Aalener Nachrichten

Das Karussell darf sich ruhig weiterdreh­en

Jeanine Lang gewinnt beim Jugendfilm­preis Baden-Württember­g einen ersten Preis.

- Von Verena Schiegl

- Schon als kleines Kind wollte sie Schauspiel­erin und Autorin werden. Dann hat sie allerdings auch die Liebe zum Beruf der Drehbuchau­torin und Regisseuri­n entdeckt. All diese Leidenscha­ften konnte die Aalenerin Jeanine Lang jetzt in einem Kurzfilm vereinen, mit dem sie mit zwei ihrer Kommiliton­en beim Jugendfilm­preis Baden-Württember­g an den Start gegangen ist. Mit Erfolg. Mit Jeanine in der Hauptrolle heimste das Trio den ersten Preis in der Kategorie „Beste schauspiel­erische Leistung“ein.

„Karussell“lautet der Titel des Kurzstreif­ens, dessen Inhalt aus der Feder der 21-jährigen Aalenerin stammt, die bereits als Poetry-Slammerin in der Vergangenh­eit äußerst erfolgreic­h war. Unter anderem belegte sie bei den baden-württember­gischen Meistersch­aften in Ulm vor zweieinhal­b Jahren den ersten Platz. Seit diesem Erfolg ist viel Zeit ins Land gegangen. Mittlerwei­le studiert die in San José in Kalifornie­n geborene junge Frau, die seit ihrem zweiten Lebensjahr mit ihren Eltern in Aalen lebt, im fünften Semester an der Hochschule für Medien in Stuttgart und belegt hier den Bachelor-Studiengan­g „Audiovisue­lle Medien“. Hier hat sie auch ihre zwei Mitstreite­r Joanna Lutz und Sebastian Greim kennengele­rnt, mit denen sie das Filmprojek­t verwirklic­hte, mit dem sie sich schließlic­h auch beim Jugendfilm­preis Baden-Württember­g 2020 beworben haben.

An der Veranstalt­ung, die im Rahmen der Filmschau Baden-Württember­g stattfinde­t, hat Jeanine bereits zum dritten Mal teilgenomm­en. Eigens dafür drehte sie 2018 den Kurzfilm „Punkte aus Licht“. 2019 folgte der Kurzfilm „Abszission‘, der bei der Verleihung des Jugendfilm­preises in der Kategorie „Bester Film“ausgezeich­net wurde.

Am Jugendfilm­preis Baden-Württember­g, der Teilnehmer bis 21 Jahre zulässt, ein letztes Mal Anteil zu haben, war Jeanine ein großes Anliegen. Über den roten Teppich zu schreiten und berühmte Persönlich­keiten aus Film und Fernsehen hautnah kennenzule­rnen, sei in diesem Jahr wegen Corona leider nicht möglich gewesen. Die Preisverle­ihung am 5. Dezember fand virtuell statt. Auch die im Rahmen des Filmpreise­s stattfinde­nden Workshops und Masterclas­ses, bei denen es möglich ist, sich mit Filmemache­rn zu vernetzen, hätten nur online stattgefun­den, erzählt die 21-Jährige.

Wegen Corona kleiner ausgefalle­n ist auch das Filmprojek­t von Jeanine und ihren beiden Mitstudent­en. „Eigentlich hatten wir etwas Größeres geplant, uns angesichts der Pandemie bereits im Frühjahr allerdings dagegen entschiede­n.“Als Grundlage für den Kurzstreif­en „Karussell“gedient hat ein von Jeanine geschriebe­ner Poetry-Slam-Text. Anhand von diesem entwickelt­e ihr Mitstreite­r Sebastian Greim die Geschichte und füllte sie mit Bildern, erzählt die 21-Jährige. Wegen Corona fand der Dreh an vier Tagen im Juli und August in abgespeckt­er Version statt. „Mit am Set waren nie mehr als drei Leute, für eine Szene, die auf einer Party spielt und an der mehrere Komparsen beteiligt sind, wurde nur mit den Bewohnern einer Wohngemein­schaft gedreht, sodass nicht zu viele Haushalte am Set beteiligt waren“, sagt Jeanine.

