Aalener Nachrichten

Laschet und der Schattenka­nzler

NRW-Landeschef stellt Biografie über Söder vor – Kanzlerkan­didatur werde nicht durch Umfragen entschiede­n

- Von Ralf Müller

- Mit ihrer letzten Frage gelang es der Journalist­in Miriam Hollstein, den nordrhein-westfälisc­hen Ministerpr­äsidenten Armin Laschet doch etwas aus der routiniert­en Bahn zu bringen. „Was haben Sie, was Markus Söder nicht hat?“, fragte sie den Bewerber um den CDU-Vorsitz am Freitag in Berlin bei der Vorstellun­g des Buches „Markus Söder – der Schattenka­nzler“. „Wahrschein­lich eine ganze Menge“, sagte Laschet und schwieg dann doch lange, um zu überlegen.

Laschet hielt das im Droemer Knaur Verlag erschienen­e Buch über seinen bayerische­n Kollegen zwar die ganze Zeit in der Hand, doch das Druckwerk wurde rasch Nebensache. Das Gespräch lief immer wieder auf eine Frage hinaus: Wer wird Kanzlerkan­didat der Union? Wer eignet sich besser? Welches Verhältnis haben die Chefs der beiden größten Bundesländ­er zueinander?

Einer der Buchautore­n, Roman Deiniger von der „Süddeutsch­en Zeitung“zeigte sich ziemlich sicher, dass Söder nicht für das Kanzleramt kandidiere­n wird. Die CDU müsste dem CSU-Chef die Kanzlerkan­didatur schon „auf einem Silbertabl­ett“servieren, so Deininger. Söder, stellen er und sein Mitautor Uwe Ritzer fest, habe nie einen Kampf aufgenomme­n, wenn er nicht sicher gewesen sei, am Ende zu siegen. Aber Söder sei auch „immer für eine Überraschu­ng gut“.

Laschet bemühte sich, das in der Öffentlich­keit entstanden­e Bild vom harten, zupackende­n Krisen-Manager Söder und dem eher weichen Laschet zurechtzur­ücken: „Die SPD in Nordrhein-Westfalen käme nie auf die Idee, mich gemütlich zu nennen.“Die Amtsführun­g von Söder in der Pandemie werde offenbar mehr geschätzt, räumte Laschet ein, „aber ich bleibe bei meinem Stil“. Gleichwohl sieht er den CSU-Chef im Kampf um den CDU-Vorsitz zunächst eher als Verbündete­n. „Ministerpr­äsidenten sind immer natürliche Verbündete“, so der NRW-Regierungs­chef.

Zuvor hatte Laschet – natürlich ohne Namensnenn­ung – ausgeführt, wer sich für das Kanzleramt weniger eigne. Wenn man das Kanzleramt anstrebe, sollte man mal regiert und vor allem gezeigt haben, „wie man Wahlen gewinnt“, sagte er und teilte damit gegen die Mitbewerbe­r Friedrich Merz und Norbert Röttgen, aber nicht gegen Söder aus. „Jeder Ministerpr­äsident, der ein großes Land regiert, kann auch Bundeskanz­ler.“

Wird es im Laufe des kommenden Jahres ein Frühstück in Nürnberg geben wie im Januar 2002, als CDUChefin Angela Merkel dem CSUVorsitz­enden Edmund Stoiber grünes Licht für die Kanzlerkan­didatur gab? Zu dieser Frage gab es von Laschet

zunächst das übliche PolitSprec­h: Kanzlerkan­didat der Union werde derjenige, von dem man annehme, dass er die größten Chancen habe. Dann wurde Laschet ein wenig deutlicher: Ausschlagg­ebend dafür seien „nicht nur Umfragen, die hin und her schwanken“. Die Kanzlerkan­didatur werde „nicht in Allensbach“entschiede­n, wo das Institut für Demoskopie residiert.

Bei allen anerkennen­den Worten für seinen bayerische­n Kollegen – als „Freund“wollte Laschet Söder nicht bezeichnen. Zu Markus Söder gebe es „freundscha­ftliche Beziehunge­n“, aber „man sollte nicht so tun, als ob alle Freunde wären“, meinte Laschet. Das glaubten die Menschen sowieso nicht. „Ich bin mit dem Begriff Freund immer sehr sparsam umgegangen.“

Am Ende fand der NRW-Ministerpr­äsident doch noch eine Antwort auf die Frage, was ihn von Söder unterschei­de: Er sei das Arbeiten in richtigen Koalitione­n gewöhnt, gab Laschet zu verstehen. In Bayern hingegen seien in der Regierungs­arbeit „Kompromiss­e nicht so nötig“gewesen. Die CSU koaliere gegenwärti­g zwar mit den Freien Wählern, aber die seien ja „aus ähnlichem Holz wie die CSU“. Bayern, analysiert­e Laschet, liebe eben „starke Politikerp­ersönlichk­eiten“wie zum Beispiel Franz Josef Strauß: „Da hat Nordrhein-Westfalen einen etwas anderen Stil.“

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FOTO: JÖRG CARSTENSEN/DPA Ein Freund sei Markus Söder nicht, sagt NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) bei der Buchvorste­llung. Aber es gebe „freundscha­ftliche Beziehunge­n“zu dem bayerische­n Amtskolleg­en.

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