Schalke siegt – ausgerechnet gegen Ulm
Schalke gewinnt im Pokal mit 3:1 gegen den Regionalligisten, Stevens nimmt Abschied
Den tapferen Fußballspielern des Regionalligsten SSV Ulm 1846 blieb der Pokal-Coup verwehrt. Für Bundesliga-Schlusslicht Schalke 04 war der 3:1-Erfolg in der 2. Hauptrunde – hier erzielt Benito Rahman das dritte Tor der Gastgeber (Foto: Guido Kirchner/dpa) – dennoch eine Sensation. Schließlich stecken die Königsblauen, in der Liga seit 29 Partien sieglos, in einer massiven Krise. Für Verteidiger Thomas Geyer und SSV-Torwart Maximilian Reule (rechts) war dies natürlich kein Trost.
GELSENKIRCHEN (SID/dpa) - Huub Stevens lachte erleichtert und klatschte zufrieden in die Hände: Mit einem bitter nötigen Erfolgserlebnis hat der Schalker Jahrhunderttrainer sein wohl letztes Intermezzo als Aushilfscoach bei S04 beendet und dem Bundesliga-Tabellenletzten ein wenig Einkaufsgeld für den Winter verschafft. Die seit 29 Ligaspielen sieglosen Königsblauen bezwangen in der zweiten Runde des DFB-Pokals den Regionalligisten SSV Ulm mit 3:1 (1:0) und kassierten für den Einzug ins Achtelfinale 700 000 Euro.
Damit muss der angeschlagene Sportvorstand Jochen Schneider in der Transferperiode im Januar für den hochverschuldeten Club vor allem eine Verstärkung für den Angriff finden. Wer als Stevens-Nachfolger nach der kurzen Winterpause die fast schon aussichtslose Mission Klassenerhalt übernehmen wird, soll am Mittwoch bekannt gegeben werden.
„Ich habe Spaß gehabt in diesen fünf Tagen“, sagte Stevens, ab diesem Abend sei er kein Trainer mehr: „Wir haben die nächste Runde erreicht, das ist das Wichtigste. Endlich mal wieder ein Sieg. Am 2. Januar ist es wieder ein neues Spiel.“Als Nachfolge-Kandidaten gelten neben Routinier Friedhelm Funkel (67) die beiden Ex-Stuttgarter Christian Gross (66) und Alexander Zorniger (53), die Schneider aus seiner Zeit beim VfB kennt. Gross trainierte zuletzt in Saudi-Arabien und Ägypten, Zorniger, der offenbar der Favorit sein soll, den dänischen ExMeister Bröndby IF.
Mit seinem ersten Tor seit dem letzten Schalker Bundesligasieg am 17. Januar (2:0 gegen Gladbach) erzielte Suat Serdar die Führung (27.). Benito Raman sorgte per Doppelpack (51./ 63.) für die Entscheidung. Für Ulm traf Johannes Reichert (82.) im Nachschuss nach seinem Foulelfmeter.
Stevens’ Nachfolger steht dennoch vor einer schweren Aufgabe. 45 Minuten lang war kein Drei-Klassen-Unterschied gegen Ulm zu sehen. „Die Leistung verdient Respekt. Trotzdem sind wir etwas enttäuscht, weil wir einen riesen Aufwand betrieben haben“, sagte der Ulmer Trainer Holger Bachthaler. Der Sechste der Regionalliga Südwest attackierte die Schalker früh, so dass sich das Geschehen in der ersten Halbzeit viel mehr in der Hälfte des Bundesligisten abspielte. Nicolas Jann versuchte es von links aus spitzem Winkel, konnte Christian Fährmann im Schalke-Tor aber nicht überraschen (13.). Die Ulmer waren ebenbürtig in den Zweikämpfen und mutig im Spiel nach vorn, brachten aber bis zur Pause nichts wirklich Gefährliches zustande. Anders die Gastgeber, die das Heimrecht mit Ulm getauscht hatten: Bei einem der ganz wenigen zielstrebigen Angriffe passte Linksverteidiger Bastian Oczipka zu Serdar, der aus 22 Metern mit einem noch leicht abgefälschten Schuss ebenso sehenswert wie unhaltbar traf.
Die dem Spielverlauf nach eher unerwartete Führung gab jedoch keine Sicherheit, zumal Stevens die Mannschaft nach dem bitteren 0:1 gegen Bielefeld auf fünf Positionen verändert hatte. So fehlten unter anderen Kapitän Omar Mascarell und Nassim Boujellab verletzt.
Die Ulmer, die 2018 im eigenen Stadion den damaligen Pokalsieger Eintracht Frankfurt überrascht hatten, versuchten weiter, erstmals seit 20 Jahren wieder die dritte Pokalrunde zu erreichen. Robin Heußer prüfte Fährmann aus der Distanz (47.), ehe auch Schalke im Gegenzug wieder gefährlich vor dem Ulmer Tor auftauchte – zum ersten Mal seit dem 1:0.
Als Ulms Torwart Maximilian Reule einen harten Fernschuss von Amine Harit nach vorn abprallen ließ, staubte Raman zum zweiten Treffer ab. Der zentrale Angreifer vollendete dann nach einer Balleroberung von Steven Skrzybski auch zum 3:0. Damit war die Entscheidung gefallen, befreit vom Druck zeigte Schalke nun auch spielerische Ansätze. Fährmann hielt sogar Reicherts Foulelfmeter, der Nachschuss zum Ehrentreffer aber saß.