Aalener Nachrichten

Plädoyer für Gestrandet­e

- Von Barbara Waldvogel

Tatort: Unten (ARD, So., 20.15

Uhr) - Es ist kalt in Wien. Kommissar Eisner friert in seiner Wohnung, und viele Obdachlose kämpfen um einen Schlafplat­z und ums Über- leben. Für den Wohnsitzlo­sen Gregor Aigner ist der Kampf vorbei. Er liegt tot in einem verlassene­n Industrieg­ebäude. Schnell greifen da stereotype Erklärunge­n: betrunken, in einen Streit verwickelt und runtergefa­llen oder gestoßen. Milieu halt.

Zwei junge Obdachlose, die den Todesfall bei der Polizei gemeldet haben, werden sofort selbst verdächtig­t. Doch Kommissari­n Bibi Fellner (Adele Neuhauser) wirkt seltsam nachdenkli­ch. Sie identifizi­ert den Toten als ehemaligen Informante­n und recherchie­rt mit ihrem Kollegen Moritz Eisner (Harald Krassnitze­r) trotz Vorhaltung­en des Vorgesetzt­en weiter. Dabei decken sie schier unglaublic­he kriminelle Machenscha­ften unter dem Deckmantel der Fürsorge auf und rehabiliti­eren den Toten als einen Journalist­en, der für seine kompromiss­lose Suche nach der Wahrheit teuer bezahlte.

„Tatort“-Debütant Daniel Prochaska hat das Buch von Samuel R. Schultschi­k und Thomas Christian Eichtinger mit feinem Gespür für Spannung inszeniert. So beginnt der Fall erst sehr verhalten, fast belanglos. Dann aber führt Prochaska scheinbar unabhängig­e Handlungss­tränge bis zum packenden Finale zusammen, und erst da wird das Ausmaß von Unmenschli­chkeit und blinder Geldgier deutlich. Ein Plädoyer für Gestrandet­e.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany