Das sind die Pläne fürs Kasernengelände
Verwaltung präsentiert dem Gemeinderat ein städtebauliches Konzept für die Zeit nach der LEA
- Erstmals hat die Stadt konkrete Pläne für das Kasernengelände nach der LEA vorgelegt. Drei interne und zwei externe Stadtplaner haben dazu Ideen entwickelt. Michael Bader, Leiter des Stadtplanungsamts, und Konversionsbeauftragter Ulrich Nagl haben die Pläne am Donnerstag dem Gemeinderat in einer Videositzung erläutert. Die „Ipf- und Jagst-Zeitung / Aalener Nachrichten“fassen zusammen.
Das Wichtigste vorneweg: Im 18 Hektar großen Gebiet sind 52 Mehrfamilienhäuser mit 350 Wohnungen geplant, außerdem 192 Bauplätze für Einzel- und Reihenhäuser. Es soll ein neuer Stadtteil für rund 1300 Einwohner entstehen.
Die Nahversorgung: Für einen neuen Lebensmittelmarkt ist das Wohngebiet zu klein. Es könnte versucht werden, heißt es in der Vorlage der Stadtverwaltung, eine Bäckereifiliale anzusiedeln. Eine Versorgung durch den nicht allzu weit entfernten Edeka-Markt sei in jedem Fall gegeben. Das Sanierungsgebiet: Der Mühlberg ist bereits in das BundLänder-Städtebauförderungsprogramm „Sozialer Zusammenhalt“– früher „Soziale Stadt“– aufgenommen worden. Der Förderrahmen für die Sanierungsabschnitte „Karl-Stirner-Straße“und „Nebenzentrum Sport Hungerberg“beträgt rund 5,17 Millionen Euro. Die Stadt hat im September einen Aufstockungsantrag auf 7,62 Millionen Euro gestellt. Damit steigt die zu erwartende Finanzhilfe des Landes von 3,1 auf 4,57 Millionen Euro.
Das Problem: Es sind noch etliche technische und finanzielle Fragen zu klären. Erst dann kann die Stadt das Gelände von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIma) kaufen. Realistisch könne erst im Laufe des zweiten Halbjahrs 2021 mit dem Vollzug des Grunderwerbs gerechnet werden, heißt es.
Der Hintergrund: Die BIma will keine umfassende Sanierung, solange sie Eigentümerin des Geländes ist. Das Land akzeptiert aber kein einfaches Sanierungsverfahren und würde deshalb auch keine Zuschüsse locker machen. Der Stadt würden dann Sanierungszuschüsse von bis zu 60 Prozent entgehen.
Der Kniff: Um aus der Zwickmühle herauszukommen, wird der „Technische Bereich Mühlberg“als weiterer Sanierungsabschnitt festgelegt. Anders ausgedrückt: Das Programmgebiet Soziale Stadt wird um diesen Kasernenteil erweitert. Damit sind sowohl die Vorgaben des Landes als auch die Interessen der BIma gewahrt. Beide Seiten haben sich laut Stadtverwaltung mit der Vorgehensweise mündlich einverstanden erklärt. Ergo: Nach dem Grunderwerb kann das Gelände nach den Vorgaben des Landes saniert werden. Die Altlasten: Die Voruntersuchungen sind umfangreich und bereits ausgeschrieben. Unter anderem soll untersucht werden, ob das Erdreich im technischen Bereich der Kaserne belastet ist. Das wird rund sechs Monate dauern. Die BIma übernimmt 30 Prozent der Kosten.
Der Bedarf: Seit 2015 findet die Wohnbauentwicklung laut Stadtverwaltung schwerpunktmäßig in den Ortsteilen statt. Doch nun sei es wichtig, auch in der Kernstadt ausreichend Wohnbauflächen zu entwickeln. In unmittelbarer Nähe zur Innenstadt biete sich die einmalige Chance, ehemalige Militärflächen für Wohnbauzwecke umzunutzen. Dadurch könnten 18 Hektar landwirtschaftliche Fläche und somit Umwelt und Natur geschont werden. Das städtebauliche Grundkonzept: Es ist von einer „grünen Mittelachse von Süd nach Nord“mit Wohnungsbau zu beiden Seiten geprägt. Östlich und westlich schließen sich „bedarfsgerecht unterschiedliche Wohnformen in mehreren separat erschlossenen, hochwertigen Wohnquartieren“an. Das Konzept im Detail: Entlang der Mittelachse werden die Punkthäuser aus der Karl-Stirner-Straße nach Süden fortgeführt. Westlich setzt sich die Grünachse aus Fuß- und Radwegverbindung in die Innenstadt fort. In der Mitte des Gebiets ist ein zentraler Platz mit viergruppigem Kindergarten vorgesehen. Die Stadt kann sich hier auch ein mehrgeschossiges Familienzentrum mit Gemeinschaftsräumen vorstellen. Die Haupterschließung: Sie erfolgt aus Richtung Süden. An der B290 ist ein Kreisverkehr mit Anschluss
des neuen Quartiers geplant – genau dort, wo heute das Südtor ist. Es wird keine Erschließung über bestehende Baugebiete wie das an der Karl-Stirner-Straße geben, um dort eine „Überlastung“durch den Autoverkehr zu vermeiden.
