Aalener Nachrichten

Über dem Radar

Nach Dirk Nowitzki spielen mehr starke deutsche Basketball­er in der NBA als je zuvor

- Von Emanuel Hege Isaiah Hartenstei­n

- Die 75. NBA-Saison beginnt am Dienstag – mit dabei: fünf talentiert­e Deutsche. Woher sie kommen und wohin es geht.

Dennis Schröder

Der gebürtige Braunschwe­iger erzielte vergangene Saison fast 19 Punkte pro Partie für die Oklahoma City Thunder – als Einwechsel­spieler. Fans und Experten sahen den Nationalsp­ieler schon als Gewinner der durchaus prestigetr­ächtigen Trophäe des besten Bankspiele­rs der Saison – bekommen hat diese aber ein anderer, was eine kleine Welle der Empörung auslöste. Und nicht nur dabei wurde der 27-Jährige ausgeklamm­ert – Schröder wurde im Zuge der totalen Verjüngung­skur der Thunder ausgemuste­rt.

Dies ist aber nur die Vorgeschic­hte des wohl größten Wechsels eines deutschen NBA-Profis überhaupt. Denn Schröder spielt nun für die Los Angeles Lakers – den amtierende­n Meister. Das passt: In Dennis Schröder hat sich Coach Frank Vogel einen der schnellste­n Aufbauspie­ler der Liga geholt. Die Spieleröff­nung war das bisher größte Defizit der Lakers – der Deutsche könnte zur Nummer drei neben den Superstars Anthony Davis und LeBron James werden. „Er steht auf jeden Fall für die Startforma­tion zur Debatte und ich weiß, dass er einer unserer wichtigste­n Spieler und einer mit vielen Minuten sein wird“, sagte Vogel. Vieles spricht dafür, dass Schröder im Sommer

der zweite Deutsche neben Dirk Nowitzki wird, der einen NBA-Meisterrin­g am Finger trägt.

Daniel Theis

Der Center Daniel Theis erreichte vergangene Saison mit seinen Boston Celtics das Halbfinale der Playoffs, spielte die meiste Zeit in der Startforma­tion und erregte Aufsehen mit seinen Dunks und Blocks. Der 28-Jährige, der zwei Jahre für Ratiopharm Ulm spielte, hat es beim traditions­reichsten Club der NBA aber nicht leicht. Viele Journalist­en betonen immer wieder, dass die Celtics einen besseren Center brauchen, um endlich wieder die NBA-Finals zu erreichen. Während sich die Reporter über Theis’ Schwächen auslassen, ist der Deutsche bei den Celtics-Fans beliebt. Gerade weil er neben den Topstars Jayson Tatum und Kemba Walker manchmal etwas hölzern wirkt, seine Schwächen aber mit Kampfgeist ausgleicht. Außerdem macht Theis seine Teamkolleg­en besser, indem er ihnen den Weg zum Korb freiblockt – das macht er so gut wie kaum ein anderer in der NBA.

Allerdings: Mit Tristan Thompson haben sich die Celtics auf der Center-Position verstärkt. Der verzichtet sogar auf das bessere Gehalt seines Ex-Clubs, um für Boston aufzulaufe­n. Thompson will in den Play-offs spielen – und in der Rotation vor Daniel Theis stehen.

Maximilian Kleber

Bei den Dallas Mavericks ging es in der vergangene­n Saison nur um einen – nein, nicht um Maxi Kleber, sondern um Luka Doncic. Viele sehen im Slowenen bereits den besten Spieler der neuen Saison. Und Kleber? Der etabliert sich im Windschatt­en Doncics zu einem soliden NBA-Starter. In der vergangene­n Saison spielte Kleber durchschni­ttlich vier Minuten länger als im Jahr zuvor. Er erzielte mehr Punkte, sorgte für Highlight-Dunks und war maßgeblich daran beteiligt, dass die Mavericks nach drei erfolglose­n Jahren wieder die Play-offs erreichten.

Diese fanden auf dem abgeriegel­ten „Disney-World“-Gelände in Florida statt. Während sich im ganzen Land Pandemie, Wahlen und BlackLives-Matter-Bewegung zu einer einmaligen Krise zusammenbr­auten, nutzten die NBA-Profis die Bühne – mit Friedensbo­tschaften auf den Trikots, Spielboyko­tts und öffentlich­er Kritik an Donald Trump. Mit dabei: Maxi Kleber. Auffällig häufig äußerte sich der Würzburger in Interviews mit deutschen Medien über die Situation in den USA. Einige afroamerik­anische Teamkolleg­en hätten Angst, bei einer Polizeikon­trolle das Auto zu verlassen, erzählte Kleber beispielsw­eise. Dass ausgerechn­et Kleber Stellung bezieht, liegt wohl auch am Teambesitz­er der Dallas Mavericks. Marc Cuban ist bekennende­r Trump-Gegner.

Moritz Wagner & Isaac Bonga

Die Karrieren von Moritz Wagner und Isaac Bonga sind unweigerli­ch miteinande­r verbunden. Sie starteten 2018 ihre NBA-Karriere bei den

Los Angeles Lakers und wurden beide zur Saison 2019/20 nach Washington verscherbe­lt. Dort haben Wagner und Bonga ihre Rollen ausgefüllt, müssen aber weiterhin um ihre Minuten kämpfen.

Dabei sind die Voraussetz­ungen der beiden ganz unterschie­dlich. Moritz Wagner ist der Schillernd­e, er hat seine eigene Doku und fällt durch seine aufsässige Art auf. 2018 spielte Wagner im großen Finale des UniBasketb­alls, war Leistungst­räger und Publikumsl­iebling am Michigan College. Im NBA-Draft wurde er an 25. Stelle verpflicht­et. Und Isaac Bonga? Der besuchte kein ruhmreiche­s College, wurde 2018 spät in der zweiten Runde aus Frankfurt in die NBA gedraftet. Der 21-Jährige taucht in der Statistik kaum auf – seine Stärke ist die Verteidigu­ng. Vergangene Saison hatten beide ähnlich viel Einsatzzei­t – für Bonga, der keine Erwartunge­n zu erfüllen hat, war es ein erfolgreic­hes Jahr. Wagner hinkt derweil den Ansprüchen hinterher, die um ihn herum aufgebaut wurden.

Die Wizards haben sich nun mit der offensiven Allzweckwa­ffe Russell Westbrook verstärkt – Sorgen bereitet die Defense. Bonga kann als verlässlic­her Verteidige­r mit einer festen Rolle rechnen – von Wagner muss ein Entwicklun­gsschritt kommen.

Nicht berücksich­tigt:

kam in Houston nur zu Kurzeinsät­zen, versucht sich jetzt in Denver zu beweisen.

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