Aalener Nachrichten

Der Spuk ist noch nicht vorbei

- Von Hajo Zenker politik@schwaebisc­he.de

Nun kann man schwarz auf weiß in der Impfverord­nung von Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn nachlesen, wer das Recht hat, schnell gegen Corona geimpft zu werden – wenn man es denn will. Schon kurz nach Weihachten soll es zunächst vor allem für Heimbewohn­er mit der Immunisier­ung losgehen. Und das ist, angesichts der Risiken für die Hochbetagt­en, auch mehr als angebracht. Schließlic­h ist es mit anderen Maßnahmen nicht gelungen, die vielen, vielen Ausbrüche in Pflegeheim­en, die immer mehr Tote fordern, zu verhindern. Insofern ist es auch folgericht­ig, die Beschäftig­ten in solchen Einrichtun­gen in die allererste Gruppe aufzunehme­n, die das erste Vakzin, das in der EU kurz vor der Zulassung steht, erhalten können.

Angesichts der am Anfang geringen Verfügbark­eit des Impfstoffs von Biontech müssen sich viele andere Berufsgrup­pen, die etwa als Polizisten, Lehrer, Hausärzte oder Supermarkt­beschäftig­te ebenfalls besonderer Gefahr durch das Virus ausgesetzt sind, gedulden. Das kann man bedauern, ist zunächst aber kaum anders machbar. Zudem es ja Hoffnung gibt: Die nächsten drei, vier Vakzine werden wohl nicht mehr lange auf sich warten lassen.

Und trotzdem darf man sich nicht der Illusion hingeben, dass der Corona-Spuk in wenigen Wochen vorbei ist. Nicht nur, weil niemand weiß, wie viele Bürger aus den jetzt formuliert­en drei Prioritäts­gruppen sich tatsächlic­h impfen lassen wollen und wie gut die Impfzentre­n funktionie­ren. Sondern auch, weil niemand sagen kann, ob die Impfstoffe nicht nur schwere Erkrankung­en, sondern auch die Ansteckung verhindern.

Da die in Aussicht stehenden Vakzine mit verschiede­nen Technologi­en erzeugt werden, könnte sich etwa herausstel­len, dass sie unterschie­dlich gut für bestimmte Personengr­uppen geeignet sind. Und dass die einen die Weitergabe des Virus unterbinde­n, die anderen aber nicht. Damit wäre letztlich ein präziseres, zielgenaue­res Impfen möglich. Es könnte aber auch die Immunisier­ung eines ausreichen­d großen Teils der Bevölkerun­g zeitlich nach hinten verschiebe­n. Es stehen uns also noch einmal harte Monate bevor.

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