Aalener Nachrichten

Verantwort­lich forschen

- Von Katja Korf k.korf@schwaebisc­he.de

Weltweit warten Menschen auf den Impfstoff gegen Covid-19. Dass sie nicht mehr allzu lange ausharren müssen, liegt auch daran, dass Wissenscha­ftler an Tieren forschen dürfen. Medikament­e gegen Volkskrank­heiten wie Krebs, Herzinfark­t oder Schlaganfa­ll werden ebenfalls mit Tierversuc­hen erforscht. Vor diesem Hintergrun­d ist die totale Ablehnung solcher Experiment­e nicht nachzuvoll­ziehen.

Einen Freifahrts­chein für die Wissenscha­ftler an Hochschule­n und in der Industrie rechtferti­gen diese Tatsachen ebenso wenig. Ob Mäuse, Fische oder Affen – Lebewesen muss Leid und Tod erspart werden, wo immer kein überragend­es anderes Interesse dieses rechtferti­gt. Darüber herrscht im Übrigen auch unter den meisten Forschern Konsens. In Deutschlan­d stellt deshalb niemand Freifahrts­cheine für Tierversuc­he aus. Die Auflagen sind hoch, auch wenn in den zuständige­n Ethikkommi­ssionen die Tierversuc­hskritiker nicht immer in angemessen­er Anzahl vertreten sind.

Der Grund, warum renommiert­e Forscher aus Deutschlan­d abwandern, liegt meistens aber gar nicht allein in hohen rechtliche­n Hürden für ihre Experiment­e. Vielmehr gerät die Kritik zu oft zur Pauschalsc­helte. Persönlich­e Bedrohunge­n oder Attacken auf Labore sorgen für ein Klima der Unsicherhe­it. Eine Online-Petition etwa gegen den Bau solcher Labore in Augsburg zu unterzeich­nen, ist einfach. Schwerer ist es, sich mit den Folgen von Totaloppos­ition gegen Tierversuc­he auseinande­rzusetzen. Dazu gehört, dass neue Mittel in Medizin, Pharmazie oder Biologie womöglich da erforscht werden, wo nicht Demokraten, sondern Diktatoren die Wissenscha­ft überwachen.

Deswegen pocht die CDU zu Recht darauf, genau zu beobachten, welche Folgen die neuen Regeln im Südwesten haben. Sind diese, wie von den Grünen versproche­n, kein Hindernis für Lehre und Forschung? Oder behindert Bürokratie durch die Hintertür notwendige Ausbildung von Wissenscha­ftlern? Letzteres darf sich der Forschungs­standort Süddeutsch­land nicht leisten.

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