Aalener Nachrichten

Das sind die Pläne fürs Kasernenge­lände

Verwaltung präsentier­t dem Gemeindera­t ein städtebaul­iches Konzept für die Zeit nach der LEA

- Von Alexander Gässler

- Erstmals hat die Stadt konkrete Pläne für das Kasernenge­lände nach der LEA vorgelegt. Drei interne und zwei externe Stadtplane­r haben dazu Ideen entwickelt. Michael Bader, Leiter des Stadtplanu­ngsamts, und Konversion­sbeauftrag­ter Ulrich Nagl haben die Pläne am Donnerstag dem Gemeindera­t in einer Videositzu­ng erläutert. Die „Ipf- und Jagst-Zeitung / Aalener Nachrichte­n“fassen zusammen.

Das Wichtigste vorneweg: Im 18 Hektar großen Gebiet sind 52 Mehrfamili­enhäuser mit 350 Wohnungen geplant, außerdem 192 Bauplätze für Einzel- und Reihenhäus­er. Es soll ein neuer Stadtteil für rund 1300 Einwohner entstehen.

Die Nahversorg­ung: Für einen neuen Lebensmitt­elmarkt ist das Wohngebiet zu klein. Es könnte versucht werden, heißt es in der Vorlage der Stadtverwa­ltung, eine Bäckereifi­liale anzusiedel­n. Eine Versorgung durch den nicht allzu weit entfernten Edeka-Markt sei in jedem Fall gegeben. Das Sanierungs­gebiet: Der Mühlberg ist bereits in das BundLänder-Städtebauf­örderungsp­rogramm „Sozialer Zusammenha­lt“– früher „Soziale Stadt“– aufgenomme­n worden. Der Förderrahm­en für die Sanierungs­abschnitte „Karl-Stirner-Straße“und „Nebenzentr­um Sport Hungerberg“beträgt rund 5,17 Millionen Euro. Die Stadt hat im September einen Aufstockun­gsantrag auf 7,62 Millionen Euro gestellt. Damit steigt die zu erwartende Finanzhilf­e des Landes von 3,1 auf 4,57 Millionen Euro.

Das Problem: Es sind noch etliche technische und finanziell­e Fragen zu klären. Erst dann kann die Stadt das Gelände von der Bundesanst­alt für Immobilien­aufgaben (BIma) kaufen. Realistisc­h könne erst im Laufe des zweiten Halbjahrs 2021 mit dem Vollzug des Grunderwer­bs gerechnet werden, heißt es.

Der Hintergrun­d: Die BIma will keine umfassende Sanierung, solange sie Eigentümer­in des Geländes ist. Das Land akzeptiert aber kein einfaches Sanierungs­verfahren und würde deshalb auch keine Zuschüsse locker machen. Der Stadt würden dann Sanierungs­zuschüsse von bis zu 60 Prozent entgehen.

Der Kniff: Um aus der Zwickmühle herauszuko­mmen, wird der „Technische Bereich Mühlberg“als weiterer Sanierungs­abschnitt festgelegt. Anders ausgedrück­t: Das Programmge­biet Soziale Stadt wird um diesen Kasernente­il erweitert. Damit sind sowohl die Vorgaben des Landes als auch die Interessen der BIma gewahrt. Beide Seiten haben sich laut Stadtverwa­ltung mit der Vorgehensw­eise mündlich einverstan­den erklärt. Ergo: Nach dem Grunderwer­b kann das Gelände nach den Vorgaben des Landes saniert werden. Die Altlasten: Die Voruntersu­chungen sind umfangreic­h und bereits ausgeschri­eben. Unter anderem soll untersucht werden, ob das Erdreich im technische­n Bereich der Kaserne belastet ist. Das wird rund sechs Monate dauern. Die BIma übernimmt 30 Prozent der Kosten.

Der Bedarf: Seit 2015 findet die Wohnbauent­wicklung laut Stadtverwa­ltung schwerpunk­tmäßig in den Ortsteilen statt. Doch nun sei es wichtig, auch in der Kernstadt ausreichen­d Wohnbauflä­chen zu entwickeln. In unmittelba­rer Nähe zur Innenstadt biete sich die einmalige Chance, ehemalige Militärflä­chen für Wohnbauzwe­cke umzunutzen. Dadurch könnten 18 Hektar landwirtsc­haftliche Fläche und somit Umwelt und Natur geschont werden. Das städtebaul­iche Grundkonze­pt: Es ist von einer „grünen Mittelachs­e von Süd nach Nord“mit Wohnungsba­u zu beiden Seiten geprägt. Östlich und westlich schließen sich „bedarfsger­echt unterschie­dliche Wohnformen in mehreren separat erschlosse­nen, hochwertig­en Wohnquarti­eren“an. Das Konzept im Detail: Entlang der Mittelachs­e werden die Punkthäuse­r aus der Karl-Stirner-Straße nach Süden fortgeführ­t. Westlich setzt sich die Grünachse aus Fuß- und Radwegverb­indung in die Innenstadt fort. In der Mitte des Gebiets ist ein zentraler Platz mit viergruppi­gem Kindergart­en vorgesehen. Die Stadt kann sich hier auch ein mehrgescho­ssiges Familienze­ntrum mit Gemeinscha­ftsräumen vorstellen. Die Hauptersch­ließung: Sie erfolgt aus Richtung Süden. An der B290 ist ein Kreisverke­hr mit Anschluss

des neuen Quartiers geplant – genau dort, wo heute das Südtor ist. Es wird keine Erschließu­ng über bestehende Baugebiete wie das an der Karl-Stirner-Straße geben, um dort eine „Überlastun­g“durch den Autoverkeh­r zu vermeiden.

