Spuckattacke mit Folgen
Stürmer Marcus Thuram dürfte lange gesperrt werden und bereut, Gladbach will ihn nicht fallen lassen
(SID/dpa) Der Sünder gab sich reumütig. Wenige Stunden nach seiner widerwärtigen Spuckattacke entschuldigte sich Marcus Thuram bei „Stefan Posch, meinen Gegenspielern, meinen Teamkollegen, meiner Familie und allen, die meine Reaktion gesehen haben“. Es habe „etwas stattgefunden, was nicht in meinem Charakter liegt und nie wieder vorkommen darf “, meinte Thuram und beteuerte: „Es war ein Versehen und nicht beabsichtigt.“
Die Bilder sagten etwas völlig anderes aus. Kopf an Kopf stand Thuram mit Gegenspieler Posch, dann spuckte er ihm aus kürzester Distanz ins Gesicht. Diese Aktion war in CoronaZeiten an Dummheit kaum zu überbieten – und weit schlimmer als das 1:2 (1:0) für Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach gegen die TSG Hoffenheim.
Nach der Roten Karte nach Videobeweis (78.) droht dem französischen Nationalspieler eine lange Sperre. „Natürlich akzeptiere ich alle Konsequenzen meines Handelns“, schrieb Thuram bei Instagram. „Er muss für sechs bis acht Wochen aus dem Verkehr gezogen werden“, forderte ExNationalspieler und Sky-Experte Dietmar Hamann.
Der Verein bat Thuram nach einem längeren Gespräch mit Sportdirektor Max Eberl am Sonntag zur Kasse. Der Stürmer muss ein Monatsgehalt zahlen, das einem sozialen Zweck zugutekommen wird. „Marcus ist am Boden zerstört“, berichtete Eberl: „Er bleibt der Mensch, den wir kennen, und wir lassen ihn nicht fallen. Er hat sich heute noch mal bei mir und damit beim Verein für sein Verhalten entschuldigt. Wir kennen ihn nun seit fast zwei Jahren, wir kennen sein Umfeld, wir kennen sein Elternhaus, und das alles passt überhaupt nicht zu dem, was gestern passiert ist.“Thuram akzeptierte die Strafe und wird sich zudem für einen sozialen Zweck engagieren.
Gladbachs Trainer Marco Rose hatte sich direkt nach Spielschluss für die „unrühmliche Szene auch im Namen des Vereins“entschuldigt. „Das gehört nicht auf den Fußballplatz“, sagte Rose: „Er ist ein feiner Junge, sehr wohlerzogen. Ihm sind die Sicherungen durchgebrannt. Nur so kann ich es mir erklären.“
Thuram sorgte mit seinem Aussetzer nicht nur für einen Eklat, er leitete nach dem Ausgleich durch Andrej Kramaric (75.) auch die erste Heimniederlage der Gladbacher in dieser Spielzeit ein. Acht Minuten nach seinem Platzverweis gelang Ryan Sessegnon in Überzahl der Siegtreffer der
Gäste (86.). Mitspieler Valentino Lazaro nannte Thurams Aktion „den Genickbruch“.
Das Spiel passte zum bisherigen Verlauf der Gladbacher Hinrunde. Wieder lag der Champions-LeagueAchtelfinalist durch Kapitän Lars Stindl (34., Foulelfmeter) vorne, wieder brachte die Borussia das Ergebnis nicht über die Zeit. Nach Führungen verspielten die Gladbacher in dieser Saison schon 16 Punkte. Vier Siege und 18 Zähler sind zu wenig für die inzwischen gewachsenen Erwartungen des fünfmaligen deutschen Meisters.
„Unser Anspruch ist es, mehr Punkte zu haben und näher oben dabei zu sein“, stellte Rose klar: „Das gibt uns kein gutes Gefühl. Nach einer Führung fangen wir immer an, das Ergebnis zu verwalten. Wir haben im neuen Jahr eine Menge Arbeit vor uns.“Gladbach geht nach dem vierten Ligaspiel in Folge ohne Sieg außerhalb der Europacupplätze in die kurze Pause. Am Dienstag soll bei Regionalligist SV Elversberg zumindest die Pflichtaufgabe im Pokal gelöst werden.
Am Sonntagabend gab Gladbach bekannt, dass die Verträge von Eberl und Geschäftsführer Stephan Schippers vorzeitig bis 2026 verlängert wurden. „Sie stehen mit ihrer Arbeit für den erfolgreichen und nachhaltigen Weg, den unsere Borussia in den letzten Jahren gegangen ist. Beide sind seit mehr als 20 Jahren bei Borussia“, sagte Präsident Rolf Königs.