Gottesdienst über Bopfingens Dächern
Kirchengemeinden übertragen Weihnachtsandachten vom Kirchturm herunter
- Die evangelische und die katholische Kirchengemeinde möchten trotz Einschränkungen durch die anhaltende Corona-Pandemie an Heiligabend Gottesdienste feiern. Um die Andachten ohne Infektionsrisiko stattfinden lassen zu können, greift Pfarrerin Carolin Braun auf eine Idee zurück, die sich bereits an Ostern bewährt hat: Um 15 und um 17 Uhr werden ökumenische Gottesdienste per Lautsprecher vom Turm der evangelischen Stadtkirche Sankt Blasius übertragen.
Sie habe ohnehin schon länger geplant, die Gottesdienste auf diese Weise zu feiern, erzählt Carolin Braun im Gespräch mit der „Ipf- und Jagst-Zeitung/Aalener Nachrichten“. Schon am Ostersonntag im vergangenen Frühjahr hätten zwei Bläser auf dem Turm gestanden und gespielt. Das sei sehr gut angekommen. „Die Menschen konnten einfach ihr Fenster aufmachen und zuhören“, erinnert sich die Pfarrerin. Da sich die Corona-Situation jetzt wieder zugespitzt habe, sei diese Methode auch für Heiligabend bestens geeignet.
Der erste ökumenische Gottesdienst soll um 15 Uhr stattfinden und vor allem für Familien gedacht sein. Die Weihnachtsgeschichte wird hier in etwas ausgeschmückter Form präsentiert, die für Kinder verständlich und geeignet sein soll. Dazu ist geplant, große Bilder von der Brüstung des Kirchturms zu hängen. Mit dem Malen der Motive seien derzeit ein Mitglied des evangelischen Kirchengemeinderats sowie der katholische Pastoralreferent David Konopka beschäftigt, erzählt die Pfarrerin. Dieser erste Gottesdienst wird dann auch von Carolin Braun und David Konopka gestaltet.
Um 17 Uhr folgt dann eine zweite Andacht, die gemeinsam von Carolin Braun und dem katholischen Pfarrer Hermann Rundel gehalten wird. Dieser Gottesdienst sei eher klassisch und werde die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukas-Evangelium, eine Auslegung sowie den Segen beinhalten. Da der 15-Uhr-Gottesdienst schon immer ökumenisch gefeiert wurde, war es für Braun und Rundel der logische Schritt, unter CoronaBedingungen auch die zweite Andacht
gemeinsam zu begehen. Auch ihr katholischer Kollege habe festgestellt, dass es wohl schwierig werde, die Menschen an Heiligabend in der Kirche unterzubringen, erklärt Braun. Er habe ebenfalls ein neues Format finden müssen – daher feiere man beide Gottesdienste einfach gemeinsam.
Für die musikalische Untermalung um 17 Uhr sei der Posaunenchor zuständig, berichtet Braun. Die Musiker sollen sich allerdings unten in der Kirche befinden, von wo aus ihre Klänge übertragen werden. Auf dem Balkon der Stadtkirche stehen nur die jeweiligen Geistlichen.
Laut Carolin Braun wird beim zweiten Gottesdienst auch Bürgermeister Gunter Bühler zugegen sein, um einige Worte an die Bopfinger zu richten. Es war auch die Idee des Verwaltungschefs, dass die Kirche beim 17-Uhr-Gottesdienst bunt angestrahlt wird.
Damit am Heiligabend auch alles problemlos funktioniert, hat ein Soundcheck bereits stattgefunden. Für die technische Umsetzung ist das CRA-Team aus Bopfingen verantwortlich. „Die sind jetzt fit für die Festtage, da sie die Stufen des Turms 100-mal rauf und runter laufen mussten, um die ganze Technik nach oben zu bringen“, lacht Carolin Braun.
Der Radius der Übertragung soll laut der Pfarrerin mehr als 500 Meter betragen. So müssen viele Zuhörer nur ihr Fenster öffnen oder auf die Straße gehen. Direkt auf dem Kirchenplatz sei jedoch kein besonders geeigneter Ort, um den Gottesdiensten beizuwohnen, da der Schall darüber hinweg gehe, erläutert Braun, die hofft, dass sich die Besucher großzügig in Bopfingens Innenstadt verteilen werden. Und bei schlechtem Wetter könne man sich einfach einen Schirm mitnehmen oder sich irgendwo unterstellen, sagt sie. Trotzdem hofft die Pfarrerin, dass das Wetter stabil sei.
Neben der Lautsprecher-Variante hatte Carolin Braun kurzzeitig überlegt, die Andachten auf den Ipfmessplatz zu verlegen. Man habe die Corona-Regeln jedoch nicht absehen können und wolle einfach vermeiden, dass sich zu viele Menschen an einem Ort treffen würden, erzählt sie. Es sei einfacher, wenn sich die Besucher frei verteilen könnten.
Gottesdienste sollen auch an den Weihnachtstagen sowie am Sonntag, 27. Dezember, stattfinden, allerdings dann wieder in der Kirche. An diesen Tagen sei es im Gotteshaus erfahrungsgemäß nicht so voll. Da könnten sich die Menschen großzügig in der Kirche verteilen und sich aussuchen, an welchem Tag sie kommen möchten. Singen sei aber nicht erlaubt, so Braun. Anders sei es bei den Gottesdiensten am Heiligabend. Hier wünscht sich die Pfarrerin, dass möglichst alle Besucher laut und fröhlich mitsingen werden.