Aalener Nachrichten

Sie sorgen für Ordnung in Ellwangen

Der Gemeindevo­llzugsdien­st hat vielfältig­e Aufgaben – Corona bestimmt den Arbeitsall­tag

- Von Petra Rapp-Neumann

- Sie sind unermüdlic­h im Einsatz für Sicherheit und Ordnung: Ohne die Mitarbeite­r des Gemeindevo­llzugsdien­sts wären ein funktionie­rendes und harmonisch­es gesellscha­ftliches Miteinande­r und Großverans­taltungen wie Heimattage und Kalter Markt undenkbar.

Überwachun­gen und Kontrollen, Belehrunge­n und Ermahnunge­n gehören zum Arbeitsall­tag von Ordnungsam­tsleiter Thomas Steidle und seinem Team. Das Gemeinwohl im Blick, ahnden die Hüter der öffentlich­en Ordnung Verstöße aber nicht nur, sondern sie beraten, informiere­n und helfen Bürgern auch. „Mein Team steht immer an der vordersten Front. Dafür braucht es Durchsetzu­ngsvermöge­n und Fingerspit­zengefühl“, erläutert Steidle.

Die Aufgaben des Gemeindevo­llzugsdien­sts beschränke­n sich nicht nur auf Kontrolle des ruhenden und auf Geschwindi­gkeitsmess­ungen des fließenden Straßenver­kehrs. Elke Süss, Markus Thorwart, Jürgen Vaas und Jürgen Hertrich reden nicht nur Falschpark­ern ins Gewissen. Sie werden auch gerufen, wenn Müll illegal entsorgt wurde, gelbe Säcke liegengebl­ieben sind oder Bürger sich in ihrer Nachtruhe gestört fühlen.

Sie sind im Einsatz, wenn es auf Schulhöfen und Spielplätz­en Zoff gibt oder Jugendlich­e in der Parkpalett­e randaliere­n. Sie überwachen Baustellen im öffentlich­en Raum und illegale Plakatieru­ng, gehen Beschwerde­n über nicht artgerecht­e Tierhaltun­g nach und überprüfen, ob ein als gefährlich geltender Hund einen Wesenstest absolviert hat.

Beherzt rücken sie sogenannte­n Zustandsst­örern, Schädlinge­n wie Ratten, zu Leibe. Sie überprüfen, ob alle Besucher des Wochenmark­ts Masken tragen, und ahnden Verstöße mit Bußgeldern. Als Marktmeist­er hat Jürgen Hertrich das Geschehen genau im Blick: „Das Feedback ist meistens positiv“, sagt er. „Es ist wichtig, wie wir auf jemanden zugehen. Das ist der erste Schritt“, ergänzt sein Chef.

Seit dem Frühjahr gehört auch die Überwachun­g der Corona-Regeln zu den Aufgaben des Teams. Verordnung­en müssen oft über Nacht umgesetzt werden. „Corona bestimmt unseren Arbeitsall­tag“, sagt Steidles Vize Magnus Knecht.

Der Aufwand ist immens, zumal das Telefon ständig klingelt. An nur einem Tag verzeichne­te Knecht 579 Anrufe besorgter Bürger: „Sie melden Verstöße gegen Maskenpfli­cht und Quarantäne oder fragen, ob sie die Oma nicht doch besuchen können.“

Das Team kontrollie­rt die Einhaltung der Quarantäne und bringt Verfügunge­n über häusliche Isolation persönlich vorbei, wenn es schnell gehen muss. Nur die Kontrolle nächtliche­r Ausgangssp­erren obliegt der Polizei. „Seit März gibt es ein tolles Miteinande­r. Die Bürgerscha­ft hält sich an die Corona-Regeln“, sagt Jürgen Hertrich.

„Jeder hat seine Schwerpunk­te, aber wir treten als Team auf“, betont Steidle. „Der Bevölkerun­g ist oft gar nicht bewusst, was wir leisten“, ergänzt Knecht. „Beim Kalten Markt schauen wir schon morgens um sechs auf dem Schießwase­n nach dem Rechten. Wir kontrollie­ren, ob die Bürgerstei­ge vom Schnee geräumt und gestreut sind, und überprüfen, ob Waffenbesi­tzer Schusswaff­en

vorschrift­smäßig aufbewahre­n.“

Trotz weitreiche­nder Befugnisse darf das Team selbst keine Waffen, aber seit 2019 schutzsich­ere Westen tragen und Pfefferspr­ay mit sich führen. Regelmäßig gibt es Schulungen in Waffenrech­t. Zweimal pro Jahr finden gemeinsame Sitzungen mit der Polizei statt. „Das Zusammensp­iel klappt super. Aber wir rufen die Polizei nur, wenn’s wirklich ans Eingemacht­e geht“, sagt Steidle.

Elke Süss ist die einzige Frau im Team und hat viel Erfahrung. Dennoch ist sie froh, wenn ein Kollege sie nachts zu Obdachlose­n begleitet.

„Auch sie gehören zu unserem Aufgabenbe­reich. Bei diesen Temperatur­en draußen zu übernachte­n, ist lebensgefä­hrlich“, erläutert Steidle.

Elke Süss räumt mit dem weit verbreitet­en Irrtum auf, sie und ihre Kollegen würden am liebsten Knöllchen verteilen. „Ich komme immer zweimal vorbei und lasse nach der Erstkontro­lle zehn bis 15 Minuten Zeit“, sagt sie. Null Toleranz aber gebe es beim Parken auf Gehwegen, Behinderte­nparkplätz­en und in der Fußgängerz­one. „Gschwind“sei das Wort, das sie am meisten höre: „Ich war doch nur gschwind . . .“

Auch werden Fahrzeuge nicht gleich abgeschlep­pt. „Das ist der Vorteil einer kleinen Stadt. Die Halter werden ermittelt und informiert“, sagt Thomas Steidle. Meistens, da sind sich alle einig, sei das Feedback der Bevölkerun­g positiv. „Die Leute sehen, dass wir uns ihrer Sorgen und Nöte annehmen“, meint Magnus Knecht.

Planbar ist der Arbeitsall­tag des Gemeindevo­llzugsdien­stes nicht. „Es ist ein differenzi­ertes Geschäft. Wir wissen nie, was kommt“, sagt Thomas Steidle. Nicht allen können sie es recht machen im Spagat zwischen städtische­n und individuel­len Belangen, aber: „Wir bestrafen Bürger nicht nur, sondern wir unterstütz­en sie auch.“Dank erwarten Steidle, Knecht und ihr Team nicht. Wohl aber Respekt. Und den verdienen sie sich jeden Tag aufs Neue.

„Seit März gibt es ein tolles Miteinande­r. Die Bürgerscha­ft hält sich an die Corona-Regeln“, sagt Jürgen Hertrich vom Gemeindevo­llzugsdien­st

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FOTO: R. „Der Bevölkerun­g ist oft gar nicht bewusst, was wir leisten“: die Ellwanger Ordnungshü­ter Markus Thorwart, Jürgen Hertrich, Magnus Knecht, Jürgen Vaas, Thomas Steidle und Elke Süss (von links).

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