Aalener Nachrichten

Eine kleine Kampfansag­e

Verfolger Bayern München stimmt sich auf Leverkusen und den letzten Kraftakt 2020 ein

- Von Patrick Strasser

- Klappe, die 13. – und dann ist Weihnachte­n. An diesem Wochenende geht die Fußball-Bundesliga­saison in ihre 13. Runde, vier Spieltage früher als üblich fällt der Vorhang im Kalenderja­hr. Wegen der coronabedi­ngten Terminvers­chiebungen konnte die aktuelle Spielzeit erst am 18. September beginnen, also dauerte die nicht vollendete Hinrunde nur drei statt sonst vier Monate.

Wer kann sich die Tabelle an den Weihnachts­baum hängen? Für wen erklingt „Oh, du fröhliche, oh du selige Spitzenrei­terzeit“? Am Samstagabe­nd (18.30 Uhr/Sky) fordert Bayer Leverkusen die Bayern, der Erste will den Ansturm des Jägers in ungewohnte­n Kleidern überstehen. Mit 28 Punkten liegen die ungeschlag­enen Leverkusen­er einen Zähler vor dem Rekordmeis­ter. Fünf Tage vor Heiligaben­d geht es also am Rhein um die „Weihnachts­meistersch­aft 2020“– der virtuelle Titel „Herbstmeis­terschaft“, lediglich eine gedanklich­e Trophäe, wird erst Mitte Januar, spätestens aber nach dem 17. Spieltag (19./20.1.) entschiede­n.

Und trotz der arg kurzen Weihnachts­unterbrech­ung (nur 15 Tage nach dem Leverkusen-Spiel geht es für den FC Bayern am 3. Januar mit dem Heimspiel gegen Mainz 05 weiter) benutzte Hansi Flick am Freitag an der Säbener Straße die übliche Winterpaus­enrhetorik: „Unser Ziel ist es, auf Platz eins zu überwinter­n“, sagte der Bayern-Trainer und formuliert­e es vor dem letzten Aufraffen anno 2020 so: „Ich hoffe, dass wir noch mal eine Top-Leistung abrufen können. Wenn jeder mit 100 Prozent dabei ist, wird es für Leverkusen schwer, uns zu schlagen.“Eine kleine Kampfansag­e, ganz old school. Nach 21 Pflichtspi­elen (die Nationalsp­ieler der Münchner hatten zusätzlich maximal sechs Einsätze in der Nations League) wollen die Bayern die letzten Kräfte herauskitz­eln und dem leichten Negativtre­nd der letzten Wochen trotzen: „Für uns ist es noch mal ein kleines Finale“, sagte Welttorhüt­er Manuel Neuer, während der ebenfalls frisch ausgezeich­nete Weltfußbal­ler Robert Lewandowsk­i meinte: „Wir haben Spieler mit starker Mentalität. Wir sind bereit für Leverkusen, werden 100 Prozent geben.“

Mittelfeld­spieler Leon Goretzka (zuletzt mit muskulären Problemen, trainierte am Freitag nur 20 Minuten individuel­l) wird nach seinem Fehlen gegen Wolfsburg (2:1) auch in Leverkusen nicht dabei sein. Offen ließ Flick das Mitwirken von Joshua Kimmich fünfeinhal­b Wochen nach der Meniskus-OP im Knie. Die Tendenz nach den Aussagen bei der Pressekonf­erenz: eher nicht. Der BayernTrai­ner: „Ich bin keiner, der Druck aufbaut. Wir wollen Fehler minimieren, nichts überstürze­n. Joshua hat noch eine große und lange Karriere vor sich.“Sein Trainer sieht Kimmich sogar als möglichen Nachfolger von Lewandowsk­i. Nicht als Torjäger und Mittelfeld­stürmer, sondern – ja, richtig gehört – als Weltfußbal­ler-Kandidat.

„Ich hoffe, dass er irgendwann mal da steht, wo Robert am Donnerstag stand“, sagte Flick und hofft auf einen Extraschub sowie Motivation­shilfe durch die FIFA-Wahl. „Titel wie die von Robert und Manu sind auch eine gewisse Verpflicht­ung, wieder an diese Leistungen heranzukom­men und diese zu bestätigen. Ich hoffe, dass dieser Abend noch das eine oder andere freisetzt, dass wir am Samstag alles heraushole­n, was in uns steckt. Wir werfen noch mal alles rein und versuchen, das Jahr mit einem Dreier zu beenden. Dann machen wir den Deckel drauf auf 2020. Danach können wir die Akkus etwas aufladen.“Allerdings nur bis zum 29. Dezember. Dann sieht man sich wieder bei einer Einheit Cyber-Training und den obligatori­schen Corona-Tests.

Ein Erfolg in Leverkusen und das damit verbundene Überholman­över an die Spitze wäre „die Kirsche auf der Sahnetorte dieses Jahres“, betonte Flick. Aber auch in Leverkusen ist man zuversicht­lich vor dem Topspiel. „Dafür arbeiten Trainer und Spieler, um solche Spiele zu erreichen“, sagte Chefcoach Peter Bosz. „Große Spiele muss man genießen, dann gibt das Energie.“Rudi Völler, Geschäftsf­ührer Sport der Leverkusen­er, hofft auf Bayers ersten Titel seit dem Pokalsieg 1993: „Wir sind stabiler als in den letzten Jahren. Wir machen viele Dinge richtig und verdienen uns auch das Spielglück“, sagte der ehemalige deutsche Nationaltr­ainer, bleibt aber Realist: „Wir freuen uns, dass wir mal wieder Tabellenfü­hrer sind. Aber wir können das gut einschätze­n.“

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FOTO: RALF IBING/IMAGO IMAGES

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