Masken ohne FFP2-Norm verunsichern Lehrer
Das Land hatte den Schulen zertifizierte Schutzausrüstung versprochen – Restbestände aus dem Frühjahr verteilt
- Die Lehrer sollten bei ihrer Arbeit besser vor dem Coronavirus geschützt werden – deshalb versprach das Land Ende November noch vor Weihnachten mehr als acht Millionen FFP2-Masken an die Schulen in Baden-Württemberg zu liefern. Die Schutzausrüstung ist inzwischen angekommen, doch viele Lehrer wundern sich. Denn bei den Masken, die nach Informationen der „Schwäbischen Zeitung“unter anderem auch Schulen in Ravensburg bekommen haben, handelt es sich nicht um zertifizierte FFP2-Masken. Laut der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sind Lehrkräfte nun verunsichert.
„Erst wurde in der Öffentlichkeit groß angekündigt, dass nach langem Ringen endlich FFP2-Masken bereitgestellt werden – und dann kommt eine Lieferung, die nicht ausreichend zertifiziert ist“, sagt Matthias Schneider, Landesgeschäftsführer und Sprecher der GEW. „Das ärgert viele Lehrer.“Die Lieferung sei schwer einzuschätzen. „Natürlich kann man die Masken verwenden – aber sie entsprechen halt nicht dem versprochenen Standard“, erklärt Schneider. Deshalb müsse von Seiten des Kultusministeriums nachgebessert werden.
Tatsächlich stammt die Schutzausrüstung, die an viele Schulen im Land geliefert wurde, aus Restbeständen vom Frühjahr. Damals wollte die Landesregierung möglichst schnell Masken anschaffen und hat deshalb auch Ware aus China bestellt. Durch die Bundesregierung sei im März Schutzausrüstung als verkehrsfähig angesehen worden, die grundsätzlich dem Sicherheitsstandard der EU entspricht, nicht jedoch den formalen Vorgaben, schreibt das baden-württembergische Sozialministerium in einer Stellungnahme.
„Diese Ausnahme galt ausdrücklich auch für den chinesischen Standard KN95“, heißt es weiter.
Wie das Kultusministerium auf Anfrage mitteilt, hat die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) im März 2020 einen Prüfnormvergleich zwischen FFP2-Filterschutzmasken und Filterschutzmasken mit chinesischer Norm KN95 durchgeführt. Das Ergebnis: Beide Normen seien für den Einsatz in der Corona-Pandemie miteinander vergleichbar. Die Masken gelten also als sicher und das Kultusministerium geht davon aus, „dass das Sozialministerium als oberste Gesundheitsbehörde die Masken für den Lagerbestand des Landes mit Bedacht und der entsprechenden Sorgfalt beschafft hat“, erklärt eine Sprecherin.
Mittlerweile ist die Einfuhr solcher Masken aus China – sowie aus den USA, Kanada, Australien und Japan – allerdings nicht mehr möglich. Die Sonderzulassungen für die Schutzausrüstung aus dem Ausland waren im Hinblick auf die verbesserte Versorgungslage längstens bis zum 31. August 2020 befristet, heißt es in der Stellungnahme des Sozialministeriums. Aber: „Bereits vorher beschaffte Masken dürfen noch verwendet werden.“
Gewerkschafter Matthias Schneider ist mit der Schutzausrüstung trotzdem nicht zufrieden: „Einerseits wirbt das Sozialministerium dafür, Risikogruppen zu schützen und verteilt über die Apotheken kostenlose FFP2-Masken. Aber bei den eigenen Beschäftigten kümmert sich das Land nicht richtig um die Versorgung.“Unter den Lehrern gebe es auch viele Menschen, die zur Risikogruppe gehören, so Schneider. Die Forderung der GEW laute deshalb, dass an sämtlichen Schulen in Baden-Württemberg alle Beschäftigten jederzeit Zugang zu zertifizierten FFP2-Masken haben sollen.