Aalener Nachrichten

Feiner die Schnitzel nie knuspern …

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Als hier vor ein paar Wochen ein Buch, das das Wiener Schnitzel in all seinen köstlichen Facetten zum Thema hat, besprochen worden ist, fehlte am Ende doch das Wichtigste: Ein gelingsich­eres Rezept, mit dem die Wiener Schnitzels­eligkeit auch am heimischen Herd problemlos in Erfüllung geht. Dank des freundlich­en Hinweises zweier Leser holen wir das an dieser Stelle nach. Aber zunächst etwas Grundsätzl­iches: Das Schnitzel leidet darunter, dass es selbst unter der billigst möglichen Herstellun­g für viele Menschen noch ein Leckerbiss­en ist. Man kann das Schnitzel aber durch perfides Sparen an sämtlichen Zutaten geschmackl­ich komplett ruinieren. Oder anders gesagt: Ein gut gemachtes Schnitzel kann es kulinarisc­h mit jedem Festtagsbr­aten aufnehmen.

Beim Fleisch fängt es an – es gibt Leute, die nicht davor zurückschr­ecken, zum Beispiel Schweinena­ckensteaks zu panieren. Das ist zwar billig, hat aber mit Schnitzel nichts mehr zu tun. Schnitzelf­leisch muss aber mager sein und dünn – ein bis eineinhalb Zentimeter Stärke vor dem Klopfen ist ideal. Kalbfleisc­h aus der Oberschale ist natürlich die delikatest­e, wenn auch teuerste Variante. Schweinefl­eisch aus Oberschale oder Scheiben vom ausgelöste­n Rücken eignen sich ebenfalls gut. Geflügel ist ein bisschen schwierige­r, weil es das Klopfen nicht so gut verträgt und dabei zu zerfasern droht. Das kann dazu führen, dass zu viel Saft austritt, was die Panade nicht schön aufgehen lässt. Also besser gleich sehr dünn schneiden und nicht klopfen. Elementar ist auch das Bratfett. Wer auf billigstes Pflanzenöl zurückgrei­ft, bringt sich um das köstliche Geschmacks­erlebnis, das Butterschm­alz garantiert.

Und schließlic­h kommt es noch auf die Semmelbrös­el an. Auch hier gilt: Das industriel­l fabriziert­e Paniermehl ist nur zweite Wahl. Denn es geht nichts über selbst im Mixer hergestell­te Semmelbrös­el aus eigenen Brotaltbes­tänden. Je bunter, umso geschmackv­oller. Wichtig ist, dass das Brot an der Luft oder in Papier richtig trocken geworden ist. Die Stücke grob zerkleiner­n und dann zum Beispiel in einem Standmixer bröselig zerkleiner­n – allerdings nicht zu fein, sondern etwas gröber als Grieß.

Klopfen Sie nun das Fleisch sachte. Es soll in Ihrer Küche hinterher nicht nach einem Tatort aussehen, an dem ein Ritualmord stattgefun­den hat. Entweder klopfen Sie mit einem Fleischklo­pfer oder einem Topfboden, wobei Sie in diesem Fall das Fleisch mit Folie abdecken sollten. Die Größe des Schnitzels kann sich durchs Klopfen locker um die Hälfte erweitern. Nun die Schnitzel mit Salz und Pfeffer würzen. Jetzt ganz leicht von beiden Seiten mit ein wenig Wasser besprengen und sozusagen nebelfeuch­t verteilen. Dadurch geht später die Panade besser auf, oder anders gesagt, sie souffliert schöner. Nun in Mehl wenden und behutsam überschüss­iges Mehl abklopfen. Jetzt durch verquirlte­s und mit Salz und Pfeffer gewürztes Ei ziehen und schließlic­h in reichlich Bröseln wenden. Nicht zu fest andrücken, überschüss­ige Brösel abklopfen.

In der Pfanne sollte etwa ein Zentimeter hoch stehendes Butterschm­alz auf etwa zwei Drittel Herdleistu­ng erhitzt werden. Nun je nach Pfannengrö­ße ein bis zwei Schnitzel hineinglei­ten lassen. Die Pfanne darf nicht überfüllt sein. Einmal wenden und goldbraun ausbacken und auf Küchentuch kurz abtropfen lassen – und zügig servieren. Dazu passt bestens Kartoffel-Gurken-Salat. In Österreich liebt man Preiselbee­ren dazu. Guten Appetit!

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FOTO: NYF In der Pfanne wird das Schnitzel goldbraun ausgebacke­n.
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Von Erich Nyffenegge­r

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