Im Süden: An der B290 sind Dienstleistungen „in bester Lage“angeordnet. Autos sollen in einer „eingegrabenen Sockelgarage“parken.
Im Westen: Hier ist eine Verbindungsstraße zum denkmalgeschützten Mühlbergbereich mit Campus vorgesehen. Über diese Straße soll das Plangebiet mit seinen unterschiedlichen Wohnquartieren auch erschlossen werden.
Im Osten: Nordöstlich sind weitere Punkthäuser geplant. Östlich des Kindergartens soll eine öffentliche Grünfläche als Übergang zum östlichen Hungerberg samt Wald dienen. Im Südosten schließt sich ein größeres Wohngebiet bis zum Sportbereich an. Im Nordwesten: Dort sind die Bundeswehrhallen sehr nahe an die Privatgrundstücke gebaut. Die hintere Stützwand soll erhalten bleiben. Hier sollen vorwiegend Mehrfamilienhäuser mit Sockelgarage entstehen, um den Höhenunterschied von vier Metern städtebaulich auszugleichen. Die Mehrfamilienhäuser im Gebiet sollen bis zu fünf Geschosse haben. Soziale Durchmischung: Sie soll durch die unterschiedlichen
Wohnformen erreicht werden – Mehrfamilienhäuser, Reihenhäuser in kleinen Gruppen und Einzelhäuser. Entlang der mittleren Hauptachse und an den südlichen Rändern ist eine höhere bauliche Dichte geplant. Dahinter sind die Baugrundstücke für die Einfamilienhäuser vorgesehen.
Die Einfamilienhäuser: Die Stadtverwaltung verweist auf die hohe Nachfrage in diesem Segment und beziffert die Größe der Bauplätze auf 400 bis 600 Quadratmeter. Die Stadtplaner sind überzeugt, dass attraktiver Wohnungsbau auch auf kleineren Grundstücken funktioniert.
Die Vorteile: Der Südhang mit Blick ins Jagsttal verspricht ein „hochattraktives“Wohngebiet. Die Stadtplaner wollten effizient mit der Fläche umgehen. Deshalb ist die Bebauung verdichtet. Grün sind vor allem die Randlagen etwa zum Hungerberg hin. Für Stadtplaner Michael Bader handelt es sich um „Innenentwicklung in seiner Bestform“.
Der Schallschutz: Ob er für die erste Baureihe parallel zur B290 erforderlich ist, soll zu einem späteren Zeitpunkt durch ein Gutachten geklärt werden. In der ersten Baureihe im Südwesten sollen entlang der Hangkante gemischte Nutzungen als Übergang zugelassen werden, zum Beispiel Büros im Erdgeschoss und darüber Wohnungen.
Energie und Mobilität: Das städtebauliche Konzept gibt noch keine Antworten auf Fragen zu Klimaschutz und CO2-Neutralität. Themen wie Energieversorgung, Verkehr und Ladeinfrastruktur sollen erst in folgenden Planungsschritten konkretisiert werden.
Das wurde beschlossen: Der Gemeinderat hat das Entwicklungskonzept für den Mühlberg und fürs neue Quartier Ellwangen-Süd gebilligt – bei fünf Gegenstimmen der Grünen. Außerdem hat er die Abgrenzung des Sanierungsabschnitts „Technischer Bereich Mühlberg“als Programmgebiet „Soziale Stadt“beschlossen. Schließlich hat die Stadt jetzt freie Hand, um alle notwendigen Schritte für den Grunderwerb und die anschließende Sanierung mit Städtebaufördermitteln einzuleiten.
Die Diskussion: Sie war äußerst kontrovers. CDU und Freie Bürger wollen die Blockade durch die LEA beenden und fordern ein Ausstiegsszenario für das Jahr 2022. Denn: Die Konversion könne nur ohne LEA gelingen. Herbert Hieber (SPD) konterte das so: „Wir müssen gucken, ob diese Blockade nicht im Kopf ist.“
So geht’s weiter: Nach der Zustimmung des Gemeinderats soll ein städtebaulicher Entwurf im größeren Maßstab und mit Details zu Straßen, Plätzen und Grundstückszuschnitten ausgearbeitet werden. Parallel dazu wird ein Bebaungsplan vorbereitet.