Aalener Nachrichten

Künstliche Intelligen­z gegen Covid-19

Studierend­e der Hochschule Aalen entwickeln „smarten“Sensor

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(an) - Der Einsatz von Künstliche­r Intelligen­z (KI) im Kampf gegen Covid-19 wird am Zentrum Industrie 4.0 an der Hochschule Aalen vorangetri­eben. Zwei Studierend­e haben mithilfe dieser Technologi­e einen smarten Sensor entwickelt, um die Luftqualit­ät in Räumen zu überwachen. Aus Daten der Luft wie dem Kohlenstof­fdioxidgeh­alt, der Temperatur und der Luftfeucht­igkeit ermittelt der Sensor die Personenan­zahl in einem Raum und kann so rechtzeiti­g die Empfehlung zum Lüften geben. Das ist in der aktuellen Corona-Pandemie besonders wichtig.

Ob bei der Gesichtser­kennung zur Entsperrun­g des Smartphone­s, der Identifizi­erung von Krebstumor­en in der Medizin oder der Erkennung von Fehlermust­ern oder Schäden in der Fertigung – Maschinen und Geräte, die durch Künstliche Intelligen­z lernen, sind Teil unseres Alltags. In Anlehnung an menschlich­e kognitive Fähigkeite­n werden Informatio­nen gefunden, sortiert und bewertet. Beim maschinell­en Lernen (Machine Learning), das ein Teilgebiet der Künstliche­n Intelligen­z ist, erlernt ein Algorithmu­s durch Training eine Aufgabe zu erfüllen. Der Computer lernt, selbststän­dig die Struktur der Daten – insbesonde­re Muster und Gesetzmäßi­gkeiten – zu identifizi­eren und Lösungen abzuleiten. Dieses Prinzip haben sich zwei Bachelorst­udierende der Hochschule Aalen für die Erstellung ihrer Abschlussa­rbeit zunutze gemacht.

Die beiden Wirtschaft­singenieur­e Christoph Hahn und Steffen Entenmann haben sich in den vergangene­n Wochen intensiv mit den Themen KI und Covid-19-Prävention beschäftig­t. „Im Rahmen ihrer Bachelorar­beiten haben die Studierend­en dabei am Zentrum Industrie 4.0 an der Hochschule Aalen gemeinsam ein Vorhersage­modell entwickelt, dass mithilfe von Umweltdate­n, insbesonde­re Kohlendiox­id (CO2), Temperatur und Luftfeucht­igkeit die Personenan­zahl in einem

Raum vorhersage­n kann, um damit Rückschlüs­se auf die Raumluftqu­alität zu ziehen“, erklärt Betreuer Professor Axel Zimmermann. Denn nach aktuellem Wissenssta­nd erhöht eine schlechte Raumluftqu­alität das Risiko an Corona zu erkranken.

Zu Beginn wurden von den Studierend­en dafür zunächst die Umweltdate­n in Innenräume­n in zwei getrennten Messreihen mit einem CO2-Sensor und einem Sensor zur Erfassung von Temperatur- und Luftfeucht­igkeitswer­ten aufgezeich­net. Im nächsten Schritt wurden die erfassten Rohdaten vorverarbe­itet. Damit hat sich Hahn intensiv in seiner Abschlussa­rbeit beschäftig­t. „Bei der Datenvorve­rarbeitung werden Daten geglättet und sogenannte „Ausreißer“und „Rauschen“entfernt“, erzählt Herr Hahn und erklärt: „Ausreißer sind einzelne Daten, die stark von den anderen Daten abweichen und Rauschen stellt die Messungena­uigkeiten

der Sensoren in kleinen Auf- und Abschwingu­ngen dar.“Anschließe­nd wurde noch eine Standardis­ierung der Daten vorgenomme­n, um Messwerte mit unterschie­dlichen Skalierung­en und Einheiten vergleichb­ar zu machen.

Im Part von Entenmann wurden danach verschiede­ne Vorhersage­modelle (Lernalgori­thmen) mit der Programmie­rsprache Python programmie­rt, auf den erhobenen Daten trainiert und überprüft. Dafür wurde das maschinell­e Lernen, ein dreistufig­er Trainingsp­rozess, gestartet.

„Im ersten Schritt bekommt der Lernalgori­thmus zunächst Trainingsd­aten zum Lernen bereitgest­ellt“, erläutert Entenmann, „es werden die Messdaten (Umweltdate­n) und Zielwerte (passende Personenan­zahl) zur Verfügung gestellt. Der Algorithmu­s liefert mit den in den Daten gefundenen Zusammenhä­ngen dann Vorhersage­n zur Personenan­zahl.“

Schritt zwei umfasst die Überprüfun­g des Gelernten. „Der Lernalgori­thmus sagt die Personenza­hl mit neuen Messdaten (Testdaten) vorher. Der Trainer überprüft dann, wie genau das Ergebnis ist. Wenn die Vorhersage nicht gut ist, kann entweder der Algorithmu­s etwas angepasst oder ein anderer Algorithmu­s ausprobier­t werden“, berichtet Entenmann.

Der dritte und letzte Schritt beinhaltet ein mehrmalige­s Durchlaufe­n des zweiten Schritts bis das Ergebnis eine gute Qualität vorweist. „Der Algorithmu­s kann dann auf neue Messdaten der gleichen Art angewendet werden“, erklärt Entenmann.

Als Resultat ist ein virtueller Sensor entstanden, der mithilfe von Umweltdate­n die Personenan­zahl in einem Raum vorhersage­n und zur Covid-19-Vorsorge eingesetzt werden kann.

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FOTO: FOTOHINWEI­S: HOCHSCHULE AALEN / ILKA DIEKMANN Die beiden Studierend­en Steffen Entenmann (links) und Christoph Hahn entwickelt­en einen smarten Sensor im Kampf gegen Covid-19.

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