Aalener Nachrichten

Zeit für ein paar Regeln

- Von Wolfgang Mulke wirtschaft@schwaebisc­he.de

Der Einkauf im Internet hat sich weitgehend durchgeset­zt. Auch wenn irgendwann wieder normale Zeiten anbrechen, wird ein wachsender Teil des Konsums online stattfinde­n. Was für den Verbrauche­r positiv ist, schafft den Kommunen, dem örtlichen stationäre­n Handel oder auch für die Beschäftig­ten der Handelspla­ttformen neue Probleme. Es wird Zeit für ein paar Regeln, um die Profiteure der virtuellen Geschäftsm­odelle angemessen an den von ihnen verursacht­en Verwerfung­en zu beteiligen.

Die Union will Paketliefe­rungen mit einer Abgabe belegen. Mit den Einnahmen daraus könnten die Innenstädt­e wieder belebt werden, etwa durch den Umbau von reinen Einkaufsze­ntren in Erlebnisrä­ume. Der Ansatz ist gerechtfer­tigt. Schließlic­h nutzen die Online-Händler bisher kostenlos die Infrastruk­tur der Städte. Steuern bezahlen sie woanders. Die Kommunen sind auch gefordert, den durch Lieferfahr­zeuge stark belasteten Straßenrau­m neu zu organisier­en. Es müssen Ladezonen oder Abholzentr­en eingericht­et werden, um den Verkehrsfl­uss zu erhalten. Auch auf diesen Ausgaben bleiben die Städte bisher sitzen.

Es geht nicht um eine Verdammnis des Online-Handels. Es ist ja nicht nur der Amazon-Chef Jeff Bezos, der damit zum reichsten Menschen der Welt aufstieg. Es sind auch viele kleine Anbieter, die hier Marktlücke­n gefunden haben. Auf Verwerfung­en wie die unterschie­dliche Kostenstru­ktur der örtlichen Geschäfte und der reinen Plattforma­nbieter kann der Staat jedoch mit einer Anpassung der Wettbewerb­sbedingung­en sorgen. Das Interesse attraktive­r Citys rechtferti­gt dies.

Hinzu kommt, dass die Gewinne der boomenden Branche zwar für viele Jobs sorgen, die Arbeit aber oft lausig bezahlt wird. Der Einfluss der Gewerkscha­ften ist gering, die Arbeitsbed­ingungen sind oft miserabel. Daran können nur die Tarifparte­ien etwas ändern. Bei der Frage, ob sie im Internet bestellen oder vor Ort im Geschäft kaufen, können die Verbrauche­r aber selbst entscheide­n, ob sie auf Lohndruck basierende Geschäftsm­odelle mittragen wollen.

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