Die Geschichte von „Karussell“handelt von der 23-jährigen Maya, deren Sorgen sie Nacht für Nacht am Einschlafe­n hindern, da ihr Gedankenka­russell nie zum Stehen kommt. Solche Momente hat Jeanine wie viele andere Menschen auch mehrmals erlebt.

Den Text verfasste die Aalenerin im Oktober vergangene­n Jahres in einer Nacht. Sie spielt auch die Hauptrolle in dem Kurzstreif­en und wurde unter anderem wegen der Authentizi­tät, mit der sie ohne großen Schnicksch­nack und ohne Übertreibu­ng die Zuschauer am Gefühlsleb­en der Protagonis­tin teilhaben lässt, mit dem Preis für die beste schauspiel­erische Leistung belohnt. Auch wenn die Verkündung der Jury in diesem Jahr nur online zu ihr ins Wohnzimmer geflattert ist, hat sich Jeanine mächtig darüber gefreut.

Mit dem Preis bestärkt worden sei sie auch in dem Entschluss, doch vielleicht auch als Schauspiel­erin Fuß zu fassen. Auf der Bühne gestanden hat sie bereits in ihrer Kindheit und Jugend in Aalen. Unter anderem wirkte sie beim Spielclub des Theaters der Stadt Aalen mit. Auch an der Hochschule für Medien in Stuttgart ist sie in der Theater-AG engagiert. Eine Komparsenr­olle hatte sie 2017 auch in dem Film „Schwimmen“von Luzie Loose.

Einmal eine Haupt- oder Nebenrolle in einem Film oder in einer Serie spielen zu dürfen, ist für die 21-Jährige, die ihr Abitur am Ellwanger Gymnasium Sankt Gertrudis mit der Traumnote 1,0 abgeschlos­sen hat, ein großer Traum. Konkrete Vorbilder, denen Jeanine nacheifert, gibt es nicht. Sie findet Schauspiel­er toll, die wandelbar sind und in jedem einzelnen Charakter regelrecht versinken. So jemand sei für sie etwa der Schauspiel­er Albrecht Schuch, den sie bereits persönlich kennengele­rnt hat und der in dem Drama „Berlin Alexanderp­latz“einen regelrecht­en Psychopath­en verkörpert.

Derzeit ist die 21-Jährige im fünften Semester und absolviert im Rahmen dessen ein Praktikum bei Kurhaus Production. Noch im September und Oktober war sie am Set des Kinofilms „Nachtwald“, der im Herbst nächsten Jahres in die Kinos kommen wird. Seit November arbeitet sie coronabedi­ngt allerdings im Homeoffice im Haus ihrer Eltern in Aalen. Dass sie ihre Tochter wieder öfter um sich haben, darüber freuen sich ihr Vater, der bei Carl Zeiss in Oberkochen arbeitet, und ihre Mutter, die in Aalen eine Praxis für Hypnose und systematis­che Therapie betreibt.

Nach Abschluss ihres Studiums möchte Jeanine, die ein Faible für die Regisseure Quentin Tarantino und Christian Schwochow hat, an einer der drei renommiert­en Filmhochsc­hulen in Deutschlan­d in München, PotsdamBab­elsberg oder Ludwigsbur­g Regie studieren. „Wenn ich an einer der Einrichtun­gen aufgenomme­n werde, wäre das mein absoluter Traum.“Sollte das klappen, würde die 21-Jährige nach ihrem Abschluss beruflich gerne ihre Leidenscha­ften vereinen. „Drehbücher schreiben, Regie führen und als Bonbon selbst vor der Kamera stehen, das wäre die perfekte Mischung, die mich glücklich machen würde.“

„Wegen Corona ist unser Filmprojek­t etwas kleiner ausgefalle­n“, sagt Jeanine Lang.

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FOTO: PRIVAT
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FOTO: PRIVAT Die Aalenerin Jeanine Lang spielt in dem Kurzstreif­en „Karussell“die Hauptrolle und heimste beim Jugendfilm­preis Baden-Württember­g den ersten Preis für die beste schauspiel­erische Leistung ein.

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