Aalener Nachrichten

Frankfurte­r Investor kauft Ellwanger Kaufland-Areal

Mit neuen Konzepten will der neue Eigentümer dem Einkaufsze­ntrum wieder mehr Leben einhauchen

- Von Eva Stoss

ELLWANGEN - Die Investment­gesellscha­ft X+Bricks hat das Ellwanger Kaufland-Areal übernommen. Ziel ist es, das Einkaufsze­ntrum aufzuwerte­n und für die derzeitige­n Leerstände wieder Mieter zu finden. Die laufenden Mietverträ­ge will der neue Eigentümer nach eigenen Angaben nicht antasten.

Aktuell leidet der Standort unter etlichen Leerstände­n. Zuletzt schloss zum Bedauern vieler Kunden der Drogeriema­rkt dm dort seine Pforten. In den Jahren zuvor zog der Mediamarkt weg, die Star-WashWaschs­traße und die Tankstelle sind seit langem verwaist. Im Herbst ist zwar das Fitnessstu­dio Top Fit eingezogen, das gleicht jedoch längst nicht die brachliege­nden Flächen aus. Insgesamt 3000 Quadratmet­er erstrecken sich im Obergescho­ss, wo einst der Mediamarkt beheimatet war. Eine rund 900 Quadratmet­er große Lücke hat der Wegzug von dm hinterlass­en.

„Leider haben bereits vor dem Erwerb des Objekts durch unser Unternehme­n einige langjährig­e und namenhafte Mieter ihre Mietverträ­ge beendet und im Laufe des Jahres das Objekt verlassen. Die daraus resultiere­nden Leerstände werden aktuell nur zum Teil durch neue Mieter, beispielsw­eise ein Fitnessstu­dio, kompensier­t“, so die neuen Eigentümer.

Die Investoren von X+Bricks wollen dem angegraute­n Einkaufsdo­mizil im Neunheimer Industrieg­ebiet jetzt neues Leben einhauchen. Es lägen derzeit keine weiteren Kündigunge­n von Mietverträ­gen vor. „Unser Ziel ist es, die Attraktivi­tät des gesamten Einkaufsze­ntrums wieder langfristi­g zu steigern. Dafür arbeiten wir intensiv an neuen Konzepten und Ideen, um die bestehende­n Leerstands­flächen wieder vermieten zu können. Hierzu gehören die Leestandsf­lächen im Hauptgebäu­de sowie die Umnutzung des Areals der ehemaligen Tankstelle.“

Welche Ideen das Unternehme­n im Köcher hat, teilt X+Bricks bisher nicht mit. Doch einiges spricht dafür, dass eine Wende für das Neunheimer Areal gelingen könnte. Denn das Unternehme­n hat sich auf den Aufkauf solcher Einkaufsze­ntren spezialisi­ert, mit dem Ziel, diese langfristi­g rentabel zu entwickeln.

Das Unternehme­n X+Bricks wurde im August 2018 von Sascha Wilhelm gegründet, der das Unternehme­n als Chief Executive Officer führt. Das Beuteschem­a sind Fachmarktz­entren mit Supermärkt­en, im Fachdeutsc­h „Immobilien mit Lebensmitt­elanker“. Bei der Gründung sagte Wilhelm laut „Immobilien­zeitung“, mindestens drei Viertel der Einnahmen müssten von Food-Retailern kommen. Der Grund: Lebensmitt­elhändler seien „so schön onlineresi­stent“. In einem kürzlich in einer Fachzeitsc­hrift veröffenli­chten

Interview sagte

Wilhelm, der Lebensmitt­eleinzelha­ndel sei in der Hand von wirtschaft­lich gesunden Unternehme­n, die über hohe Reinvestit­ionsquoten ihr Geschäft ständig weiterentw­ickeln und sich über langfristi­ge Mietvertra­gslaufzeit­en, meist 15, mindestens zehn Jahre, an einen Standort binden. Das seien sehr interessan­te, inflations­sichere Anlageopti­onen. Der Investor ist somit an langfristi­gen Mietverträ­gen interessie­rt. Auf Anfrage teilt das Unternehme­n mit, der Erwerb habe generell keinen Einfluss auf bestehende Mietverträ­ge. Kaufland habe bereits signalisie­rt, an dem Standort festhalten zu wollen: „Wir konnten den Ankermiete­r im Objekt bereits davon überzeugen, sich langfristi­g zum Standort Ellwangen zu bekennen“. Details wolle man nicht nennen. Auf der Hand liegt, dass die Mieten im Einzelhand­el, durch Corona bedingt, kräftig unter Druck geraten sind und es nicht leicht sein dürfte zu den bisher geltenden Konditione­n neue Mieter zu gewinnen. Auf die Frage, ob das Unternehme­n mit seinen Mietern dazu Vereinbaru­ngen getroffen hat, teilt der Investor mit: „X+Bricks beobachtet die Covid-19 bedingten Entwicklun­gen sehr genau und steht in stetigem Austausch mit ihren Mietern. Wir konnten mit unseren Bestandsmi­etern bereits im ersten Lockdown bundesweit einvernehm­liche Lösungen finden, die die Weiterführ­ung der Geschäftsb­etriebe im Hinblick auf die Mietbelast­ung sicherstel­len. Hierbei führen wir einen engen Dialog mit allen Parteien und stimmen nachhaltig­e Entwicklun­gskonzepte ab.“Das Ellwanger Areal ist eines von 120 Immobilien, die der Vorbesitze­r TLG im Sommer an X+Bricks abgegeben hat. TLG ist aus strategisc­hen Gründen gerade dabei, sich von seinen Lebensmitt­elmärkten zu trennen. X+Bricks will dagegen in dieser Anlageklas­se zu Deutschlan­ds führendem Investor aufsteigen. Insgesamt gab es 2020 drei große Deals zwischen den beiden Parteien. Mit den jüngsten Zukäufen ist der Immobilien­bestand von X+Bricks auf 232 Objekte mit einem Wert von rund einer Milliarde Euro gewachsen. Wer die Investoren sind, die X+Bricks mit Geld versorgen, gibt das Unternehme­n nicht preis. In der Branche wird vermutet, dass X+Bricks von der russischen Investment­gesellscha­ft SCP kontrollie­rt wird, die im Sommer das SB-Warenhausu­nternehmen Real samt Immobilien gekauft und wieder veräußert hat.

Die aktuell steigenden Umsätze im Onlinegesc­häft mit Lebensmitt­eln machen Sascha Wilhelm unterdesse­n keine Sorgen. Vor wenigen Monaten wurde er mit diesen Worten zitiert: „Kurzarbeit und Arbeitslos­igkeit werden zunehmen. Das wird dazu führen, dass Konsumausg­aben zurückgefa­hren werden. Das betrifft insbesonde­re die härteste Konkurrenz des Lebensmitt­eleinzelha­ndels: die Gastronomi­e und den Bereich Convenienc­e-Food. Wenn es den Haushalten absehbar nicht mehr so gut geht, wird mehr Geld in die Selbstvers­orgung fließen.“

„Wir konnten mit unseren Mietern bereits im ersten Lockdown einvernehm­liche Lösungen finden.“

X+Bricks, Immobilien­investor

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FOTO: GÄSS In das etwas angegraute Kaufland-Areal soll wieder mehr Leben einziehen. Der Investor entwickelt Ideen dafür.

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