Aalener Nachrichten

Es bleibt nur der Ärger über sich selbst

Sasa Kalajdzic ist einer der jungen Wilden beim VfB Stuttgart, die so treffsiche­r sind

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(dpa/SID/sz) - Wenn einer der jungen Wilden des VfB Stuttgart nicht trifft, trifft eben ein anderer: Sasa Kalajdzic war beim 2:2 in der Fußball-Bundesliga gegen den 1. FC Union Berlin mit zwei späten Toren der Mann des Spiels. Dennoch ärgert sich der österreich­ische Stürmer – über sich selbst.

Mit seinem Doppelpack und seinem Aufstieg zum Remis-Retter des VfB Stuttgart hatte Sasa Kalajdzic offenbar selbst nicht gerechnet. Als Fan eines Fußball-Manager-Spiels, bei dem man sein eigenes Team zusammenba­ut, hatte er sich selbst nämlich draußen gelassen. Und er ärgerte sich dementspre­chend, als er nach den turbulente­n Schlussmin­uten und seinen Toren zum 2:2 nach 0:2 gegen den 1. FC Union Berlin seine App auf dem Handy checkte. „Ich habe auf Kickbase geschaut und ich Trottel habe mich nicht aufgestell­t. Das ist wirklich doof gewesen“, sagte Kalajdzic bei Sky. Pellegrino Matarazzo kannte die App zwar gar nicht – der Trainer des VfB war aber froh, dass er seinen Stürmer aufgestell­t hatte. Ganz real. Zwar spät, dafür aber umso wichtiger. „Ich freue mich sehr für Sasa und seine zwei Tore, er hat bewiesen, welche Qualität er hat“, lobte Matarazzo.

Der furiose Kurzauftri­tt von Kalajdzic brachte dem VfB den 18. Zähler dieser Saison, mit dem kaum noch zu rechnen war. Nur für sein Hobby auf dem Handy sammelte der Stürmer

keine Punkte. Dass sich der Österreich­er nicht selbst für eine Startelf einplante, ist aber sogar durchaus nachvollzi­ehbar. Nach seinem gelungenen Saisonauft­akt war der 23-Jährige beim überrasche­nd starken Aufsteiger etwas in den Hintergrun­d gerückt, während Teamkolleg­en wie Nicolas González, Silas Wamangituk­a oder Tanguy Coulibaly zuletzt die Fachwelt verzückten. Nun aber katapultie­rte er sich ins Rampenlich­t.

Als ihn Matarazzo in der 80. Minute einwechsel­te, war gerade das 0:2 von Taiwo Awoniyi (77.) gefallen, der nach dem frühen Treffer von Marvin Friedrich (4.) erhöhte. Doch dann kam eine Ecke von Philipp Klement und ein Kopfballto­r von Kalajdzic (85.). Es folgte eine Vorlage von Daniel Didavi – und das 2:2 (90.). Erst nach langem Videobewei­s gab Schiedsric­hter Sascha Stegemann den Treffer. „Zuerst hat er Handspiel gesagt, dann plötzlich sagt er, es war eh keine Hand, sondern was anderes. Es nervt einfach dieses Warten, Warten, Warten“, meckerte der Torschütze:

„Ein bisschen gezittert habe ich schon.“Lob für den Torschütze­n gab es von seinem Landsmann, dem Berliner Kapitän Christophe­r Trimmel. „Das zweite Tor macht er stark, und es war auch keine Hand.“

Im Sommer 2019 war Kalajdzic zum VfB Stuttgart gewechselt, verpasste dann aber wegen eines Kreuzbandr­isses fast die gesamte Aufstiegss­aison. Am Dienstagab­end verließ er schließlic­h als einer der letzten Stuttgarte­r Spieler das Stadion und streckte die Faust nach oben in Richtung der verwaisten Tribüne, von der ihm „Sasa“-Rufe aus dem VfB-Lager als Glückwünsc­he für seinen ersten Bundesliga-Doppelpack entgegensc­hallten. „Ich glaube, er musste in den letzten Spielen auch ein bisschen leiden, weil er nicht immer zum Einsatz gekommen ist“, sagte Matarazzo und antwortete schmunzeln­d auf die Frage, ob er Kalajdzic gegen Union Berlin nicht hätte früher bringen sollen: „Vielleicht fünf Minuten früher, vielleicht hätte er drei Tore geschossen – wer weiß?“

Die mutmaßlich­en Sturmprobl­eme, über die gerätselt worden waren, als im Sommer der Abschied von González drohte oder als der Argentinie­r zum Saisonbegi­nn fehlte, haben sich auf jeden Fall nicht bewahrheit­et. „Wenn einer einen schlechten Tag hat, kommt der Nächste und haut die Dinger rein“, sagte Matarazzo. „Das hat uns Anfang der Saison keiner zugetraut.“

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FOTO: SEBASTIAN GOLLNOW/DPA Stand natürlich im Mittelpunk­t nach dem 2:2 des VfB Stuttgart gegen den 1. FC Union Berlin: Doppeltors­chütze Sasa Kalajdzic wird hier von Torwart Gregor Kobel geherzt.

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