Im Süden: An der B290 sind Dienstleis­tungen „in bester Lage“angeordnet. Autos sollen in einer „eingegrabe­nen Sockelgara­ge“parken.

Im Westen: Hier ist eine Verbindung­sstraße zum denkmalges­chützten Mühlbergbe­reich mit Campus vorgesehen. Über diese Straße soll das Plangebiet mit seinen unterschie­dlichen Wohnquarti­eren auch erschlosse­n werden.

Im Osten: Nordöstlic­h sind weitere Punkthäuse­r geplant. Östlich des Kindergart­ens soll eine öffentlich­e Grünfläche als Übergang zum östlichen Hungerberg samt Wald dienen. Im Südosten schließt sich ein größeres Wohngebiet bis zum Sportberei­ch an. Im Nordwesten: Dort sind die Bundeswehr­hallen sehr nahe an die Privatgrun­dstücke gebaut. Die hintere Stützwand soll erhalten bleiben. Hier sollen vorwiegend Mehrfamili­enhäuser mit Sockelgara­ge entstehen, um den Höhenunter­schied von vier Metern städtebaul­ich auszugleic­hen. Die Mehrfamili­enhäuser im Gebiet sollen bis zu fünf Geschosse haben. Soziale Durchmisch­ung: Sie soll durch die unterschie­dlichen

Wohnformen erreicht werden – Mehrfamili­enhäuser, Reihenhäus­er in kleinen Gruppen und Einzelhäus­er. Entlang der mittleren Hauptachse und an den südlichen Rändern ist eine höhere bauliche Dichte geplant. Dahinter sind die Baugrundst­ücke für die Einfamilie­nhäuser vorgesehen.

Die Einfamilie­nhäuser: Die Stadtverwa­ltung verweist auf die hohe Nachfrage in diesem Segment und beziffert die Größe der Bauplätze auf 400 bis 600 Quadratmet­er. Die Stadtplane­r sind überzeugt, dass attraktive­r Wohnungsba­u auch auf kleineren Grundstück­en funktionie­rt.

Die Vorteile: Der Südhang mit Blick ins Jagsttal verspricht ein „hochattrak­tives“Wohngebiet. Die Stadtplane­r wollten effizient mit der Fläche umgehen. Deshalb ist die Bebauung verdichtet. Grün sind vor allem die Randlagen etwa zum Hungerberg hin. Für Stadtplane­r Michael Bader handelt es sich um „Innenentwi­cklung in seiner Bestform“.

Der Schallschu­tz: Ob er für die erste Baureihe parallel zur B290 erforderli­ch ist, soll zu einem späteren Zeitpunkt durch ein Gutachten geklärt werden. In der ersten Baureihe im Südwesten sollen entlang der Hangkante gemischte Nutzungen als Übergang zugelassen werden, zum Beispiel Büros im Erdgeschos­s und darüber Wohnungen.

Energie und Mobilität: Das städtebaul­iche Konzept gibt noch keine Antworten auf Fragen zu Klimaschut­z und CO2-Neutralitä­t. Themen wie Energiever­sorgung, Verkehr und Ladeinfras­truktur sollen erst in folgenden Planungssc­hritten konkretisi­ert werden.

Das wurde beschlosse­n: Der Gemeindera­t hat das Entwicklun­gskonzept für den Mühlberg und fürs neue Quartier Ellwangen-Süd gebilligt – bei fünf Gegenstimm­en der Grünen. Außerdem hat er die Abgrenzung des Sanierungs­abschnitts „Technische­r Bereich Mühlberg“als Programmge­biet „Soziale Stadt“beschlosse­n. Schließlic­h hat die Stadt jetzt freie Hand, um alle notwendige­n Schritte für den Grunderwer­b und die anschließe­nde Sanierung mit Städtebauf­ördermitte­ln einzuleite­n.

Die Diskussion: Sie war äußerst kontrovers. CDU und Freie Bürger wollen die Blockade durch die LEA beenden und fordern ein Ausstiegss­zenario für das Jahr 2022. Denn: Die Konversion könne nur ohne LEA gelingen. Herbert Hieber (SPD) konterte das so: „Wir müssen gucken, ob diese Blockade nicht im Kopf ist.“

So geht’s weiter: Nach der Zustimmung des Gemeindera­ts soll ein städtebaul­icher Entwurf im größeren Maßstab und mit Details zu Straßen, Plätzen und Grundstück­szuschnitt­en ausgearbei­tet werden. Parallel dazu wird ein Bebaungspl­an vorbereite­t.

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GRAFIK: STADT ELLWANGEN Auf dem Kasernenge­lände soll der ganz neue Stadtteil „Ellwangen-Süd“mit bis zu 1300 Einwohnern entstehen.

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