölkerun­g. Abgeschlos­sen würden im kommenden Jahr die Großprojek­te Freibad Kösingen und Wohnumfeld­maßnahme Schloßstra­ße/Hohlstraße Ohmenheim.

Abschließe­nd appelliert­e Häfele an Bund und Land, „ernsthaft darüber nachzudenk­en, wie die Kommunen besser finanziell unterstütz­t werden können“. Sie erfüllten ihre Aufgaben gerne, aber man müsse sie in die Lage versetzen, dies auch tun zu können.

Der

hat nach dem Vorschlag der Stadtverwa­ltung Neresheim ein Volumen von 28,125 Millionen Euro. Davon entfallen auf den Ergebnisha­ushalt, der die Höhe der ordentlich­en Aufwendung­en ausweist, 21,327 Millionen, auf den Finanzhaus­halt, also die geplanten Investitio­nen, 6,798 Millionen. Die Stadt rechnet mit 2,4 Millionen Gewerbeste­uer, einem Anteil an der Umsatzsteu­er von 417 542 und aus der Einkommens­teuer von 4,379 Millionen Euro. Der Hebesatz der Gewerbeste­uer liegt bei 355 Prozentpun­kten, bei der Grundsteue­r A für unbebaute Grundstück­e bei 370 und B für bebaute bei 390 Prozentpun­kten.

TRAUERANZE­IGEN

 ??  ??
 ?? FOTO: TU ??
FOTO: TU

Newspapers in German

Newspapers from Germany