Polizei warnt vor Corona-Alarmismus
Vermeintliche Verstöße der Nachbarn nicht sofort melden – Feuerwerksverkauf verboten
MÜNCHEN/BERLIN (dpa/KNA) - Zu viele Feiernde unterm Christbaum bei den Nachbarn? Die Polizeigewerkschaft hat die Menschen nun dazu aufgerufen, an Weihnachten nicht bei jedem vermuteten CoronaVerstoß die Ermittler zu alarmieren. „Ich würde erst einmal selbst zu den Nachbarn gehen und – falls da wirklich zu viele Leute sind – sie bitten, sich an die Regeln zu halten“, sagte Jörg Radek, Vize-Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP), der „Süddeutschen Zeitung“. „Man sollte nicht immer sofort die Polizei rufen. Diese Pandemie erfordert von uns allen auch ein Stück Zivilcourage.“Die Polizei werde nicht „anlasslos von Haus zu Haus gehen und nachzählen, wie viele Leute am Tisch sitzen“, sagte er. Auch über die Feiertage gelten wegen der CoronaPandemie Kontaktbeschränkungen, große Familienzusammenkünfte sind nicht erlaubt.
In diesem Zusammenhang richtete Lothar Wieler, der Chef des Robert-Koch-Institus, am Dienstag einen eindringlichen Appell an die Bürger. Er bat darum, über Weihnachten Kontakte zu vermeiden. „Reisen Sie nicht“, sagte Wieler am
Dienstag in Berlin. Alle Bürger sollten die Festtage nur im kleinsten Kreis verbringen, Treffen möglichst auf dieselben Teilnehmer beschränken und dies möglichst draußen machen. Mit den nun verschärften Alltagsbeschränkungen seien die Infektionszahlen schneller herunterzubringen, wenn alle achtsam seien. Es stünden schwere Wochen bevor. „Wir sollten sie nicht noch schwerer machen“, so Wieler. Angesichts der noch immer hohen Zahlen befürchte er, dass sich das Infektionsgeschehen über die Feiertage „weiter anspannen könnte“.
Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hat derweil wie angekündigt den Verkauf von Silvesterfeuerwerk deutschlandweit untersagt. „Wegen der Corona-Pandemie ist in diesem Jahr vieles anders. Wir müssen darauf achten, dass wir nicht Böller anzünden und die Infektionszahlen explodieren“, sagte Seehofer. Das Verkaufsverbot schütze zudem die Krankenhäuser vor Überlastung. Ein Ziel der Regelung sei es, Verletzungen beim Abbrennen von Feuerwerk zu verhindern, um die aufgrund der Pandemie ohnehin stark beanspruchten Kliniken zu entlasten.