Der Spuk ist noch nicht vorbei
Nun kann man schwarz auf weiß in der Impfverordnung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn nachlesen, wer das Recht hat, schnell gegen Corona geimpft zu werden – wenn man es denn will. Schon kurz nach Weihachten soll es zunächst vor allem für Heimbewohner mit der Immunisierung losgehen. Und das ist, angesichts der Risiken für die Hochbetagten, auch mehr als angebracht. Schließlich ist es mit anderen Maßnahmen nicht gelungen, die vielen, vielen Ausbrüche in Pflegeheimen, die immer mehr Tote fordern, zu verhindern. Insofern ist es auch folgerichtig, die Beschäftigten in solchen Einrichtungen in die allererste Gruppe aufzunehmen, die das erste Vakzin, das in der EU kurz vor der Zulassung steht, erhalten können.
Angesichts der am Anfang geringen Verfügbarkeit des Impfstoffs von Biontech müssen sich viele andere Berufsgruppen, die etwa als Polizisten, Lehrer, Hausärzte oder Supermarktbeschäftigte ebenfalls besonderer Gefahr durch das Virus ausgesetzt sind, gedulden. Das kann man bedauern, ist zunächst aber kaum anders machbar. Zudem es ja Hoffnung gibt: Die nächsten drei, vier Vakzine werden wohl nicht mehr lange auf sich warten lassen.
Und trotzdem darf man sich nicht der Illusion hingeben, dass der Corona-Spuk in wenigen Wochen vorbei ist. Nicht nur, weil niemand weiß, wie viele Bürger aus den jetzt formulierten drei Prioritätsgruppen sich tatsächlich impfen lassen wollen und wie gut die Impfzentren funktionieren. Sondern auch, weil niemand sagen kann, ob die Impfstoffe nicht nur schwere Erkrankungen, sondern auch die Ansteckung verhindern.
Da die in Aussicht stehenden Vakzine mit verschiedenen Technologien erzeugt werden, könnte sich etwa herausstellen, dass sie unterschiedlich gut für bestimmte Personengruppen geeignet sind. Und dass die einen die Weitergabe des Virus unterbinden, die anderen aber nicht. Damit wäre letztlich ein präziseres, zielgenaueres Impfen möglich. Es könnte aber auch die Immunisierung eines ausreichend großen Teils der Bevölkerung zeitlich nach hinten verschieben. Es stehen uns also noch einmal harte Monate bevor.